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Serapionsbrüder #06: Der Artushof

k-WP_20151112_003Nach den musikalischen Exkursen der Geschichten drei und vier kommen wir heute zur Malerei zurück und begeben uns in die Stadt Danzig, wo ein junger Kaufmannsgeselle wohnt und mit einer Frau verheiratet werden soll.

Traugott, jener Kaufmannsgeselle, entdeckt schon früh die Liebe zur Malerei und setzt damit um ein Haar das Geschäft seines künftigen Schwiegervaters aufs Spiel, indem er lieber kritzelt als Schreiben aufzusetzen. Er trifft auf einen alten Maler, der sich als Schöpfer der Figuren, die er abgekritzelt hat, outet und beginnt, bei diesem Malunterricht zu nehmen. Auf Gemälden sieht er eine wundervolle Frau, seine Tochter, von der Traugott glauben soll, sie sei verstorben. Nachdem er eines Nachts dahinterkommt, dass die Tochter nur als Sohn verkleidet stets bei den Malstunden bei ihm war, reist die Familie ab. Nach dieser perfekten Frau suchend macht sich Traugott auf den Weg nach Italien und lässt seine Versprochene hinter sich. In Italien begegnet er einem Mädchen, das ihn an sein perfektes Bild im Kopf erinnert, doch kurz bevor es zur Hochzeit kommt, erinnert er sich an die wirklich perfekte Frau und flieht erneut.

Nach Danzig zurückgekehrt, erfährt er, was passiert ist. Nicht nach Italien, sondern in ein gleichlautendes Landhaus in der Nähe zog die Familie hin. Als die Schöne dann einen Kriminalrat heiratete, erfüllte sich die Prophezeiung, dass ihr Vater noch am Hochzeitsaltar sterben sollte. Seine zuvor versprochene Frau ist inzwischen auch verheiratet und Traugott steht alleine mit seiner zerbrochenen Weltsicht dar. Da kommt ein Brief aus Italien, der ihn einlädt, das dortige Mädchen zu heiraten.

Ich muss sagen, diese Geschichte ließ mich etwas verwirrt zurück. Es geht, wie sooft um das Thema Perfektion und Trugbilder von Perfektion, es geht wie schon im Rat Krespel um einen Fluch, der auf der Perfektion lastet, vielleicht soll es ein Abschied von der Perfektion sein und der Appell, das zu nehmen, was einem auf dem Weg zur Perfektion das Herz erwärmt. Aber diese Geschichte ist gerade am Anfang ziemlich verworren und undurchsichtig.

Vor allem: Was ist Traugott? Ist Traugott ein Künstler, schafft er wirklich von innen heraus? Wir wissen nur, er will sich der Malerei hingeben, aber kritzelt Figuren ab, die er schon mal gesehen hat. Und der alte Maler, der Wahnsinnige, der seine weiße Leinwand als neues Gemälde präsentiert? Hingegen scheint die Familie in Italien eine ganz bodenständige, nicht wahnsinnige und ehrbare Künstlerfamilie zu sein. Wahrscheinlich sind sie die wahren Künstler, denn sie sind es, die am Ende noch übrigbleiben, sie sind es, bei der Traugott seine Erfüllung finden könnte.

Was die Phantastik betrifft, hatte ich nach Ottmars großspuriger Ankündigung auf etwas mehr gehofft. Als heiter und gemütlich beschreiben die Brüder die Geschichte die Cyprian erzählt hat und ich denke, die Beschreibung passt auch gut. Vom Hocker gehauen hat mich diese Geschichte aber leider nicht so wirklich.

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