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Eine kurze Geschichte der Zeit – Stephen Hawking

Stephen Hawkings Verdienste um die Wissenschaft sind sicherlich unumstritten. Der Astrophysiker, der bereits mit 20 Jahren mit ALS diagnostiziert wurde und nicht nur durch seinen Sprachcomputer Teil der Populärkultur wurde, war zum einen ein bedeutender Astrophysiker. Was aber vielleicht noch bedeutender ist, ist sein Wirken als populärwissenschaftlicher Sachbuchautor, mit der er es schafft(e), ein Millionenpublikum für Astronomie und Wissenschaft zu begeistern. Und sein bekanntestes Buch liegt hier vor mir: Eine kurze Geschichte der Zeit.

Dieses Buch behandelt die großen Fragen der Kosmologie. Hawking beginnt mit einem Aufriss über die Entstehung des Universums, beschäftigt sich dann mit den Konsequenzen der Heisenbergschen Unschärferelation und weiteren Grundkräften, erläutert dann, was es eigentlich mit den schwarzen Löchern auf sich hat und was eigentlich die Zeit ist, bevor er in einem abschließenden Kapitel einen Blick auf die Zukunft der Physik, insbesondere die Frage nach der einheitlichen Feldtheorie, wirft.

Je nach Ausgabe hat das Buch kaum 200 Seiten und versucht in dieser ‚kurzen Geschichte‘ einen Rundumschlag über die Grundlagen der (Astro-)Physik zu liefern und gleichzeitig deutlich zu machen, welche Fragen der Menschheit von der Physik beantwortet werden können und welchen Beitrag die Physik dazu leistet, zu erkennen, was die Welt im Innersten zusammenhält[1]. Es ist dabei ein explizit populärwissenschaftliches Buch, das versucht, große Fragen für alle verständlich zu beantworten. Fraglich ist, ob das gelingt.

Festzuhalten ist: Die kurze Geschichte der Zeit ist keine entspannte Strandlektüre. Stellenweise wurde es im Buch für mich als jemanden, der zwar physikalisch nur über Schulbildung verfügt, aber komplexe Texte relativ häufig liest, etwas schwer, mitzukommen. Zudem geht es nicht nur um Physik und Physiker. Hawkings Werk bewegt sich an vielen Stellen an der Schnittstelle zwischen Physik und Philosophie, was einige wissenschaftstheoretische Überlegungen miteinschließt. Es beantwortet also nicht nur die Frage nach der Weltformel, sondern eigentlich eher die Frage, unter welchen Bedingungen eine Weltformel zustande kommen könnte. Das schließt natürlich ein erhebliches Namedropping mit ein. Nahezu jeder bekannte Philosoph oder Physiker der letzten dreitausend Jahre wird in dem Buch erwähnt, häufig nur mit ein paar seiner Gedanken, die zu einem übergeordneten Thema – wie dem Wesen der Zeit beispielsweise – passen. Und nicht ohne Grund erschien Jahre später eine vereinfachte und ‚klarere‘ Ausgabe unter dem Titel ‚Die kürzeste Geschichte der Zeit‘.

Nichtsdestotrotz ist die Kurze Geschichte der Zeit ein enorm spannendes und faszinierendes Buch. Für mich waren nicht alle Inhalte neu, weil ich Kosmologie insgesamt spannend finde und in meinem Podcast-Feed auch regelmäßig kosmologische Themen auftauchen. Aber als Einführung in die Faszination des Universums ist das Buch gut geeignet. Wohlgemerkt nur für Interessierte, vielleicht auch nicht unbedingt für zu junge Kinder, aber das Buch ist zu Recht ein Klassiker der populärwissenschaftlichen Literatur – und so wie ich das überblicken kann, ist es auch noch mit einigen kleineren Ausnahmen nicht völlig veraltet, denn immerhin ist das Buch schon über dreißig Jahre alt. Anscheinend gibt es auch noch eine etwas aktualisierte Version, aber meine Fassung ist – wie am Bild zu erkennen – schon etwas älter. Insgesamt kann ich das Buch absolut empfehlen. Sicherlich kann man sich die Inhalte heutzutage über Podcasts und andere Medien auch auf andere Art aneignen, aber eine so dichte und gleichzeitig umfassende Einführung in Verbindung mit dem Beweis, dass Naturwissenschaften und Geisteswissenschaften letzten Endes nie allein funktionieren können, kann ich nur mit 5/5 Sternen bewerten.

[1] Ich konnte nicht anders, sorry. Ist ja immerhin ein Literaturblog hier…

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