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Teufelchen – Wolfgang Hohlbein

Wolfgang Hohlbein schreibt vieles. Von Indiana Jones Büchern, blutigen Thrillern, gruseligen Horrorgeschichten oder mysteriösen Fantasyromanen könnte man sein Œuvre bestenfalls mit dem Wort „Phantastik“ überschreiben. Und nunja, ein paar Kinderbücher zählen eben auch dazu. Teufelchen wird vom Verlag beworben als „das erste Kinderbuch von Wolfgang und Heike Hohlbein“, allerdings erschien bereits 1984 das Buch „Kein Platz mehr im Hundehimmel“ der beiden; Teufelchen erschien 1997. Aber genug davon, schauen wir uns das Buch genauer an.

In Teufelchen geht es um den neunjährigen Justin, einen ganz normalen Jungen möchte man meinen. Wir erfahren von der Geschichte um seinen besten Freund – der jedoch kein Junge, sondern ein kleines Teufelchen ist. Diese Freundschaft wird von Teufelchens Eltern jedoch nicht unbedingt gebilligt und Justins Eltern wundern sich gelegentlich, was ihr Junge so treibt, aber grundsätzlich mögen die zwei sich sehr gerne. Doch Asmodis, eine Art Aufseher der Hölle, droht Teufelchen an, er müsse dringend eine böse Tat begehen, um sich als Teufel zu beweisen. Daran hängt auch er ganze Aufenthalt seiner Familie in der Hölle, denn auch seine Familie ist nicht als Teufel par Excellence bekannt. Wenn jetzt auch noch Teufelchen zu wenig böse Taten begeht, droht ihnen der Verstoß in die Menschenwelt. Justin erfährt davon und darf nun zusehen, wie sein Freund versucht, eine böse Tat zu begehen.

Leider mag ihm das so gar nicht gelingen. So versucht er einer alten Dame ihren Hund wegzunehmen, indem er seine Leine löst, während sie im Laden ist. Nun, es gibt einen Unfall, ein LKW fährt gegen die Ladenfront und dank Teufelchens böser Tat hat der Hund überlebt. Gut für die Dame, aber Asmodis ist wenig angetan. Und in diesem Stil geht es weiter. Teufelchen versucht böse Taten zu begehen, was aber hoffnungslos fehlschlägt. Es sieht also für seine Familie und den Höllenaufenthalt nicht gut aus.

Teufelchen ist ein kurzes Büchlein. Mit großer Schrift und vielen Illustrationen kommt es auf 140 Seiten. Es ist aber eben auch als Kinderbuch ab 8 Jahren empfohlen, für Kinder diesen Alters ist es wohl gerade recht. Die Illustrationen stammen von Karoline Kehr – ich muss aber sagen, dass sie mir nicht besonders gefielen. Ich finde die Zeichnungen irgendwie zu grob und nicht besonders ästhetisch – leider kann ich es nicht besser beschreiben.

Die Geschichte selbst hat mir recht gut gefallen, es ist eine putzige kleine Geschichte mit einer sehr hübschen Moral. Es ist keine große Jugendliteratur, bei der man auch als Erwachsener ständig neue Metaebenen entdecken kann, aber in dem Buch werden Humor, Moral und Anderssein schön miteinander kombiniert. Ein Teufelchen, das nicht böse sein will und damit gar nicht in seine Rolle passt trifft auf einen Onkel, der ein traditionelles Teufelsideal vertritt, mit dem sich die Hauptfigur letztendlich gar nicht mehr identifizieren kann. Dabei trifft Teufelchen nicht mal aktive Entscheidungen, im Gegenteil versucht er sich zwanghaft unmoralisch zu verhalten – oft von moralischen Hinweisen von seinem Freund Justin aufgehalten – aber man merkt, dass dieses teuflische Verhalten nicht von ihm selbst kommt, sondern er sich anstrengen muss, um so zu handeln, wie es seiner Natur entspricht. Macht daraus, was ihr wollt. Da steckt vermutlich nicht wirklich viel mehr drin, aber es steht jedem Leser frei, die Geschichte so zu interpretieren, wie man es möchte. Aber die Storyline „Junger Mensch findet seine Identität heraus uns sie entspricht nicht dem, was gebürtige Merkmale und soziales Umfeld von ihm erwarten“ würde man auch heute noch genau so erzählen.

Abgesehen von den Hauptfiguren sind die Charaktere natürlich relativ blass, aber 140 Seiten erlauben nicht viel Tiefgang, zumal ja auch die Hölle als Ort noch im Worldbuilding berücksichtigt werden muss. Was gibt es sonst noch zu sagen? Teufelchen hat interessanterweise keinen Namen, bekommt nicht mal am Ende einen. Der Name des bösen Onkels, Asmodis geht auf einen hebräischen Dämon zurück, hat aber aus der Mythologie nicht viel mehr als den Namen gemein, da aber Asmodeo heutzutage als Synonym für den Teufel gilt, gibt es hier auch nicht viel mehr rauszuholen.

