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Der Kronrat – Richard Schwartz

k-P1010066Dieses Buch bringt mich in eine große Verlegenheit. Ich kann nicht so wahnsinnig viel darüber schreiben, ohne relativ umfangreich zu spoilern. Also gebe ich mir Mühe, eine ausgewogene Mitte zu finden. Ich denke, wenn ich sage, dass das Ende relativ einschneidend ist, verrate ich niemandem etwas Neues – nicht umsonst ist das Buch das Ende dieses Zyklus.

Nun, jetzt sind unsere Schätzchen alle in Askir angekommen und es offenbart sich, was schon lange anzudeuten war: In Askir weiß man ziemlich genau über alles, was passiert ist Bescheid, man kann Havalds Taten auf das Kupferstück genau einschätzen – aber niemand nimmt sie ernst. Es kommt zu einigen unschönen Szenen zwischen Havald und Leandra in dessen Folge Leandra als gekrönte Königin von Illian handelt. Havald scheint inzwischen mehr auf eigene Faust diverse Fäden zu ziehen, auch wenn viele verschiedene Bekannte auf ihn einwirken, lässt er sich davon nicht abbringen und zieht dabei ziemlich viel Ungnade auf sich. Schließlich kommt es nach einigen Schlachten, Kämpfen und bedrohlichen Situationen zum Kronrat, auf dem das Problem des Krieges völlig runtergespielt wird – bis am letzten Tag dann doch alles anders wird.

Nun, es war durchaus zu erwarten, dass etwas Einschneidendes passiert, aber was dann hier abgefeuert wurde, hat mich wirklich überrascht. Sehr dicht und in sehr rascher Abfolge ging es hier los, erst dreht sich die Liebesgeschichte um, dann wird Havald mitunter auf eigene Faust aktiv und verärgert einfach mal jeden, den er finden kann. Natürlich fließen am Ende alle Fäden zusammen und natürlich geht am Ende alles gut – wenn auch nicht so wie geplant. Und dann wird auf den letzten Seiten die Brücke zum nächsten Zyklus geschlagen.

Der große Krieg, von dem bisher die Rede war, findet in diesem Band natürlich nicht statt. Dafür ist der Nachfolgerzyklus ‚Die Götterkriege‘ da, der sich – auch so viel kann verraten werden – aus der Ich-Perspektive Havalds lösen wird – der Autor begründet dies mit einer Beschränktheit, weil immer so viel passiere, was Havald gar nicht sehen könne. Das war einerseits auch absehbar, aber andererseits ist es schade, denn gerade diese Perspektive war immer sehr erquickend und hat den Zyklus von vielen anderen, bei denen man teilweise sieben Perspektiven gleichzeitig verarbeiten musste, abgehoben und ihn dadurch auch sehr leicht lesbar wirken lassen.

Nun noch ein paar Worte zu dem letzten Band: Es ist mitunter etwas verwirrend, weil eben nur aus Havalds Perspektive erzählt wird, daher muss Havald auch immer am Geschehen sein und ist dabei selbst schon total genervt, weil er nie zum Schlafen kommt. Somit ist der Roman sehr sehr kurzatmig, durch die zahlreichen Tore wechselt auch oft der Ort – nicht umsonst gibt es im Anhang ein ausführliches Personenregister, weil so ziemlich alle Charaktere aus fast allen Bänden wieder auftauchen und man immer erst überlegen muss – wo kam das jetzt noch gleich her? Im Prinzip eine coole Sache, aber wer sich daran gewöhnt hatte, dass der Zyklus eher einfach gehalten war, bekommt hier eine nette Enttäuschung geliefert und darf ein bisschen mehr nachdenken. Ein bisschen viel Wert wird hier den Bannschwertern zugemessen, gerade Seelenreißer und Steinherz sind mehr als je zuvor eigenständige Charaktere.

Insgesamt ist das ein Band, der alle Fäden zusammenführt und ganz viele Wendungen bringt, liebgewonnene Charaktere auseinanderbringt und andere Charaktere zusammenbringt. Ein bisschen fehlt es an wirklicher Innovation. Der nette Offizier, der Havald in die Geschicke der Gerüchteküche einführt, ist im Prinzip eine Form von Armin, auch die Kommandanten sind eher austauschbar. Aber natürlich reichen 700 Seiten nicht, jedem Charakter eine tiefe Hintergrundgeschichte zu geben. Dennoch bin ich ganz glücklich darüber, dass es jetzt eine ungekürzte Ausgabe gibt – Vorsicht vor den alten Ausgaben mit dem alten Cover, diese ist rund 150 Seiten dünner und die möchte ich nicht missen – so dicht wie das Geschehen jetzt schon ist. Ein bisschen ging mir auch die ganze Diplomatie und Gerüchtestreuung auf die Nerven, aber das nervte auch Havald und das soll wohl auch ein bisschen nervig sein. In diesem Sinne gibt es leichte Abzüge in der B-Note, aber natürlich wohlverdiente 4,5/5 Sternen, es gilt wie immer: Wer den Zyklus bis dahin mochte, wird den Autor zwar hin und wieder die Pest an den Hals wünschen, weil er einiges Bestehendes auflöst, aber den Band generell dennoch mögen.

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