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Über das Lesen: Der Reiz von langen Zyklen

Warum tue ich mir das eigentlich immer wieder an? Das Schwert der Wahrheit war der erste, im Moment knabbere ich am Rad der Zeit, geplant sind schon die Klingen-Serie von Joe Abercrombie, Der dunkle Turm von Stephen King und die Askir-Reihe von Richard Schwartz. Irgendwas muss mich also an ewig langen Zyklen, bei denen man oft über tausende Seiten den gleichen Protagonisten folgt, bei denen die Handlung nicht zum Ende kommt und immer irgendwas anderes passiert, was den Protagonisten von seiner Mission abhält, reizen. Nur wo liegt der Reiz?

Im Wesentlichen sind es vier Punkte:

Erstens: Charakterentwicklung. Ich finde es immer wahnsinnig schade, wenn ich einen Protagonisten nach 600 Seiten verlassen muss und seine weitere Entwicklung nicht kenne – und auch nicht weiß, wie er überhaupt so geworden ist, wie er in den 600 Seiten war. Lange Zyklen nehmen sich in der Regel viel Zeit für die Charakterentwicklung. Man erfährt von einem Charakter im Laufe des Zyklus eigentlich alles. Man erlebt die Wandlung von einem normalen Menschen zum Helden – eine Entwicklung, die dem Charakter häufig schwer fällt und man erlebt diesen Wandel hautnah mit – manchmal ist man als Leser dann auch etwas weiter als der Charakter, der seine Rolle noch nicht realisiert hat. Allein für diese Wandlung nehmen sich Zyklen manchmal über 1000 Seiten Zeit – bevor eigentlich die Haupthandlung beginnt.

Zweitens: Die Welt. Gerade in Fantasy-Zyklen wird in der Regel eine ganz neue Welt erschaffen – entweder als Ergänzung zur realen Welt oder als komplett eigenständige Welt. Diese Welt zu erforschen, die in Teilen auch für den Protagonisten neu ist, macht mir viel Spaß – da darf es dann auch gern mal ein wenig weniger Handlung in den entsprechenden Passagen sein, in denen die Welt erkundet wird.

Drittens: Die Konstanz. Ich lerne gerne Charaktere gut kennen und mag es dann nicht, wenn ich nach ein paar Tagen Lesespaß wieder neuen Charakteren begegne. Das ist das schöne an langen Zyklen. Hier bleiben die Protagonisten oft über tausende von Seiten erhalten und mit jedem neuen Band hat man so ein bisschen Verlässlichkeit, auf was man sich einlässt, kennt schon die Welt im Groben und ist eigentlich nur gespannt, was jetzt an Handlung kommt. Das macht es dann schwer, die Bücher einzeln zu bewerten, aber verspricht – mir zumindest – einen enormen Lesespaß, weil ich schon nach 10 Seiten wieder vollends in der Welt drinstecke und mich nicht erst eingewöhnen brauche.

Viertens: Die Handlung. Okay, das ist jetzt etwas platt, aber ich meine das ernst. In den meisten Fällen ist die Handlung solcher Zyklen ziemlich komplex und verwinkelt angelegt und breitet sich ein einer Dimension aus, die in einzelnen Bänden oder Trilogien gar nicht möglich ist. Solche komplexen Handlungen mit vielen Handlungssträngen, die oftmals hunderte von Seiten nicht zusammengeführt werden, gefallen mir ziemlich gut. Manchmal hat die Handlung dann leichte Längen, aber in den meisten Fällen hält es sich in Grenzen.

Diese vier Punkte zusammen ergeben eigentlich fast immer einen großen Lesespaß. Ich sollte aber durchaus dazu sagen, dass ich nicht alle Bände am Stück lesen kann, sondern mir immer ein paar Wochen Pause zwischen den Bänden nehme. Ich schaffe es dann aber immer wieder sehr schnell, zurück in die Geschichte zu finden.

Was denkt ihr über lange Reihen? Oder ist für euch eine Trilogie das höchste der Gefühle?

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