In diesem Sinne bleibe ich bei 4/5 Sternen für ein Buch, das vielleicht etwas ergiebiger ist, als es auf den ersten Blick wirkt.

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Ein deutsches Klassenzimmer – Jan Kammann

Jan Kammann ist ein Lehrer aus Hamburg. Er unterrichtet Englisch und Erdkunde und hat das auch schon 2015 getan, in einer Zeit, in der viele Geflüchtete nach Deutschland kamen und deren Kinder dann wie selbstverständlich auch auf die Schule gingen. Sie wurden zunächst in sogenannten Intensiv- oder Willkommensklassen auf die Regelklassen vorbereitet. Jetzt, im Juni 2023, wo ich diese Zeilen schreibe, gibt es solche Klassen wieder an den Schulen, allerdings sind derzeit die meisten Kinder aus der Ukraine.

Als Jan Kammann diese Klassen unterrichtet hat, kamen die Kinder aus vielen verschiedenen Ländern. Als eines seiner Kinder, das aus Bulgarien kam, nach den Ferien noch nicht zurück war und eine Verspätung auf der Busreise angibt, nimmt er das zum Anlass, selbst mal mit dem Bus nach Bulgarien zu fahren – und er merkt, dass sich diese Busreise ein wenig von dem Komfort eines Linienfliegers unterscheidet. Stundenlange Landstraßenumwege, Pannen kurz vor dem Ziel, ein insgesamt nicht wirklich komfortabler Bus und gute vierzig Stunden Fahrtzeit für 2000km. Inspiriert von diesem Ausflug lässt sich Jan Kammann von seinen internationalen Schüler:innen kleine Reiseführer für ihre Heimatländer schreiben, nimmt sich ein Sabbatical und bereist diese Länder. Zumindest einige von ihnen. Unter anderem ist er im Iran, in Armenien, Georgien, im Kosovo, in Albanien, in Polen, in Italien, Kuba, Kolumbien, Südkorea und Ghana sowie in einigen anderen Ländern. Er erzählt in dem Buch von seinen dortigen Erlebnissen, erzählt seine Reiserouten, von interessanten Begebenheiten und wertvollen Erfahrungen.

Ich muss an dieser Stelle zugeben: Meine Referenz für Reiseberichte sind die von Bill Bryson. Informativ, mit eingestreuten Anekdoten und Hintergründen und sehr witzig. Das Buch von Jan Kammann ist nichts davon. Das klingt jetzt etwas hart und ist gar nicht so negativ gemeint, wie es klingt. Ich hatte viel Spaß mit dem Buch. Es war interessant, Jan Kammann auf seiner Reise zu begleiten und er schafft es, die wechselvollen Erfahrungen, die er macht, gut zu vermitteln. Immer wieder nimmt er Bezug auf die kleinen Reiseführer seiner Schüler:innen und versucht das Leben der Schüler:innen zu verstehen.

Was mir allerdings gefehlt hat, sind die wirklich neuen Einsichten, die Reflexionsmomente, bei denen man das Gefühl hat, dass die Reise etwas mit Kammann gemacht hat. Streckenweise sieht man das, so bei einem Besuch einer semi-illegalen Mädchenschule und im Gespräch mit den dortigen Lehrerinnen oder bei einem Gespräch  – ich glaube Iran? – über westliche und östliche Philosophen und wie wenig er von den östlichen, wie viel sein Gesprächspartner aber von den westlichen Philosophen weiß. Den Rest des Reiseberichtes ist es mehr ein Staunen über die Fremdartigkeit und ein Suchen nach vergleichbaren Mustern. Dazu liefert Kammann auch nicht mehr Hintergründe als die, die er selbst beim Besuch des Landes hatte – man hat streckenweise das Gefühl, dass er sich vorher nur über die Reiseführer seiner Schüler:innen informiert hat und auch die Erlebnisse nicht nochmal in einer journalistischen Art und Weise nachrecherchiert hat. So bleibt es sehr stark auf der Ebene des Subjektiven verhaftet und schafft nicht immer die Einordnung, die man sich von einem Lehrer gewünscht hätte.

Nichtsdestotrotz ist das Buch eine sehr spannende Lektüre und ich empfehle es gerne weiter. Es ist mehr ein Erfahrungebericht über eine Weltreise, die von seiner Klasse ausgelöst wurde. Die Reisen haben an sich wenig mit den Schüler:innen zu tun. Dennoch erweitert das Lesen über Reisen immer den Horizont – wie es auch dieses Buch tut. Noch dazu ist es für gerademal 4,50€ von der Bundeszentrale für politische Bildung zu beziehen. Ich gebe dem Buch insgesamt gerne 4/5 Sternen.

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Was wir scheinen – Hildegard E. Keller

Hildegard E. Keller ist eine Schweizer Literaturwissenschaftlerin, sie hat viel zur mittelalterlichen Mystik geforscht, ihr Fachgebiet ist die Mediävistik. Sie war Professorin in Indiana und Zürich und ist außerdem als Verlegerin, Übersetzerin und – was wie recht bekannt gemacht hat – Literaturkritikerin tätig. Sie war im Literaturclub des Schweizer Fernsehens lange Jahre zu sehen und gut ein Jahrzehnt in der Jury des Bachmannpreises tätig. 2021 veröffentlichte sie bei Eichborn einen Roman: Was wir scheinen. Es geht um Hannah Arendt. Die Wahl Hannah Arendts als Thema ist angesichts ihrer Biographie erstmal überraschend. Also schauen wir uns das Buch mal an.

