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The Glorious Ones – Francine Prose

An dieses Buch zu kommen, war gar nicht einfach. Es gibt keine deutsche Übersetzung und wird in Deutschland kaum vertrieben. Meine Fassung wurde im Jahr 2000 gedruckt und kam eingeflogen aus den Staaten.

Das Buch erzählt die Geschichte von Flaminio Scala und seiner Commedia dell’Arte. Ich hatte das Buch entdeckt, nachdem ich das gleichnamige Musical gesehen habe und die Lektüre des Buches war für mich ein neues Erlebnis.

Wir befinden uns im 17. Jahrhundert in Italien und bekommen von sieben Figuren der Truppe um Flaminio seine Geschichte präsentiert. In Kurzform: Flaminio hat eine Gruppe Schauspieler, die täglich Improvisationstheater auf den Straßen Italiens präsentieren, um sich gescharrt. Er selbst traf einst seine Mutter, eine Nonne, die ihn verflucht hat. Als er langsam zu Altern beginnt, wird er von einer neuen Generation seiner Kameraden überholt und in den Schatten gedrängt. Als die Gruppe dann mit dem Eintritt der verrückten Isabella auf geschriebene Dramen umsteigt, ist für ihn kein Blumentopf mehr zu gewinnen und im Rahmen eines Bühnentodes tötet er sich selbst. (an dieser Stelle endet das Musical.)

Die Gruppe existiert noch einen Moment weiter, es kommt noch ein neuer Kerl dazu, mit dem Isabella dann zusammenkommt, aber schlussendlich blickt sie dann im Himmel auf die seltsame Faszination Flaminios und ihres vorigen Geliebten, Francesco zurück.

Das Buch gibt trotz seiner Kürze von gerademal 178 Seiten eine ganze Menge her. Relativ einfach habe ich den Roman als einen Roman der Postmoderne bzw. als einen typischen Roman des 20. Jahrhunderts identifiziert, der Leser muss sich nämlich die Handlung selbst zusammenbauen, die 7 Charaktere, die alle aus der ersten Person heraus erzählen, erzählen immer nur ihre Geschichte, sodass der Leser nur durch die Gesamtheit der Stimmen ein objektives Bild bekommen kann. Das Spannende hierbei ist, dass Flaminio, also der, über den man sich ein Bild verschaffen möchte, selbst gar nicht zu Wort kommt und keine Chance hat, seine Sichtweise zu erzählen. Er kommt nur in den Anekdoten, die von den Erzählern wiedergegeben werden, zu Wort – und auch hier muss die Frage nach der Authentizität gestellt werden.

Spannenderweise stellt sich die Sinnfrage nur indirekt. Alle scheinen nach irgendwas zu streben und irgendetwas zu suchen, aber eigentlich spricht nur der Dottore explizit über seine Berufung – Pantalone vielleicht noch in Ansätzen. Irgendwie sind sie alle Flaminio gefolgt, sind im Nachhinein nicht mehr glücklich damit und fragen sich, warum sie das gemacht haben. Auch untereinander herrscht keinerlei Einigkeit, obwohl doch alle zusammen viel durchgemacht haben. Sie sind zweimal nach Frankreich gekommen, einmal beschimpft, einmal gelobt, sind überall in der Welt herumgekommen und wurden gegen Ende sogar ziemlich reich, aber niemand der Sieben wurde wirklich glücklich.

Ich muss sagen, mir gefiel das Buch ausgesprochen gut. Es war ziemlich anspruchsvoll zu lesen, aber nach c.a. 50-60 Seiten kommt man auch bei diesem Buch ganz gut in den Fluss hinein. Spannenderweise hatte das Buch wenig mit dem Musical gemein, obgleich ich einzelne Szenen wiedererkennen konnte. In jedem Fall ist das Buch wirklich gut gewesen und bekommt von mir 4,5/5 Sternen. Für 10,99€ ist es hier bei Amazon bestellbar – oder schaut einfach mal, ob es irgendwo günstig gebraucht zu bekommen ist.

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