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The Devil all the Time – Daniel Ray Pollock

Cover von The Devil all the Time

 


Was ist das denn bitte für ein Roman? Ich habe es gerade ausgelesen und weiß immer noch nicht, was das jetzt denn eigentlich war.

Wir sind in Amerika in den sechziger Jahren und begegnen mehreren Menschen. Ein Mann, der fanatisch alles Mögliche, Tiere und Menschen, seinem Gott opfert, um seine Frau vor dem Sohn zu rennen, und seinen Sohn zwingt, stundenlang an der Opferstelle mit ihm zu beten. Ein Ehepaar ist jeden Sommer einige Wochen unterwegs und nimmt Anhalter mit, mit der die Frau Sex hat, während der Mann sie fotografiert. Daraufhin töten sie den Anhalter. Zwei Brüder waren lange Zeit als Wanderprediger erfolgreich, doch eine sehr verstörende Gottesdienste mit Eimer voller Spinnen zwingen sie nun dazu, auf in einem Absurditätenzirkus, ähnlich einer FreakShow aufzutreten. Nach langen Beschreibungen des Lebenslaufes aller beteiligten Personen, fangen diese Leute dann an, sich zu begegnen. Und schließlich kann niemand seiner Vergangenheit entkommen.

Es ist generell ein sehr düstern und finster angelegtes Szenario, es gibt keine Charaktere, die nicht irgendwie Dreck am Stecken haben. Dabei wirkt die Welt eigentlich gar nicht so kaputt angelegt. Es gibt Bücher, da merkt man schon am Schreibstil, wie kaputt alles ist (bsp: Kalter Schmerz von Hanna Jameson), sondern es passiert eher beiläufig. Dann wird da eben mal ein Mord begangen, da wird eben mal das Faustrecht durchgesetzt. Selbst der eigentliche Held, Sohn des fanatischen Gottesanbeters, agiert ziemlich gewalttätig und aggressiv.

Was mich an diesem Buch etwas verwirrt hat, ist dass keine durchgehende Handlung ersichtlich ist. Wir springen von Charakter zu Charakter, erfahren immer mal wieder ein bisschen etwas und kommen ein wenig voran. Am Anfang sind wir viel bei Arvin und seinem Vater und seiner an Krebs erkrankten Mutter, dann lernen wir die Prediger und das seltsame Ehepaar kennen, später sehen wir den normalen Alltag des mörderischen Pärchens und wie sie sich auf eine ihrer weiteren Touren vorbereiten.

Achtung, Spoiler:

Genau diese letzte Tour ist es dann, bei der auf einmal ein Opfer nach den Fotos entkommt – der erste Hinweis auf das baldige Ende des Pärchens und des Buches. Denn dann kreuzen sich die Wege von Arvin und des Pärchens – und das hat für beide Seiten ein tödliches Ende – übrigens taucht hier dann auch tatsächlich mal krimitypisch für kurze Zeit ein Polizist auf, der sich des Falls annimmt, schließlich kommt alles zurück zum Ausgangsort, dort wo die Tiere geopfert worden, dort, wo die Wurzel des Übels zu verorten ist.

Das ist ziemlich clever umgesetzt und wahnsinnig gut durchdacht. Ich weiß aber noch immer nicht, ob mir das wirklich gefallen hat. Es ist sicherlich spannend zu lesen, eine interessante Milieustudie in amerikanischen Kleinstädten und es deckt sich beispielsweise mit dem Bild, das Bill Bryson darüber gezeichnet hat. Aber irgendwie war es für mich keine Offenbarung. Ich habe es zwar ganz gerne gelesen, glaube aber nicht, dass ich es weiterempfehlen würde. Daher gebe ich mal 3,5/5 Sternen, es kann interessant sein, wer sich für die kaputte amerikanische Welt aus den Sechzigern interessiert, wo über Jahrzehnte lang grausame Sachen passieren, ohne, dass es jemand mitbekommt.

Die englische Fassung gibt es für rund 9€ zu kaufen, die englische ist mit 9,99€ nur unwesentlich teurer. – es bleibt also vollkommen euch überlassen, welche ihr lieber lesen mögt.

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