Wir lernen Hannah Arendt kennen, sie ist auf dem Weg nach Tegna. Im Sommer 1975, nur wenige Monate vor ihrem Tod, macht sie dort Urlaub. Ihr Mann, Heinrich, ist schon seit fünf Jahren verstorben, sie hatte im vergangenen Jahr ihren ersten Herzinfarkt, soll es also ruhig angehen lassen. Im Zug nickt sie ein bisschen ein, denkt nach über ihr Leben und ihre Vergangenheit. Kapitelwechsel, wir sind im Jahr 1941. In Manhattan, wo Hannah Arendt gerade nach einiger Zeit in Frankreich angekommen war. Schon 1933 floh sie ins französische Exil vor dem Nationalsozialismus, nun musste sie nach Amerika auswandeln, zusammen mit ihrer Mutter und ihrem Heinrich. Sie findet eine erste Anstellung beim deutsch-jüdischen Magazin Aufbau in New York und wird dort in der lokalen Szene bekannter. Verdient den Lebensunterhalt für die Familie nahezu allein. Arbeitet für die Gesellschaft zur Rettung und Pflege jüdischen Kulturguts. Und dann springt es immer wieder zurück zum Urlaub in Tegna, der Urlaubsbekanntschaft dort und ihren ganz alltäglichen Ritualen, ihrem Obst zum Frühstück. Und wieder zurück nach Jerusalem. Eichmann steht vor Gericht und Arendt ist als Prozessbeobachterin für The New Yorker vor Ort. Mit ihrem Buch zieht sie enormen Gegenwind und enorme Anerkennung auf sich; im Urlaub in Tegna reflektiert sie über diesen Wendepunkt ihres Lebens. Der Wendepunkt, der sie auf die Bahn brachte, auf der sie sich vor ihrer Flucht befand: Zum Forschen an die Universität. Erst in Chicago, später in New York, mit Preisen überhäuft. Und immer wieder zurück nach Tegna, wo das Buch auf der Heimreise nach New York endet. Vier Wochen war sie in Tegna, gute 550 Seiten hat uns Hildegard Keller mitgenommen in das Leben dieser Philosophin.

Was wir scheinen ist ein beeindruckendes Buch. Es ist ein Roman, er erhebt keinen Anspruch auf Wirklichkeit. Und weil er einen personalen Erzähler nutzt, ist natürlich völlig offen, ob Hannah Arendt wirklich so gedacht hat und die Person ist eine Romanfigur. Aber andererseits auch nicht. Der Roman berichtet über reale Ereignisse und soweit ich das mit ein bisschen Wikipedia und meinem Wissen über Hannah Arendt nachvollziehen kann, ist der Roman historisch absolut akkurat geschrieben. Das Buch reiht sich damit ein in eine Reihe von Büchern, die zugleich biographisch als auch fiktional sind. „Die Frau, die den Himmel eroberte“ von Vanessa Giese ist ein Beispiel für einen vergleichbaren Roman. Dieser Trend ist – zumindest aus meiner Wahrnehmung – relativ neu; vielleicht ein Versuch, Biographien, die ja zumeist ein männliches Publikum ansprechen, durch künstlerisches Erzählen für ein weibliches Publikum attraktiver zu machen? Ob das funktioniert, müssen die Verlage wissen, ich kann nur berichten, dass ich diese Erzählform sehr ansprechend fand.

Der Reiz dieser Erzählform liegt in der fehlenden Distanz zwischen Person und Leser:in. Man ist teilweise unangenehm nah an Hannah Arendt dran, erfährt über ihre Frühstücksgewohnheiten, ihr Innenleben und die Beziehung zu ihren Freund:innen. Hier hatte ich noch im ersten Teil einen für mich sehr befremdlichen Moment, als Hannah von ‚Theodor‘ und ‚den Wiesengrunds‘ sprach. Einen Moment hat es gebraucht, bis ich verstanden habe, dass hier Adorno gemeint ist, aber dann kam es mir sehr seltsam vor, diesen Philosophen, den ich aus meinem Studium kenne und mit dessen Theorien und Texten ich mich recht viel beschäftigt habe, so privat zu erleben. Generell, dieses private Erleben von bekannten Figuren war etwas, an das ich mich in der Lektüre erst gewöhnen musste.

Es ist ein faszinierender Roman. Er erzählt natürlich einiges über die Welt während und überwiegend nach dem zweiten Weltkrieg, von Hannah Arendt, die sich zeitlebens behaupten musste und ihre Rolle nie so gespielt hat, wie sie ihr zugedacht war. Ich hatte viel Freude mit der Lektüre, wenngleich sie an manchen Stellen etwas irritierend war. Ich glaube, ohne Vorwissen hat man an einigen Stellen Verständnisprobleme, gerade wenn die Autorin nur Vornamen nutzt, um andere Leute anzusprechen. Ich habe mehr als einmal gegoogelt, welcher Ludwig, Max oder Hermann denn jetzt schon wieder gemeint ist.

