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The Garden Party – Katherine Mansfield

Das Gartenfest ist der deutsche Titel dieser Geschichte einer neuseeländischen Autorin. Katherine Mansfields Geschichte, die 1922 in einer Zeitschrift veröffentlicht wurde, war so beliebt, dass aus ihr noch im selben Jahr eine Anthologie entstand. Es ist ein bisschen überraschend: Obwohl es sich um eine Frau handelt, die zudem noch sehr jung gestorben ist und nur rund 70 Kurzgeschichten hinterlassen hat, wird sie ziemlich häufig rezipiert – sie hat sogar einen deutschen Wikipediaartikel!

Die Geschichte ist inhaltlich nicht besonders komplex. Ein Mädchen von höherem Stand soll mit ihren Schwestern eine Gartenparty organisieren. Als jedoch einer der (armen) Nachbarn stirbt, hält sie es für unangebracht, die Party trotzdem stattfinden zu lassen. Gegen ihren Willen findet die Party dann – die Schwestern haben die Wünsche ihrer Mutter umgesetzt – doch statt, doch nach der Party darf sie die Reste zu der inzwischen alleinstehenden Mutter bringen und wird dort erstmals in ihrem Leben mit dem Tod konfrontiert.

Diese relativ überschaubare Handlung stellt dabei nur die Folie für dahinterliegende Konflikte dar. In dieser Geschichte haben wir es gleich mit mehreren Grundkonflikten zu tun. Das offensichtlichste ist der Konflikt zwischen Arm und Reich. Das Mädchen bewundert die Arbeiter auf dem Anwesen, versucht gar ihnen nachzueifern, will zu ihnen gehören. So beginnt sie – auch durch den flüchtigen Konflikt zu den Nachbarn – ihre Rolle als Reiche zu reflektieren. Der Kontakt mit dem Tod, insbesondere der Anblick der Leiche am Ende, führt bei ihr zu einem starken Nachdenken über ihre eigene Sterblichkeit – und sie entdeckt eine gewisse Ästhetik des Todes. Nimmt man die Geschichte noch etwas weiter auseinander, findet man diese Brüche in den einzelnen Gegenständen der Handlung.

Die Literaturkritik lobt die Geschichte in sehr hohen Tönen. Gerade die Darstellung der empfindsamen, weiblichen Gedanken wird hier angesprochen und mit der Prosa von Jane Austen verglichen. Ich fand die Geschichte insgesamt sehr ästhetisch und ansprechend, ich hatte auch mit dem Verständnis keinerlei Probleme. Ich kann die Lektüre dieser inzwischen schon 100 Jahre alten Geschichte ohne Bedenken empfehlen, gerade auch weil das Ende den Leser in einer ganz eigentümlichen Stimmung zurücklässt. Gerade solche stimmungserzeugende Prosa gefällt mir immer besonders gut und deshalb habe ich auch kein Problem damit, volle 5/5 Sternen für diese Geschichte zu geben.

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