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Serapionsbrüder #04: Der Dichter und der Komponist

k-WP_20151112_003Wenn es euch letzte Woche schon zu musikalisch war, solltet ihr diese Geschichte besser überspringen, denn im Gegensatz zur Fermate, in der die Geschichte eines Einzelnen erzählt wurde, geht es in unserer heutigen Erzählung um nicht mehr als um die Kriterien für eine gute Oper, eine wirklich romantische Oper.

Zwei Freunde treffen sich am Vorplatz einer Schlacht. Der Dichter Ferdinand und der Komponist Ludwig debattieren miteinander, was denn einen guten Operntext ausmache. Dass der Text einem guten Sujet entsprechen sollte und der Komponist sich nur davon lenken lassen sollte, dass das phantastische am Text gerade das wahrhaft romantische ist und dass dies den Dichter vor eine enorme Herausforderung stelle, ist so das Ergebnis dieses Streitgespräches, in dessen Verlauf Ferdinand oftmals sagt, dass ein Dichter das ja gar nicht erfüllen könnte und dass diese Form des Dichtens ihm ja gar nicht zu Eigen wäre, vor allem sei es so schwer, all diese Anforderungen in so wenig Text unterzubringen. Doch am Ende stimmt er dem Ludwig zu, dass eine wirklich gelungene Oper genau diesen Spagat hinbekomme und dass es nicht ohne das phantastische, das aus dem Inneren des Dichters geschaute, gehe.

Im Anschluss an das Gespräch reitet der Dichter erfüllt von wahrem Frohmut zurück in die Schlacht.

Heureka, das Phantastische! Zwar taucht es noch nicht direkt auf, aber hier wird immerhin mal thematisiert, dass ein guter Operntext phantastische Elemente beinhalten muss. Ich sah kürzlich im Staatstheater den Freischütz, der wohl eine der bekanntesten romantischen Opern ist – und ich glaube, auch genau wegen der phantastischen Elemente des Stückes gefiel mir – der ich zwar ganz gerne eine Oper sehe, aber weder großer Opernkenner, noch größter Opernfreund auf Erden bin– ausgesprochen gut. So gut sogar, dass ich nicht nur von der musikalischen Seite des Stückes überzeugt und von der tollen Musik verzaubert war, sondern auch von der – in Opern oftmals sperrigen – Handlung förmlich mitgerissen war. Wenn Opern so sein sollen, dann will ich gerne mehr davon sehen. Und dass sie so sein sollen, ist meiner Ansicht nach zentraler Gedanke der Geschichte.

Was auch noch erwähnenswert ist, ist, dass ich das Gefühl hatte, der Komponist sei derjenige, dem das Primat zuteilwird. Sein musikalischer Geist ist größer und wertvoller als der des Komponisten, weil er derjenige sei, der die Worte mit Leben fülle und zur Erfüllung bringe. Auch hier ist, wie so oft schon das Bild des Künstlers sehr spannend.

Ich mochte den kurzen Text sehr gerne, auf den ersten Blick steckt da gar nicht so viel an Handlung drin, aber der Serapiontische Komponist, der aus dem Inneren schöpft und das auch von seinem Librettisten verlangt, macht diese Geschichte nicht nur sehr passend für diese Sammlung, sondern zeigt auch, wie man sich das Serapiontische in der Praxis vorzustellen hat.

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