Kurzum ist das Buch ein faszinierender Einblick in das Leben einer der wichtigsten Denkerinnen des 20. Jahrhunderts. Es ist natürlich keine Einführung in das Werk von Hannah Arendt, das wird lediglich gestreift. Aber über ihr (vermeintliches Innen-)Leben erfährt man in diesem Buch einiges, weswegen ich hierfür auf jeden Fall volle 5/5 Sternen gebe.

 

 

 

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Dracula – Bram Stoker

Der Roman Dracula von Bram Stoker ist der Referenzpunkt jeglicher Horrorliteratur überhaupt. Ich will nicht sagen, dass es die erste Gruselgeschichte ist, die deutschen Romantiker haben schon um 1820 herum ziemlich düstere, gruselige Geschichten geschrieben; auch Frankenstein ist gute 70 Jahre älter als der hier vorliegende Roman. Trotzdem kommt man an Dracula nicht vorbei.

Es beginnt mit dem jungen Anwalt Jonathan Harker, der von einem Graf Dracula nach Siebenbürgen (auch als Transsilvanien bekannt) bestellt wird. Er solle dort einige Angelegenheiten für ihn regeln, er wolle ein Haus in London kaufen. Schon auf dem Weg zu ihn reagieren alle Menschen seltsam, denen er von seinem Ziel erzählt. Dort angekommen entpuppt sich der Graf zunächst als etwas exzentrisch – so darf Harker gewisse Räume nicht betreten und die Burg für einige Tage nicht verlassen. Er beobachtet dann immer ungewöhnlichere Eigenheiten: Der Graf hat kein Spiegelbild und kann – ähnlich wie eine Eidechse – einfach an der Burgwand hochklettern. Als er dann, neugierig, wie er ist, einen verbotenen Raum betritt und dort einschläft, kommen drei Frauen, die ihn beißen wollen. Dracula hält ihn davon ab und wirft ihnen ein gefangenes Kind vor. Nur mit viel Glück gelingt Harker die Flucht aus der Burg.

Hier enden die berühmten ersten Kapitel – doch eigentlich beginnt hier erst die Geschichte. Es folgt die Ankunft des Schiffes aus Siebenbürgen, bei dem jedoch die gesamte Besatzung fehlt und nur ein schwarzer Hund entflieht. Die Freundin von Harkers Frau erkrankt an Schlafwandeln und hat plötzlich zwei Male am Hals. Der befreundete Leiter einer Psychiatrie Dr. Seward schaltet einen niederländischen Gelehrten, Prof. van Helsing ein, der vom Vampyrismus schon gehört hat und sich der Gruppe anschließt, um Dracula zu besiegen. Eine wilde Jagd durch Europa, die nicht immer glimpflich ausgeht, entfaltet sich auf den gut 500 Seiten des Buches.

Und ja, 500 Seiten. Sehr dichter Text. Denn das Geschehen wird nicht direkt erzählt, sondern nur berichtet. Über die Form muss ich unbedingt erzählen. Es gibt keine durchgängige Erzählinstanz, das gesamte Buch ist aus Tagebucheinträgen, Briefen und Berichten collagiert. Das verdichtet die Handlung ungemein, weil natürlich dort bereits rückblickend und zusammenfassend erzählt wird. Hinzu kommt, dass diese Erzählperspektive für Spannung sorgt, weil man immer nur eine Perspektive geschildert bekommt und sich Hintergründe oft erst im Nachhinein ergeben. Beim Lesen führt es aber auch dazu, dass man immer mal wieder kurz durchatmen und sich der Erzählsituation vergegenwärtigen muss.

Ich muss zugeben, ich kannte vor dem Lesen so grob den Inhalt der berühmten ersten Kapitel und war dann beim Lesen von der Komplexität und Raffinesse der Vampirjagd überrascht. Fast schon mit wissenschaftlichen Methoden geht der Herr Professor hier vor und schafft es so, das allerschlimmste zu verhindern. Es ist schon absolut nachvollziehbar, warum das Buch damals mit „Für Schwachnervige ist es jedoch keine Lektüre“ beworben wurde. Wenngleich natürlich Dracula in Buchform heute wohl nur noch wenige Leute in Angst und Schrecken versetzt – einfach weil wir mit dem Vampirmotiv entsprechend vertraut sind und sich das Horrorgenre deutlich weiterentwickelt hat – eine spannende Lektüre ist das Buch bis heute. Wer sich also auf die heutzutage recht selten gewordene Form einlässt, den erwartet mit Dracula nicht nur eine Rückbesinnung auf den Ursprung des Horrorgenres, sondern auch davon unabhängig ein spannendes, actiongeladenes Buch, das viele Rätsel aufgibt und sie nicht immer nur positiv auflöst.

