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The dirty Streets of Heaven – Tad Williams

Cover von The dirty Streets of Heaven

 

Wie soll ich dieses Buch einleiten? Ich habe eine Leseprobe auf vorablesen gelesen, bin bei der Verlosung leer ausgegangen und habe mir dann das englische Original gekauft. Für knapp über 5€. Das war letzten August. Jetzt habe ich das Buch dann auch mal gelesen und bin noch immer so angetan, wie ich es nach der deutschen Leseprobe war. Ich habe noch nie ein Buch von Tad Williams gelesen, aber ich denke, das ist nicht unbedingt ein repräsentatives Beispiel, denn es ist doch eine ganz spezielle Form von Urban Fantasy, die der Autor hier praktiziert.

Bobby Dollar ist ein Engel. Und zwar ein Advokat. Das heißt, er verteidigt die Seelen gestorbener Menschen, wenn es darum geht, dass sie zwischen Himmel und Hölle stehen. Als Engel hat er auch einen menschlichen Körper, mit dem er auf der Erde relativ normal interagieren kann – kann aber dieses Erdenreich jederzeit verlassen. Nun, eines Tages wird er dann zu einem Einsatz gerufen, bei dem aus dem Menschen keine Seele herauskommt, die er verteidigen kann. Und damit beginnen die Probleme. Auf einmal heißt es, er sei in Besitz eines geheimen Artefakts, er wird von einem Wesen der Hölle verfolgt, verliebt sich in eine hohe Gräfin der Hölle und muss ständig seine Wohnung wechseln. Und der Lehrling seines besten Freundes Sam geht ihn auch auf die Nerven. Vieles geschieht und Bobby weiß nicht so wirklich, was eigentlich mit ihm passiert und wie er sich zur Wehr setzen kann. Doch die anstehende Konferenz, auf der Bobby auch geladen ist und die sich zumindest vorgeblich mit den komischen seelenlosen Menschen beschäftigen soll, bringt endlich eine Lösung für Bobby – wenn auch alles anders kommt, als erwartet und sich die Ereignisse überschlagen.

Das Ende verrate ich mal nicht, weil ich es ziemlich cool gemacht finde. Insgesamt trifft das Wort “cool” auf ziemlich viele Aspekte des Romans zu. Bobby ist einfach nur ein genialer Typ, der so eine gewisse nette Frustration in sich trägt, die ihn ziemlich ansprechend macht – ich konnte mich gut mit ihm identifizieren. Das Setting ist ebenfalls ziemlich ansprechend, es spielt sich alles in einer amerikanischen Stadt ab, in der es alles gibt, was urbane Fantasy braucht – aber Williams schafft es, die üblichen Urban Fantasy Motive ziemlich innovativ herauszuarbeiten, die Liebesgeschichte ist natürlich gerade mit einer Baronin aus der Hölle und mit ganz viel dreckigem Sex, seine übernatürlichen Kräfte findet Bobby einerseits ziemlich ätzend, aber er will natürlich auch kein normaler Mensch sein.

Die Geschichte selbst nimmt immer wieder viele Wendungen, es passiert viel actionreiches, ist aber meiner Meinung nach nicht ganz frei von Mängeln. Für meinen Geschmack ist Bobby etwas zu oft auf der Flucht vor seinem höllischen Begleiter und das wird doch über einige Strecken ziemlich eintönig, denn irgendwie schafft es Williams nicht, diese Actionszenen so kunstvoll zu inszenieren, sodass es manchmal langweilt und man sich fragt, ob es dann bitte mit der echten Handlung weitergehen könne. Die ist nämlich so grandios, dass sie einiges entschädigt. Wirklich, diese Handlung macht echt Spaß. Die Charaktere haben jeder für sich ihre eigene Geschichte, die man im Laufe des Buches zumindest bei den wichtigen Personen auch erfährt und handeln stets so, wie ihre Überzeugungen sie leiten, also immer nachvollziehbar. Und den Lauf, den die Geschichte am Ende nimmt, habe ich wirklich nicht vorausgesehen. Also seid gespannt auf einige Wendungen, die man vielleicht nicht unbedingt erwarten könne.

Mir hat The Dirty Streets of Heaven echt gut gefallen, ich hatte viel Spaß – habe mich aber recht lange damit aufgehalten, denn erst so gegen Ende kam dieses “Oh Mein Gott, ich will jetzt wissen, wie es ausgeht”-Gefühl auf. Ich gebe gerne mal 4/5 Sternen für die klasse Idee und die durchaus gelungene Umsetzung. Die englische Ausgabe gibt es in verschiedenen Editionen ab 6€ aufwärts, die deutsche Fassung ist mit 22,95€ doch ziemlich teuer – aber das Lesen lohnt sich sicherlich!

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