Permalink

1

Der schwarze Schwan – Nassim Nicholas Taleb

k-WP_20150708_001Auch heute geht es noch einmal weiter mit der beliebten Reihe ‚Sachbuchfresser‘, denn gleich im Anschluss an ‚Why Nations Fail‘, habe ich direkt weiter gemacht. Heute geht es ein wenig um Statistik. Beziehungsweise, genau darum geht es nicht.

Taleb präsentiert in diesem Buch seine eigene Ideologie von Statistik. Warum ich von einer Ideologie spreche, dazu komme ich später, erstmal zum Inhalt. Taleb baut in seinem Buch das Weltbild des schwarzen Schwans auf. Es existierte einst eine eiserne Regel: ‚alle Schwäne sind weiß‘, dann fand man einen schwarzen Schwan und musste diese Regel aufgeben. Und so wie der schwarze Schwan ein unvorhersehbares Ereignis war, tauchen solche Ereignisse immer wieder auf und werfen unsere Weltbilder über den Haufen.

Taleb erklärt es mit einem Truthahn. Dieser wird 1000 Tage lang gut gefüttert und geht nun mit der Erwartungshaltung in der Welt, dass er gut gefüttert wird. Dass er am 1001. Tag geschlachtet wird, ist für ihn ein unvorhergesehenes Ereignis, ein – wie Taleb es nennt – schwarzer Schwan. Solche schwarzen Schwäne bestimmen unser Leben. Das ist die Quintessenz dieses Buches. Schwarze Schwäne, also unvorhersehbare Ereignisse bestimmen unser Leben und sind für alle wesentlichen Veränderungen verantwortlich. Wir können sie nicht vorhersehen, aber wenn wir uns ihrer bewusst sind, können wir es schaffen, nicht so leicht auf irgendwelche Prognosen reinzufallen.

In einem späteren Teil des Buches geht Taleb dann auch noch auf das Konzept der Glockenkurve ein und warum er das für ziemlichen Blödsinn hält – er macht sich generell sehr viel über Menschen lustig, die dieser Theorie anhängen. Insbesondere im Bereich der Wirtschaft ist es für ihn ein völliges Unding, wie und auf welcher Basis dort Vorhersagen gemacht werden und wie populär diese völlig zu Unrecht sind. Diese Gedanken entfaltet Taleb auf ungefähr 400 Seiten.

Ich muss sagen, ich stehe Taleb mit gemischten Gefühlten gegenüber. Einerseits ist sein Buch sehr unterhaltsam geschrieben, es macht Spaß das alles zu lesen und man kann die Gedanken gut nachvollziehen. Die Gedanken sind auch klar entfaltet – zwar lässt die Struktur im Buch hin und wieder etwas zu wünschen übrig, aber das macht nichts, alle wichtigen Gedanken tauchen so oft auf, dass man sich einfach zurücklehnen und gemütlich lesen kann.

Allerdings finde ich Taleb sehr dogmatisch. Er hat eine sehr feste Ansicht von der Welt und vertritt diese mit höchstem Nachdruck. Und es geht nicht nur um den Schwarzen Schwan, sondern um sein gesamtes Weltbild – das ich jetzt hier nicht wiedergeben möchte, aber das sich im Wesentlichen gegen alle richtet, die sich dieser ‚herkömmlichen‘ Methoden bedient. Er geht dabei auch durchaus sehr radikal vor – nicht beachtend, dass sich beispielsweise die Glockenkurve in den Sozialwissenschaften durchaus etabliert hat.

Auch etwas nervig fand ich, dass Taleb sich selbst als Verkünder der Wahrheit sieht und immer so den Anschein eines Besserwissers erweckt. Das ist gar nicht so dramatisch, er hat auch sicherlich mit vielen Positionen durchaus Recht, aber auf Dauer ist das mitunter schon anstrengend.

Dennoch ist Talebs schwarzer Schwan wirklich lesenswert, einfach weil es eine ziemlich neue und durchaus reizvolle Position einnimmt. Taleb sagt auch selbst, dass man sich auf den Schwarzen Schwan nicht vorbereiten kann, aber dass man durchaus darauf setzen kann, dass man den ganzen Prognosen (in dreißig Jahren ist dies und jenes) nicht immer trauen sollte und dass man mit dem Unerwarteten rechnen sollte, kann man aus dem Buch gut mitnehmen. Trotz der leichten Schwächen gebe ich hier gerne 4/5 Sternen. Und jetzt erklärt mir bitte, warum das Cover des Schwarzen Schwans so pink ist?

1 Kommentar

  1. Pingback: Statistik für Juli 2015 | Romanfresser.de

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.