Was die Ausgabe angeht: Ich hatte die Ausgabe von Fischer Klassik, die von Heinz Widtmann übersetzt wurde und um ein bisschen Anhang ergänzt wurde. Der Anhang war nützlich und lieferte eine schöne Einordnung, an der Übersetzung ist mir nichts negativ aufgefallen. Die Übersetzung ist von 1908 und damit als erste deutsche Übertragung stilistisch also recht nah an der Entstehungszeit. Mir hat das gut gefallen, ich kann also meine Ausgabe weiterempfehlen, aber ich denke, zur Lektüre eignen sich auch andere und preiswertere Ausgaben.

Ich gebe Dracula volle 5/5 Sternen und kann das Buch nur uneingeschränkt weiterempfehlen. Ja, es ist etwas gruselig und spannend, aber ich denke auch Menschen, die nicht so gerne Horrorfilme zum Abendessen schauen, kommen bei dem Buch auf ihre Kosten.

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Weihnachten auf der Lindwurmfeste – Walter Moers

Es war einmal eine Buchhaim-Trilogie, die schmerzlich auf ihre Fortsetzung wartete, da kam eine schlaflose Prinzessin und stahl ihr die Show. Und war vorher sechs Jahre lang nichts aus Zamonien zu hören, ging es zwischen Mitte 2017 und Anfang 2019 Schlag auf Schlag und gleich drei Titel erschienen – das zweite davon ist „Weihnachten auf der Lindwurmfeste“, ein kurzes Büchlein, das die Übersetzung eines Briefs von Hildegunst von Mythenmetz darstellt, den er an einen befreundeten Buchhändler schrieb, um ihm von Hamoulimepp, einem jährlichen Fest zu erzählen, das nur in der Lindwurmfeste gefeiert wird.

Einige Bräuche dieses Festes ähneln erschreckend dem hiesigen Weihnachtsfest, weshalb der ‚Übersetzer‘ Moers uns dieses Bändchen hat angedeihen lassen. Moers sagt selbst in einem Interview, er sei kein besonderer Freund von Weihnachten und so legt er seinem Alter Ego einen Verriss sondergleichen in den Mund. Dabei entfernt sich das Hamoulimepp hinreichend weit von Weihnachten, um interessant zu bleiben, ist aber gleichzeitig so nah daran, dass man die Anspielungen größtenteils erkennt. Mythenmetz schimpft über die grauenvolle Musik, die sinnlose Völlerei, seltsame Traditionen und nennt das Fest eine Schande für die Dicherkultur der Lindwürmer, wenngleich er einige literarische Traditionen des Festes, wie den großen Büchertausch am Ende oder die Idee, auf Schneckenhäuser kleine Gedichte zu schreiben, schätzt. Das finale Feuerwerk lässt ihn dann aber doch sentimental werden, was ein wenig an eine Aussage von Hercule Poirot erinnert: „Weihnachten ist in meiner Heimat ein Fest für Kinder. Wir Erwachsenen feiern hauptsächlich den Jahreswechsel“.

Der Brief ist durch ein gutes Dutzend ‚taxonomischer Tafeln‘ illustriert, die die angesprochenen Gegenstände bzw. Traditionen durch einige Beispiele illustrieren. Ihm geht ein Vorwort des Übersetzers voraus, im Buch befindet sich zudem noch eine Leseprobe des Autors. Und hier setzt auch schon meine größte Kritik an dem Buch an: Es ist ziemlich kurz. Es ist großformatig, durchgängig illustriert und der Brief ist auch hübsch inszeniert, auf einer Art Briefpapier mit einer Brieftypischen Schrift (vergleichbar vielleicht mit Gregs Tagebuch in Erwachsen). So passt natürlich verhältnismäßig wenig auf eine Seite – und es sind auch gerademal 50 Seiten, die der Brief umfasst. Mit den taxonomischen Tafeln und dem Paratext bleibt die Seitenzählung dann bei 112 stehen, aber es verdichtet sich doch der Eindruck, dass das überwiegend geschah, um den stolzen Preis von 15€ zu rechtfertigen. (Update: Aktuell ist das Buch für 7,99€ erhältlich – für die Ausstattung ist das ein guter Preis!) Natürlich, die Ausstattung ist edel, Hardcover, Schutzumschlag, Lesebändchen, Schutzumschlag in typischer Moers-Textur – aber für den Inhalt ist das doch etwas viel. Selbst mit ausführlicher Betrachtung der Tafeln und gutem Studium des Paratexts bleibt doch nur ein Lesevergnügen von einer guten Stunde übrig. Zudem die taxonomischen Tafeln, die von Lydia Rohde gestaltet wurden, zwar hübsch anzusehen sind, aber im Wesentlichen nur verschiedene Varianten eines Motivs darstellen. Da sind dann eben neun Felsengeiereier in verschiedenen Farben abgebildet. Hübsch anzusehen, der Mehrwert gegenüber einer einzelnen Illustration im Text ist jedoch eher gering.

