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The Hunger Games – Suzanne Collins

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Dystopien haben in letzter Zeit wieder einigen Zulauf bekommen. Nachdem das Genre bis vor einigen Jahren ja eher etwas sehr literarisches ist und dann als ‚Schöne neue Welt‘ oder ‚1984‘ in den Schulen als Pflichtlektüre auftauchen. Doch das Genre ist schon weitaus älter, Anklänge von Anti-Utopien findet man bereits in der Schauerromantik in der Mitte des 19. Jahrhunderts, die Werke des Marquis de Sade könnten auch in der Form gedeutet werden, Um die Jahrhundertwende wird die Dystopie dann richtig populär, H.G. Wells könnte man sich ansehen, bei Wedekind finden sich auch mitunter solche Konzepte, bis das Genre zwischen 1930 und 1960 richtig populär war.

Ich glaube, die Idee, eine Dystopie in ein Jugendbuchsetting zu bringen, findet man aber bei Suzanne Collings Panem-Trilogie als erstes. Allerdings nicht als letztes, denn Collins hat mit ihrer Idee einen großen Trend ausgelöst. Und ich muss sagen, es tut mir ein bisschen leid, dass ich Roths Divergent-Reihe tatsächlich früher gelesen habe.

Die Story ist denke ich hinlänglich bekannt, es geht um Katniss, einem Mädchen aus einem Minendistrikt. Jeder Distrikt muss einmal im Jahr zwei junge Menschen zu einem brutalen Arenenkampf schicken, den nur einer gewinnen kann. In dieser Arena wird dann die Flora und Fauna von den Spielleitern beeinflusst, durch Sponsoring können den Kandidaten Hilfsgüter gebracht werden. Um Sponsorings zu bekommen, inszenieren die Berater von Katniss eine Liebelei mit ihrem Distriktpartner. Und nunja, wie das in einem Jugendbuch so ist, entwickelt sich da natürlich eine ganze Menge.

Ich mag das Ende eigentlich gar nicht spoilern, denn damit würde ich euch viel Spaß versauen. Stephen King schreibt auf der Rückseite von einem hohen Grad an ‚Suspense‘ – ein Wort, das ich irgendwie nicht besonders schön ins Deutsche übertragen bekomme. Was gemeint ist, ist, dass das Spannungslevel konstant hoch ist. Ich habe mitunter am Bahnsteig im Stehen gelesen (okay, der Zug hatte Verspätung), weil mich die Geschichte einfach nicht losgelassen hat. Und auch wenn es dann zeitweise ein bisschen kitschig wird, das gehört sich so und bereichert das Buch unglaublich. Es ist einfach eine richtig gute Geschichte, die gekonnt und mit viel Dramatik und Spannung inszeniert ist.

Der Aufbau ist ganz typisch für eine Trilogie: Hier im ersten Band haben wir eine recht geschlossene Arena, in der die künftigen Hauptcharaktere vorgestellt werden und ihre Geschichte bekommen, die sie dann dazu bringt, die Dystopie in den nächsten Bänden zu dekonstruieren – die entsprechenden Ansätze dazu werden früh gesät und gegen Ende zeigt sich dann, von welchem Punkt aus diese Dekonstruktion ausgeht.

Leider muss ich sagen, dass ich Panem nicht uneingeschränkt loben kann. Das liegt ein bisschen an der Welt Panem an sich. Ich finde die nicht so wirklich schlüssig gestaltet, irgendwie haben sich mir im Laufe des Bandes immer wieder so Kleinigkeiten aufgedrängt, wo ich mir dachte ‚Das passt jetzt irgendwie nicht so?‘ – vielleicht ist das so ne persönliche Sache, weil ich die oben erwähnten Klassiker aufgrund ihres komplette und umfassenden Weltentwurfes sehr schätze. Hier ist Panem manchmal ein bisschen oberflächlich beschrieben, nicht so umfassend und auch irgendwie weniger realistisch. Im Ansatz wird mal ein bisschen der Hintergrund der Welt erwähnt, aber ich hoffe, dass da in den nächsten Bänden noch ein bisschen mehr kommt. Vielleicht ist das auch ein bisschen dem Jugendbuchgenre geschuldet, dass die Welt bewusst nicht ganz so realistisch und damit nicht so schockierend erzählt wurde. Der Reiz an 1984 ist ja, dass man sich die Welt tatsächlich genauso existieren könnte, das fand ich bei Panem nicht immer – und leider leider fand ich es eben bei der Divergent-Serie schon ab dem ersten Band besser gelöst.

Ich freue mich auf die weiteren Bände dennoch sehr, auch meine kleinen Kritikpunkte konnten mir den Spaß an der wirklich starken Geschichte nicht verderben und so gebe ich gerne 4/5 Sternen für eine tolle Jugenddystopie. Ob der große Hype so gerechtfertigt war, weiß ich noch nicht so genau, ich würde eher sagen, es wird ein wenig zu groß gemacht. Aber es ist ein tolles Buch, das man durchaus mal gelesen haben könnte.

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