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Mario und der Zauberer – Thomas Mann

Cover von Mario und der Zauberer

 

Auch Mann steht auf unserem Lehrplan.

Der Erzähler macht mit seiner Familie Urlaub in Italien. Schon bei der Ankunft dort stoßen ihm einige Sachen unangenehm auf. Im Hotel darf er sich mit seiner Familie nicht auf den Balkon setzen und als sein Kind anfängt zu Husten, werden sie in ein Nebengebäude ausgelagert, woran auch das Urteil eines Arztes, dass der Junge nicht ansteckend ist, nichts ändern kann.

Sie wechseln zwar daraufhin das Hotel, trotzdem kommt es noch zu einem weiteren Eklat. Als die noch sehr junge Tochter der Familie kurzzeitig nackt zu sehen ist, wird die Familie zur Rede gestellt und muss eine Strafe wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses zahlen.

Um den Urlaub noch irgendwie abzuschließen, besucht die Familie die Zaubervorstellung eines gewissen Cipolla. Eigentlich ist es für die Kinder schon zu spät, aber da sie so gebettelt haben, lassen sich die Eltern erweichen.

Die Vorstellung von Cipolla ist jedoch keine normale Zaubershow. Cipolla ist ein Hypnotiseur und Wortakrobat. Erst beeindruckt er das Publikum mit mathematischen Spielen und gibt einige klare Statements zum Thema “Freier Wille” ab.

Nach der Pause, die Eltern können sich im Nachhinein nicht mehr erklären, warum sie nicht einfach gegangen sind, fängt Cipolla dann mit richtiger Hypnose an und bringt als Höhepunkt der Vorstellung den Kellner Mario dazu, ihn für seine Angebetete zu halten und ihn zu küssen.

Aus der Hypnose erwacht, erschießt Mario Cipolla dafür.

Es wäre falsch, Mario und der Zauberer auf eine reine Faschismusparabel zu reduzieren und in Cipolla eine Verkörperung von Mussolini zu sehen, aber man darf dieses Element nicht außer Acht lassen. Wie ein Diktator übt Cipolla eine gefährliche Faszination aus, er kontrolliert Menschen und verneint den freien Willen.

Mann hat über die Geschichte erzählt, er habe sie nach einer wahren Begebenheit geschrieben und nur das Ende neu gestaltet hat – interessant wie ich finde, ich hatte Cipolla beim Lesen eher als Konstrukt wahrgenommen und nicht als real existierende Person.

Mir gefiel Mario und der Zauberer recht gut, die Geschichte war recht kurz, verhakt sich aber doch recht lange in Details. Diese Details können zwar manchmal einen Ausblick auf den Rest der Geschichte geben (ähnlich, wie bei Irrungen, Wirrungen), aber meist sind es mir einfach zu viele Details auf vergleichsweise wenig Handlung – die eigentliche Handlung setzt ja erst zur Mitte der Geschichte ein.

Mario und der Zauberer lohnt sich, es fängt etwas faschistische Zeitgeschichte ein, auch in Ergänzung mit anderen Texten Manns (wir hatten im Unterricht dazu noch “Bruder Hitler” gelesen), ist die Lektüre spannend und interessant.

Bei Mario und der Zauberer ist das Beschaffen etwas einfacher, es gibt es entweder als alleinstehendes Buch oder in Kombination mit Tonio Kröger für 5,95€ im Fischer Verlag.

Ich gebe dem überwiegend kurzweiligen Buch 3,5/5 Sternen, es lohnt sich definitiv, zählt aber noch nicht zu meinen Lieblingslektüren.

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