Es ist definitiv ein Buch für Liebhaber, für Sammler von Moers. Die Geschichte des Briefs ist nicht schlecht, er liefert noch einen kleinen aber spannenden weiteren Baustein aus der Welt Zamoniens, aber als eBook-Single für 0,99€ und/oder Bonusmaterial einer Neuausgabe eines alten Moers wäre der Text vermutlich besser aufgehoben. Unter diesem Eindruck freue ich mich auf den Bücherdrachen, zu dem mich die Leseprobe durchaus anfixen konnte, bleibe bei diesem Bändchen aber leider nur bei 3/5 Sternen stehen. Für ein eigenes Buch ist das dann doch etwas dünn.

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Mein SuB kommt zu Wort: August 2022

Hui, schon lange nicht mehr gebloggt. Also erstmal ein bisschen Staub wischen und sich darüber freuen, dass (auch virtuelles) Papier geduldig ist. Eigentlich wollte ich schon vor einigen Monaten wieder mal etwas schreiben, denn ein bisschen was habe ich im letzten Jahr durchaus gelesen und gerne würde ich euch auch davon erzählen, aber das muss nochmal warten, denn Vanessa und Melli feiern heute am 20.08 ihr Jubiläum: Vor genau einem Jahr haben Sie die Aktion „Mein SuB kommt zu Wort“ übernommen und weil ich damals vor 11 Monaten versprochen habe, zumindest gelegentlich teilzunehmen, mache ich genau das heute – ich lasse meinen SuB zu Wort kommen. There you go!

  1. Wie groß bist du aktuell?

Die Übersichtsseite auf meinem Blog ist leider schon lange nicht mehr aktuell. Aber exklusiv für euch habe ich mal wieder Inventur gemacht (also, in die allmächtige Excel-Tabelle geschaut) und die sagt: 133 Titel mit 69034 Seiten. Der Unterschied zum letzten Jahr (129) ist also eher gering, allerdings ist der Aufwärtstrend bei meinem aktuellen Lesepensum eher ungut.

  1. Wie ist die SuB-Pflege bisher gelaufen: Zeig uns deine drei neusten Schätze auf dem Stapel!

Ich habe endlich die abschließenden Bände 11 und 12 der Charity-Reihe von Wolfgang Hohlbein auf meinem SuB. Darauf bin ich schon sehr gespannt, denn angeblich soll die Reihe nach dem zehnten Band ganz passabel enden, dann wird sie mit zwei Bänden fortgesetzt und endet völlig offen. Für leidensgeplagte Hohlbein-Fans nichts ungewöhnliches… Weiterhin habe ich – aber schon seit einiger Zeit – den aktuellen Buchpreisgewinner ‚Blaue Frau‘ von Antje Ravik Strubel auf meinem SuB liegen. Ist ja auch schon bald wieder soweit.

  1. Welches Buch hat dich als letztes verlassen, weil es gelesen wurde? War es ein SuB-Senior, ein Reihenteil, ein Rezi-Exemplar und wie hat es deinem Besitzer gefallen?

Das Buch hieß „Ein deutsches Klassenzimmer“ von Jan Kammann. Der Englisch- und Geographielehrer unternimmt in einem Sabbatical den Versuch, möglichst viele Heimatländer seiner geflüchteten Schüler:innen zu besuchen. Das Buch habe ich auch erst vor einigen Monaten bei der BPB bestellt und dann auch recht zeitnah gelesen. Eine Rezi dazu werde ich auch noch schreiben (bald! Besimmt!), aber ich fand das Buch durchaus recht inspirierend.

  1. Lieber SuB, im Sommer lässt es sich prima draußen mit längeren Geschichten entspannen. Welche Bücher über 400 Seiten hast du auf deinen Stapeln.

Ha. Haha. Soll ich die jetzt aufzählen? Das sind 83 Titel? Das beginnt mit „Söhne und Liebhaber“ von D.H. Lawrence (402 Seiten) und endet bei Es von Stephen King (1533 Seiten). Aber gut, ich soll ja hier einen Titel nominieren, den ich bis zum nächsten Mal gelesen habe. Da fällt mir noch etwas ein:

Letztes Mal hatte ich Annette: Ein Heldinnenepos, Was wir scheinen und Mr. Mercedes nominiert. Gelesen habe ich tatsächlich einen Titel davon: Was wir scheinen habe ich Anfang des Jahres beendet. Auch hier folgt eine Rezi in Kürze™.

Für den aktuellen Monat nominiere ich mal drei Titel, auf die ich spontan beim Durchsehen meines SuBs Lust hatte: The President is Missing von Bill Clinton und James Patterson; Ready Player One von Ernest Cline und Blaue Frau von Antje Ravik Strubel (habe ich ja oben schon mal erwähnt). Wann wir uns hier wieder lesen, weiß ich nicht, aber hoffentlich dauert es keine weiteren 8 Monate bis zum nächsten Post. Haltet bis dahin die Ohren steif!

