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Woyzeck – Georg Bücher

Cover von Woyzeck

 

Eine weitere Schullektüre, ein weiteres Drama. Diesmal, im Gegensatz zu Schillers Jungfrau etwas thematisch und auch von der Form her völlig anderes.

Woyzeck basiert auf einem historischen Mord und erzählt die Geschichte eines Mannes, der ein niederer Soldat ist, mit seiner Frau ein uneheliches Kind hat, und um dieses zu ernähren, sich von einem verrückten Doktor auf Erbsendiät setzen lässt.

Diese Frau geht ihm mit einem Tambourmajor fremd. Als Woyzeck das mitbekommt, wird er von Stimmen verfolgt, die ihm auftragen, seine Frau zu töten. Im Wahn besorgt sich Woyzeck ein Messer, führt seine Frau zu einem entlegenen Teich und ersticht sie dort mit dem Messer.

Das spannende am Woyzeck ist sicherlich nicht die Geschichte an sich, sondern die Form.

Woyzeck blieb bis zu Büchners Tod unvollendet, es ist nur ein Fragment. Einzelne Szenen sind teilweise extrem kurz und bestehet nur aus zwei/drei kurzen Sätzen. Die Reihenfolge der Szenen ist nicht klar, es gibt mehrere Sortierungen, die plausibel erscheinen.

Auch spannend am Woyzeck ist die Schuldfrage. Dass Woyzeck geistig gestört ist (was maßgeblich durch die Erbsendiät beeinflusst sein mag), ist offensichtlich, aber ist Woyzeck überhaupt aktiv handelnd? Alle treten auf Woyzeck herum, kann er nur Opfer seiner Umstände sein?

Das Stück selbst ist ein offenes Drama. Ich will euch jetzt hier nicht mit Dramentheorien nerven (auch wenn ich das total spannend finde), daher nur soviel: Es gibt keine Einteilung in Akte, es ist nicht einmal klar, welchen Zeitraum das Stück umspannt. Die Szenen sind unverbundene Ausschnitte und erzählen scheinbar zufällig eine Geschichte.

Mir gefällt das ganze ziemlich gut. Ich mag es, nur einzelne Ausschnitt zu sehen, mir gefällt die Erzählstruktur, sie bietet sehr viel Raum für eigene Interpretation und lädt zum Diskutieren ein.

Auch die Charaktere sind trotz der Kürze des Werkes (kaum 30 Seiten) recht ausführlich gezeichnet, es gibt den Doktor, der eigentlich gar keiner ist, den Hauptmann, der sich nicht so verhält, der Freund, der Woyzeck nicht helfen kann, u.s.w.

Die verschiedenen Wege, an solche Schullektüren zu kommen, habe ich ja schon hinreichend beschrieben, hier als Beispiel mal eine Version vom Suhrkamp Verlag.

Ich gebe dem Woyzeck 4/5 Sternen, er hat mir sehr viel Spaß gemacht, sowohl beim Lesen als auch beim gemeinsamen Erarbeiten im Kurs, ich denke, viele andere Leute werden mit diesem spannenden Drama auch ihren Spaß haben können.

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