Permalink

1

Die Wolf-Gäng: Das Haus der Geister – Wolfgang Hohlbein

Now a Major Motion Picture. So steht es immer auf den frisch verfilmten englischen Büchern, die in neuem Gewand („Movie-Tie-In“) herausgebracht werden. Eine Tradition, die inzwischen auch in Deutschland um sich greift. Hier ist es aber etwas anders. Die Wolf-Gäng ist eine Buchreihe, die Hohlbein vor inzwischen knapp 15 Jahren geschrieben hat. Anfang 2020 erschien dann ein Film, der auf dieser Buchreihe basiert, aber offenbar eine eigene Geschichte erzählt – zumindest habe ich das so verstanden – und Ende 2020 stolperte ich zufällig über einen Doppelband mit den Originalbüchern. Okay, ich mag Hohlbein, los geht’s.

Das Buch beginnt mit einem Umzug. Der junge Vlad zieht mit seiner Familie in ein verlassenes Gemäuer in einem kleinen Ort. Von heute auf Morgen muss er sein altes Umfeld aufgeben und sich in einer neuen Umgebung eingewöhnen. Und diese Gegen, Crailsfelden, hat es in sich. Irgendwie sind alle Leute hier sehr seltsam. Der Umzug ging verdächtig schnell, Heinzelmännchen verunstalten sein Zimmer, er träumt von Gespenstern und anderen Wesen und sollte besser nicht alleine durch das laufen. Auch in der Schule, der Penner-Akademie wirkt alles sehr merkwürdig. Vor allem gestrig, wenn ich mir diesen pädagogischen Einwurf erlauben darf. Nun, Vlad findet ein paar Freunde – das sind so ungefähr die Außenseiter der Schule – und legt sich mit den stärksten Jungs, der ‚Schweinebande‘ an. Gibt Stress mit dem örtlichen Wachtmeister, dem freundlichen Schuldirektor Penner und irgendwie versteht Vlad die Welt nicht mehr. Es dauert dann wirklich noch eine ganze Erkundung durch die Burg – inklusive dramatischem Kampf gegen die bösen Schlossgespenster – bis Vlad endlich darauf kommt: Er ist ein Vampir! Er kann zwar kein Blut sehen, aber damit passt er ziemlich gut zu seinem Freund Wolf, einem Werwolf mit Tierhaarallergie und Faye, eine Fee mit Höhenangst.

Ich gebe zu, ich habe es etwas flapsig zusammengefasst, aber es entspricht ein wenig dem Leseergebnis. Ich wusste über das Buch ungefähr so viel wie den letzten Satz meiner Inhaltsangabe, aber das genügte eigentlich, damit ich wusste, worum es in diesem Buch geht. Und wenn ich das nicht hinbekommen hätte, sind die Namen (Vlad, Wolf und Faye) so plump, dass selbst derjenige, der die zahlreichen Anspielungen auf diese Fabelwesen nicht versteht, vor Vlad auf die Idee kommt, was mit ihm los ist. Generell ist die Handlung ziemlich flach, vieles bleibt erstmal nur vage erklärt und wird auch nicht final aufgelöst. Das liegt daran, dass dieser Band eigentlich nur eine ziemlich lange Exposition ist. Typischerweise wird ja zu Beginn einer Reihe erst einmal der Charakter und die zugehörige Welt etabliert, meistens in Verbindung mit der ersten Probe des Protagonisten, häufig endet die Exposition dann mit der Auslösung der Haupthandlung, also der großen Quest, die der Protagonist bestehen muss. Und das ist hier im Prinzip ähnlich, aber auch irgendwie nicht. Die große Quest wird nicht ersichtlich, das Protagonisten-Trio bildet sich allerdings wirklich und findet zusammen. Es folgen jetzt noch drei Bände, die jeweils scheinbar einzelne Geschichten rund um die drei erzählen und so gut ich die Geschichte des zweiten Bandes finde, so unspannend ist leider die Geschichte des ersten Bandes. Ich habe Band 2 zwischenzeitlich schon gelesen und glaube, es ist das erste Mal, dass mir in einer Reihe Band 2 besser gefällt als Band 1 – einfach weil man dem Protagonisten nicht 200 Seiten lang zubrüllen will, was es mit ihm auf sich hat und wieso er das einfach nicht verstehen will. Verständlich, dass man hier für den Film einige Veränderungen vorgenommen hat, denn die Grundidee der Buchreihe ist ja durchaus ziemlich spannend.

Insofern würde ich den ersten Band nur empfehlen, wenn ihr vorhabt, die ganze Reihe zu lesen – oder zumindest noch den zweiten Band zur Hand habt. Es sind auch wieder ein paar typische Hohlbeinismen drinne – komische Wesen aus dem Dunkeln, die ständig Kampfszenen initiieren; kleinere Logiklücken bzw. Handlungsaspekte, die für immer unaufgelöst bleiben, aber auch der ständig spannungsgeladene Schreibstil und die flüssige Erzählweise. Alles in allem denke ich, sind 3/5 Sternen angebracht.

1 Kommentar

  1. Pingback: Mein SuB kommt zu Wort: September 2021 | Romanfresser.de

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.