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The Three-Day Blow – Ernest Hemmingway

Es ist mein erster Kontakt mit Hemmingway. Es ist mir fast etwas unangenehm, aber ich habe bis dato noch nichts von ihm gelesen – wenngleich sein bekanntestes Werk seit einiger Zeit auf meinem SuB liegt. Aber in meiner Kurzgeschichtensammlung – mit diesem angekündigten Projekt soll es jetzt endlich mal richtig los gehen – ist er mit einer rund 10 Seiten langen Geschichte vertreten.

In einem kleinen Landhaus wohnt Bill mit seinem Vater. Nick, sein Freund kommt vorbei, nimmt sich einen Apfel aus dem Garten und wird von Bill eingeladen. Sein Vater sei auf der Jagd und ein Wind zieht auf. Drei Tage lang wird er wehen. Sie gehen rein und fangen an zu trinken. Sprechen über Bücher, Baseball und ihre Eltern. Der Ofen wird weiter eingeheizt und der Alkoholpegel beginnt zu steigen. Sie sprechen auch über Nicks zerbrochene Beziehung. Alles ist abgeschlossen, er wird sie nie wieder sehen und das ist gut so. Bill zweifelt daran und nach ein paar weiteren Drinks beschließt Nick, bald in die Stadt zu gehen, denn es gebe ja immer noch eine Chance.

Ich muss sagen, diese Geschichte hat mich ziemlich verwirrt und ratlos zurückgelassen. Ich habe sie auf einer Busfahrt gelesen und mir fehlten noch knapp drei Seiten. Mein erster Schritt an meinem Zielort war also, diese Geschichte noch schnell fertigzulesen, so sehr hat sie mich in ihren Sog gerissen. Lest sie also unbedingt am Stück, gute 20 Minuten habe ich mit ihr verbracht. Der Inhalt der Geschichte scheint ziemlich trivial. Zwei Jungs betrinken sich und der eine möchte wieder mit seiner Freundin zusammenkommen. So weit so simpel. Aber die Atmosphäre dieser Kurzgeschichte ist atemberaubend.

Man stelle sich einen windigen Herbstabend vor, etwas ländliche Gegend und die zwei Jungs, die um den Ofen herumsitzen, um über Gott und die Welt zu sprechen. Mit jugendlichem Ernst und gleichzeitiger Naivität wird man zum Beobachter der Szenierie, die einem hier in einer Perfektion dargeboten wird, wie ich sie selten erlebt habe. Es ist wirklich eine großartige Erzählweise, die mich tief bewegt hat.

Es ist mal wieder also nicht der Inhalt, der so herausragend ist, sondern die Art des Erzählens. Ich kann das nicht ohne Weiteres in Worte fassen; sicherlich kann man herausarbeiten, was genau diese Erzählung so perfekt erscheinend macht, aber es ist dieser Detailreichtum der Situation und das sehr flüssig und absolut realistisch wirkende Gespräch führen dazu, dass diese Geschichte einfach eine sehr gute Stimmung erzeugt – allein das sind mir erneut 5/5 Sternen wert. Bisher also nur Highlights in dieser Sammlung.

Übrigens: Sie gehört zu einer kleinen Serie von Geschichten, in denen Hemmingway über Nick Adams erzählt, einer Figur, die teilweise auf seinen Erinnerungen basiert. Sie wurde zuerst in der Anthologie „In Out Time“, genauer in der 1925er Edition veröffentlicht, taucht aber inzwischen in einigen Hemmingway-Antologien auf.

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