Florian (und RuB)

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Zu Lande und in der Luft – Teresa Bloomingdale

Ich glaube, ich muss kurz Teresa Bloomingdale erklären. Sie war Mutter von 10 Kindern, Frau eines Anwalts, hatte 10 Kinder und schrieb autobiographisch-humorvolle Bücher über sich und ihr Leben. In Omaha schrieb sie zudem noch für Zeitungen. Und das ist das Ende der Erklärung. Kurioserweise hat die Dame zwar einen deutschen aber keinen englischen Wikipediaartikel. Ihre Bücher sind allesamt nicht mehr im Druck, weiter auf Deutsch noch auf Englisch, man findet keine Fotos, auf Goodreads gibt es ein paar verstreute Rezensionen aber keine weiteren Informationen. Die Chancen stehen gut, dass diese Autorin in einigen Jahren völlig vergessen sein wird. Möglicherweise ist sie das auch jetzt schon. Der Ausschnitt „Zu Lande und in der Luft“ stammt aus dem Buch „Wie geht es dir? Mir geht es gut das ist die Hauptsache!“, das 1985 bei Paul Zsolnay erschien.

In dem kurzen Buchausschnitt beschriebt sie, was für ein Unterfangen es ist, mit vielen Kindern, die auf die Reise sehr unterschiedlich reagieren, zu reisen, sei es im Zug, wo der arme Schaffner beim Hüten der Kinder mithelfen darf, im Flugzeug, wo auch die Mutter (ohne Telefon!) plötzlich ängstlich wird und schließlich im Überlandbus, wo Menschen eine ganz eigene „Reisepersönlichkeit“ entwickeln – auch die Autorin selbst, wie sie am Ende feststellen muss.

Nun, ist es schade, wenn Teresa Bloomingdale vergessen wird? Ich weiß es nicht und nach einem 10-seitigen Textausschnitt kann ich das nicht wirklich beurteilen – aber wirklich begeistert war ich nicht unbedingt. Es erinnerte mich wirklich an die halbwegs lustigen Familienromane, die in den 80ern typisch waren, in denen Frauen über das Familienidyll und die witzigen und haarsträubenden Episoden aus ihrem Leben als Mutter berichten. Aus heutiger Perspektive schüttelt man den Kopf über die sich aus dem Familienleben konsequent heraushaltenden Männer und die Frauenfiguren, die klischeebeladener nicht sein können – aber vermutlich bildet das erschreckend gut die Realität ihrer Zeit ab und das Schreiben und Lesen solcher Bücher diente der Selbstvergewisserung der Frauen, dass das alles normal war, was sie erlebten. Emanzipatorisch? Bestimmt nicht. Unterhaltsam? Vielleicht. Empfehlenswert? Eher nicht.

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Koffer auspacken – Kurt Tucholsky

Weiter geht es mit den Sommergeschichten – gerade etwas antizyklisch, weil es draußen doch wirklich recht kalt ist. Es handelt sich – wenn ich richtig recherchiert habe – um eine Glosse aus dem Jahr 1927 von Tucholsky, die es immerhin zu solcher Bekanntheit geschafft hat, dass sich Theatergruppen davon inspiriert fühlten, ein Stück über Koffer zu schreiben. Soweit meine Recherchen, die ich auch nicht weiter ausdehnen möchte, da ich sonst akute Gefahr laufe, mit diesem Post umfangreicher als die Glosse selbst zu werden, die nämlich exakt 730 Wörter umfasst.

Die Glosse selbst beschäftigt sich – so es der Titel schon andeutet – mit dem Auspacken des Koffers. Das lyrische Ich ist ein verheirateter Mann, ist alleine unterwegs in einem fremden Hotelzimmer, mutmaßlich in einem fremden Land. Beim Auspacken des von seiner Frau gepackten Koffers räsoniert er über Erinnerungen an die Heimat und wie die in seinem Hotelzimmer durch den gepackten Koffer wieder lebendig wird und er sich mehr zuhause als fremd fühlt und wie schnell dieses Gefühl nach dem Auspacken des Koffers verschwindet. Er betont dabei die besondere Bedeutung der Nase.

So, jetzt sitze ich hier und muss irgendetwas zu einer Glosse sagen. Ich lasse da direkt mal den Autor seine Rezension selbst schreiben: „Ein Mann, der sich lyrisch Hosen in den Schrank hängt!“. Ich glaube, damit ist alles gesagt, die Geschichte gut getroffen und ich kann mir den Rest meiner Besprechung sparen. Nein, im Ernst. Die kleine Glosse zeugt sicherlich von einigem literarischen Talent, einer gewissen Portion Humor und wenn man ein großer Tuchosky-Kenner wäre, würde man bestimmt auch typische Stilmerkmale identifizieren können – das kann ich leider nicht, kann euch aber diese kleine Glosse uneingeschränkt empfehlen. Zumal die Lesezeit dieses Textes, der sich auch gut im Internet finden lässt, wohl kaum das doppelte der Lesezeit dieses Posts betragen dürfte.

