Permalink

0

Erinnerungen an die Zukunft – Erich von Däniken

k-2016-09-20-23-12-04Das heutige Buch ist ziemlich kritisch, weil es um einen Autor geht, der inzwischen bei rechtspopulistischen Verlagen veröffentlicht und sich in neueren Büchern sehr stark an radikale und extremistische Positionen anlehnt. Der Beitrag bezieht sich allerdings auf sein Erstlingswerk, veröffentlicht bei Econ und millionenfach verkauft.

Erich von Däniken ist ein Bestsellerautor. Er verkaufte insgesamt über 60 Millionen Bücher, obwohl – oder gerade weil – er sich eigentlich immer mit einer einzigen Hypothese beschäftigt, die er ausführlich ausführt: Die Götter waren Außerirdische.

In Erinnerungen an die Zukunft führt Däniken die Hypothese aus, dass vor Urzeiten eine Landung von Außerirdischen auf der Erde stattgefunden hat. Diese haben möglicherweise den modernen homo sapiens erst kreiert, aber waren zumindest – vermutlich sogar mehrere Male – auf der Erde, brachten modernste Technologie mit und ließen den Planeten dann zurück. Zeugnisse dieser Landung findet man in zahlreichen archäologischen Spuren, die bisher nicht erklärt werden konnten, Zeugnisse finden sich auch in allen heiligen Büchern, beispielsweise in den Büchern Richter und Hesekiel der Bibel, viele weitere Stellen, wie die Beschreibung der Bundeslade lassen sich auch so deuten. In allen Kulturen von Ost bis West finden sich Spuren einer solchen Landung, man erkennt Alien-Helme, man erkennt Darstellungen von Glühlampen und Raketen und die Wissenschaftler verweisen dabei immer nur darauf, dass es kultische Objekte sein, ohne es wirklich zu erklären. Däniken stellt dabei keine Behauptungen auf, sondern stellt nur Fragen an die Wissenschaft und suggeriert damit natürlich das Zutreffen seiner eigenen Hypothese.

Ich habe einiges zu diesem Buch und zu Däniken allgemein zu sagen, ich könnte wahrscheinlich einen abendfüllenden Vortrag dazu halten. Doch zunächst mal muss man Däniken attestieren, dass er unglaublich faszinierend schreibt. Man wird in das Buch und die Theorie hineingesogen und hält das alles für unglaublich plausibel. Und auch mir, der ich schon viel zu Däniken selbst gehört und gelesen habe, fiel es an einigen Stellen schwer, diesem Drive, den Dänikens Theorie entfaltet, zu widerstehen.

Das Problem an Däniken ist, dass seine Theorie eine wilde Mischung aus Wahrheit, Cherrypicking – also gezieltes Aussuchen von einzelnen Aspekten unter Vernachlässigung aller nicht zur Theorie passenden Beweisstücken – und tatsächlichen Falschaussagen ist. Im Kontext der Entstehungszeit waren tatsächlich noch viele Fragen ungeklärt und Dänikens Bücher haben sicherlich einen Beitrag dazu geleistet, dass dies besser erforscht wurde. Ich will nicht groß auf wissenschaftstheoretische Widerlegungen wie Ockhams Rasiermesser oder die fehlende Falsifizierbarkeit nach Popper eingehen, sondern möchte euch mal beispielhaft aufzeigen, was Däniken argumentiert und wie diese Phänomene erklärt werden können.

Däniken sagt, auf einer Grabstätte in Uxmal finden sich Darstellungen von angeblichen Göttern, die aussehen, wie Aliens. Diese Darstellung gibt es, allerdings ist es ein winziges Detail auf einer riesigen Wand. Die Darstellung eines Gottes so am Rand dieser Wand ergibt keinen Sinn.

Däniken sagt, die Steine sind so groß und schwer, dass sie nicht von Menschenhand bewegt werden konnten. Inzwischen ist nachgewiesen, dass sich solche Gesteinsgewichtsschätzungen mitunter um den Faktor 10 von dem realen Gewicht unterscheiden.

Däniken sagt, es gibt Steine, auf denen fortschrittliche Technologie zu sehen ist, die aber mehrere tausend Jahre alt sind. Diese Steine stellten sich später als Fälschungen heraus.

Das Problem an Däniken ist, dass er unfassbar viel erzählt. Däniken erwähnt in diesem einen Buch mehr, als dutzende Wissenschaftler in einem Leben seriös widerlegen können. Und er erzählt stets so schlüssig und nachvollziehbar, dass man ihm das sofort abkauft. Er war auch dort oft vor Ort, liefert Bilder mit und zeigt schön und schlüssig, wie das einfach durch diese elegante Theorie eines außerirdischen Besuchs erklärt werden könnte. Letzten Endes bleibt von dieser Theorie aber nach einiger Widerlegungsarbeit nichts übrig. Es gibt – inzwischen nur noch antiquarisch – ein kleines Büchlein von 100 Seiten, das von einem Oberstufenschüler geschrieben wurde und all diese Thesen Stück für Stück widerlegt. Ich werde versuchen, mir das mal zu besorgen und zu lesen. Für das Buch selbst vergebe ich keine Wertung. Es ist hübsch zu lesen, wenn man es als Fiktion betrachtet. Einen Anspruch auf Wahrheit oder gar Wissenschaftlichkeit sollte man dem Buch aber nicht andichten wollen.

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.