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Prinzessin Insomnia und der alptraumfarbene Nachtmahr – Walter Moers

Habe ich eigentlich schon mal erwähnt, dass ich Moers sehr schätze? Seit ich Mitte 2012 das erste Buch von ihm las, habe ich – wenngleich mitunter erst Jahre später – so ziemlich alle Zamonien-Romane gelesen und hier besprochen. Weniger als vier Sterne habe ich dafür noch nie gegeben. Und, kleiner Spoiler vorab: Das werde ich auch heute nicht tun.

Prinzessin Insominia erschien in Jahr 2017 und ist der erste Zamonien-Roman, bei dem Walter Moers mit einer Illustratorin zusammenarbeitet. Das hat er bereits für die Graphic-Novel zur Stadt der Träumenden Bücher gemacht, in Romanform gab es das bisher noch nicht. Entsprechend dem bunten Charakter des Buches sind hier alle Zeichnungen farbig umgesetzt, auch der Text selbst weist immer wieder farbige Passagen auf. Der recht hohe Preis von 25€ für 330 Seiten Harcover ist angesichts dessen fast schon preiswert.

Doch kommen wir zum Buch selbst. Prinzessin Dylia leidet unter einer schweren Form der Schlaflosigkeit und niemand schafft es, sie zum Schlafen zu bringen. Oft kann sie wochenlang nicht schlafen. Dafür ist sie viel mit ihren Gedanken beschäftigt, liebt Sprachspiele und malt sich ihre Gedanken in den buntesten Farben aus. Eines Nachts bekommt sie Besuch von Havarius Opal, einem Nachtmahr, der dazu da ist, sie in den Wahnsinn zu treiben. Doch auf dem Weg dorthin soll die Prinzessin zumindest noch etwas zu sehen bekommen und so nimmt er sie mit in eine Reise durch ihr Gehirn. Dort begegnen sie allerhand seltsamen Kreaturen und Gestalten, einige, die Opal ihr erklären kann, aber auch einiges, das ihm unbekannt vorkommt. Die Gründe hierfür, wie auch das Ende der Geschichte möchte ich an dieser Stelle nicht verraten, aber ich verrate nicht zu viel, wenn ich sage, dass es um einen Kampf um das Oberüberwort, Leben, Tod und Wahnsinn geht, der im zweiten Teil des Buches ausgetragen wird.

Wie schon die vorigen Romane von Moers fand ich diesen ziemlich gelungen. Moers erklärt, dass die Zusammenarbeit mit Lydia Rohdeaus einem Brief, in dem sie ihm beschrieb, dass ihr seine Bücher bei ihrer Krankheit helfen und es ist im Buch deutlich zu spüren, dass Moers dieses Schicksal zu einer Geschichte inspiriert hat. Nicht nur, dass Dylia ein ziemlich offensichtliches und für Moers Verhältnisse fast schon plumpes Anagramm für Lydia ist, sondern auch dass das Schicksal der Prinzessin dem der Illustratorin doch verdächtig ähnelt. Das fand ich tatsächlich in den ersten 70 Seiten etwas störend, weil es doch sehr stark ausgebreitet wurde. Man merkt – finde ich – das die Geschichte dort noch nicht genau weiß, wo sie hinmöchte. Sicherlich, einige Teile sind später noch relevant, auf andere Aspekte, die nur die Beschreibung der Krankheit beinahlten, hätte man verzichten können und dafür noch die Abenteuer mit dem einerseits beängstigenden, andererseits sehr unterhaltsamen Nachtmahr ausbauen können. Denn diesen zweiten Teil des Buches, die Reise durch das Gehirn, habe ich verschlungen, wie lange kein Buch mehr. Klar, es ähnelt ein bisschen dem typischen Moers Motiv einer Heldenreise durch unbekannte Welten, seien es die Katakomben von Buchhain oder die zahlreichen Leben des Käpt’n Blaubär, aber das ist nun auch das, was Moers am besten beschreiben kann und was mir als Leser auch am meisten Spaß macht.

Ich mag Moers Sprachspiele sehr. Dieses Buch präsentierte eine ganze Menge davon, führte jede Menge neue Kreaturen und Begriffe in die zamonische Welt ein und zudem ist die Prinzessin auch Meisterin der Synonyme und präsentiert uns ihren Geisteszustand in zumeist gleich einem Dutzend Synonyme zugleich, was die Geschichte natürlich sprachlich nochmal zu einem Genuss werden lässt.

Mir hat die Prinzessin Insomnia gut gefallen. Mehr vom zweiten Teil und einen etwas knapperen ersten Teil hätte ich vielleicht noch etwas mehr geschätzt, aber auch so ist es ein wirklich schönes Buch und zeigt, dass Moers auch nach der langen Zeit – schließlich vergingen zwischen dem Labyrinth der Träumenden Bücher und der Prinzessin Insomnia ungefähr sechs Jahre – noch in der Lage ist, spannende Geschichten zu schreiben. Seitdem sind übrigens gleich zwei weitere Bücher erschienen, eine kleine Weihnachtserzählung und, im März 2019, der Bücherdrache. Die angekündigten Titel „Die Insel der 1000 Leuchttürme“ sowie die Fortsetzung „Das Schloss der träumenden Bücher“ lassen bis dato aber noch auf sich warten. Es scheint also noch einiges zu geben, worauf ich mich als Moers-Freund freuen kann.

An dieser Stelle gibt es aber erstmal noch ein paar Sterne zu vergeben – von den fünf möglichen gebe ich gerne wieder 4,5/5 Sterne. Es ist ein Buch nicht völlig ohne Schwächen, aber dennoch ein wundervoller Roman, der leider viel zu schnell vorbei war. Mehr Moers bitte!

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