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Ein lasterhaftes Hotel – Ephraim Kishon

Ephraim kommt mit seiner Frau in ein Hotel. Leider hat sie sich die Koffer ihrer Mutter ausgeborgt und nun wird den beiden anstandshalber ein Doppelzimmer zugewiesen. Nachdem ihm in der Hotellobby einige Bekannte ihre Begleitung als ‚Schwester‘ oder ‚Tochter‘ vorstellen, fängt auch er an, seine Frau als seine ‚Freundin‘ vorzustellen. Erst ein Journalist, der Ephraim fragt, ob das Hotel hier wirklich so langweilig sei, dass die Leute mit Tochter, Frau oder Schwester hinreisen, kann die Situation aufklären.

Es ist gar nicht so einfach, kleine Satiren mit einem kleinen Absatz zu beschreiben.  Vermutlich wird in meinem Absatz der Witz hinter dieser Geschichte gar nicht wirklich deutlich, aber glaubt mir, er ist da. In einem abgelegenen Hotel wird die Illusion einer heimlichen Abstiege für unverheiratete Paare erzeugt, in die Kishon mit seiner Frau heranzugeraten scheint, die dann aber am Ende aufgelöst wird – so ist es doch nur ein ganz normales langweiliges Hotel.

Ich muss zugeben, dass ich von Kishon bisher noch nichts gelesen habe (vielleicht auch doch und ich habe es nicht als ‚von Kishon‘ wahrgenommen?), aber ich kam mit dem Stil der Geschichte recht gut zurecht. Trotz der Kürze – es sind kaum 6 Seiten) ist die Geschichte hinreichend komplex, viele Personen spielen eine Rolle und werden kurz eingeführt. Bemerkenswert ist noch, dass das alles ein bisschen unterschwellig stattfindet. Nichts wird jemals ausgesprochen, alles nur impliziert – worin natürlich das Missverständnis liegt, was aber auch für erstmalige Leser von Kishon im ersten Augenblick etwas verwirrend sein kann.

Insgesamt ist das eine spaßige kleine Geschichte, die niemandem weh tut, aber einige Minuten gut unterhalten kann. Gerne mehr davon!

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Ankündigung: Sommertage: 44 Geschichten für die schönste Zeit des Jahres

Ich finde, Anthologien sind eine ganz spezielle Art von Büchern. Bis heute erscheinen solche Bücher in den verschiedensten Verlagen. Ich kenne die Lesebücher von Fischer aus den Buchhandlungen meiner Wahl, aber bin auch an anderen Stellen schon auf solche Bücher gestoßen. Dort sind dann, von einem Herausgeber sorgsam zusammengestellt, kurze Texte ausgewählt, die zu einem bestimmten Thema, einem Autor, einer Epoche oder einfach einem ‚Gefühl‘ passen sollen. Versammelt sind dort Gedichte (im Bereich der Lyrik sind Anthologien recht gängig), Kurzgeschichten oder vom Lektor selbst kompilierte Romanauszüge.

Ohne den Buchmarkt genau zu kennen, vermute ich, dass die Verkaufszahlen für solche Bände eher mäßig sind und die Lizensierung dieser Texte ein verlegerischer Alptraum sein muss – Fischer Klassik umgeht das sehr elegant mit der Verwendung gemeinfreier Texte. Nun fiel mir spontan eine Anthologie in die Hände. „Sommertage: 44 Geschichten für die schönste Zeit des Jahres“. Es war noch nicht ganz Sommer, ich machte mir Gedanken, wie ich meinen Blog füttern soll und so gab ich dem Bändchen kurzerhand ein neues Zuhause, noch nicht ahnend, worauf ich mich einließ. In Vorbereitung dieser Ankündigung versuchte ich dann, etwas über diesen Band herauszufinden – aber Fehlanzeige. Abgesehen von einigen Antiquariaten, die versuchen, ihre Ausgaben loszuwerden, gab es nichts herauszufinden. Die Herausgeberin Ilse Walter ist ähnlich unbeschrieben, immerhin gibt es von ihr die Info, dass sie eine studierte Germanistin ist, Lektorin in Wien war und dort auch zahlreiche Anthologien herausgegeben hat. 2010 ist sie verstorben.

Erschienen ist das Buch tatsächlich bei einem Wiener Verlag, Kreymar & Schierau, der das Buch für die Buchgemeinschaft Donauland lizensierte. Die Buchgemeinschaft Donauland ist vergleichbar mit dem Bertelsmann Club und wurde folgerichtig auch von Bertelsmann übernommen. Meine Ausgabe ist lizensiert für die RM Buch und Medien GmbH, also für Bertelsmann (direkt?). Die gesamte Erscheinungsgeschichte des Buches aufzuarbeiten ist wahrscheinlich ein Ding der Unmöglichkeit, daher hier nur noch die kurze Info, dass eine zumindest äußerlich sehr ähnliche Ausgabe des Buches mit gleicher Seitenzahl bereits 1977 bei Donauland erschien – meine Ausgabe ist von 2000.

Nach diesem Vorgeplänkel freue ich mich jetzt, euch mitzuteilen, dass in den nächsten Monaten immer mal wieder kurze Besprechungen der Geschichten hier auf diesem Blog erscheinen werden. Ich hoffe, ihr habt daran so viel Spaß wie ich – gerade jetzt in der dunklen Jahreszeit können ein paar Sommergeschichten vielleicht ganz heilsam sein.