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Second Life – S.J. Watson

k-WP_20150901_003Ich las das Buch Before I Go To Sleep alias Ich.Darf.Nicht.Schlafen von S.J. Watson und war… wenn schon nicht begeistert, dann zumindest sehr angetan. Und so fand ich vor kurzem heraus, dass S.J. Watson ein weiteres Buch geschrieben hat, das inzwischen auch auf Deutsch unter dem Titel Tu es. Tu es nicht. erschienen ist. Der englische Titel lautet Second Life und ich kam zufälligerweise recht günstig daran, also dachte ich mir, ich lese es.

Es geht um Julia, eine trockene Alkoholikerin und Fotografin, sie ist mit Hugh verheiratet, der sie aus einer schwierigen Situation gerettet hat und sie zieht das Kind ihrer Schwester, Connor auf. Kate, ihre Schwester wird jedoch brutal ermordet und daraufhin geht ihre Welt kaputt. Auf der Suche nach dem Mörder loggt sie sich in die Accounts ihrer Schwester ein, befreundet sich mit dem besten Freund ihrer Schwester und lernt dann einen Mann kennen, mit dem sie ihren Freund betrügt. Dieser Mann beginnt dann aber eine wichtigere Rolle zu spielen, als sich dann die Freundin ihrer Schwester verlobt und Julias Fantasien Wirklichkeit werden. Dann verwickelt sich Julia in allerhand Lügengeschichten und kann sich kaum noch ratsuchend an ihre Freundinnen wenden, denn sie hat nicht von sich aus viel zu verbergen, sondern wird auch zu weiteren Lügen genötigt.

Ich möchte das Ende nicht spoilern, denn ich muss leider sagen, dass das Ende des Buches auch gleichzeitig das Beste am Buch war. Denn das Buch hat in meinen Augen ein großes Problem: Die Charaktere sind doof. Ich mochte Julia absolut nicht. Das liegt nicht unbedingt an ihrer Geschichte oder ihrer Profession, aber sie verkörpert in meinen Augen alles andere als eine moderne und ansprechende Frauenfigur, ich mochte ihr Handeln nicht und es erschien mir irrational und nicht nachvollziehbar. Aber der Mann und der Sohn sind auch nicht so wirklich viel besser. Nicht mal der Mann, mit dem sie fremdgeht, ist irgendwie sympathisch. Tatsächlich geht es auch in einer Tour um Sex. Explizite Beschreibungen werden war netterweise nicht geliefert, aber es geht immer nur um das Eine, es wird damit erpresst, es gibt heimliche Videos… und es wirkte beim Lesen einfach total stereotyp und nicht ansprechend.

Dabei ist die Geschichte selbst gar nicht schlecht. Die Idee mit der Online-Affäre und dem Fremdgehen – na okay, wie man es mag – aber gerade die Wendungen gegen Ende und die Auflösung dieser ganzen Geschichte fand ich durchaus nachvollziehbar und logisch gestaltet – und gerade das sehr unerwartete Ende gefiel mir ausdrücklich gut. Das ist auch schon das, was ich beim letzten Buch von S.J. Watson so grandios fand – es ist wundervoll durchdacht und alles passt zusammen, obwohl es so überhaupt nicht aussah und man mit der Protagonistin zusammen bis ganz kurz vor dem Ende im Dunkeln gelassen wird – und in den letzten 100 Seiten habe ich tatsächlich vergessen, mich über die Charaktere zu ärgern und hatte wirklichen Spaß beim Lesen.

Second Life liest sich flüssig und ist eine Art von Beziehungs-Thriller, bei dem der Fokus ganz klar auf den komplexen Figurenkonstellationen liegt – dabei lässt sich das Arsenal im Prinzip auf fünf wichtige Personen beschränken, die sich gegenseitig viel zu verbergen haben und auch hier wird wieder viel in Vergangenheiten herumgewühlt. Leider haben mir die Charaktere überhaupt nicht gefallen und so richtige Spannung kam deswegen auch nicht auf, weil ich mich streckenweise wirklich über das affige Benehmen der Figuren aufgeregt hatte. Wenn ihr kein Problem mit stereotypen und etwas dämlichen Figuren habt, ist das Buch sicherlich lesenswert, mir sagte es nicht so wirklich zu. Für die gute Idee und die letzten 100 Seiten gibt es dann aber doch noch 2,5/5 Sternen – aber ich glaube, einen weiteren Band von S.J. Watson werde ich dann nicht mehr blind kaufen – denn die Amazon-Rezensionen hätten mir hier warnen können.

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