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Lügen mit Zahlen – Gerd Bosbach / Jens Jürgen Korff

k-WP_20150823_001Ein guter Freund empfahl mir dieses Buch mit den Worten, es sei schon wissenschaftlich fundiert und dennoch gut und ansprechend zu lesen. Es gehe wohl darum, wie man mit Zahlen Menschen manipulieren könnte. Eine kurze Bibliotheksrecherche ergab, dass das Buch in meiner Umgebung reichlich verfügbar ist und so mache ich mich auf, es zu lesen. Es passt mal wieder ganz gut in meine Reihe ‚Sachbuchfresser‘ – und so kommen wir heute zur Rezension davon:

In Lügen mit Zahlen beschreibt Mathematikprofessor Gerd Bosbach eine Reihe von Phänomenen, mit denen Zahlen der Öffentlichkeit präsentiert werden, die man durchaus als manipulativ beschreiben könnte. Falsche und fehlende Achsenbeschriftungen, seltsame Skalierungen, abgeschnittene Achsen, Teildarstellungen, die einen bestimmten Effekt suggerieren, ‚Lesehilfen‘ oder ähnliche Phänomene werden beschrieben und enttarnt und statistische Phänomene und Paradoxa werden aufgezeigt. Bosbach lässt sich dabei nicht lumpen, sich auch politisch zu positionieren und den Verfassern dieser Statistik gezielte Manipulation aus wirtschaftlichen oder politischen Interessen zu unterstellen. Ein weiteres Lieblingsthema sind Prognosen, die zu einem großen Teil als völliger Humbug dargestellt werden, weil die Extrapolation von Daten nicht zulässig sei.

Gerade in den abschließenden Kapiteln geht es dann spezifisch um Motive und Methoden, wie manipuliert wird und wie man sich gegen solche Manipulationen schützen kann. Übungsaufgaben und ein ‚philosophischer Exkurs‘ des Co-Autors runden das Buch ab.

Das Niveau des Buches ist meines Erachtens relativ niedrig angesiedelt. Ich bin wahrlich kein Statistikexperte, sondern eher so ein interessierter Laie, aber ich hatte eigentlich in keiner Situation das Gefühl, ich müsste einen Absatz nochmal nachlesen oder genauer nachvollziehen, worum es hier geht. Ganz im Gegenteil hätte ich mir tatsächlich noch etwas mehr gewünscht, ich hätte gerne mal ein bisschen über wirkliche Statistik gelernt – und das, was in Fußnoten[1] steht, hätte gerne weiter ins Buch rücken dürfen.

Das Buch selbst liest sich wirklich gut, typisch populärwissenschaftlich ist es ein wenig flapsig geschrieben, aber man kommt wirklich flüssig durch und kann – gerade wenn man sich mit der Macht von Statistiken noch nicht beschäftigt hat und sich von Prognosen und lustigen Diagrammen beeindrucken lässt. Für mich persönlich war das Buch mehr so eine Bündelung und Auffrischung von Wissen, das ich irgendwo mal zusammengesammelt habe, wirklich viel Neues konnte ich leider nicht finden. Ein bisschen schwierig fand ich es überdies, dass Bosbach in dem Buch stellenweise wirklich sehr politisch wird und tatsächlich auch normativ aktiv wird, Vorschläge unterbreitet, wie man die Welt verbessern könnte. Dabei würde ich gar nicht mal behaupten, dass Bosbach Unsinn erzählt, aber ich fand es ein bisschen too much in einem Buch über Statistiken – und ehrlich gesagt war es auch ein bisschen wenig um ernst genommen zu werden. Auch wenn sich Statistiken relativ leicht zunichtemachen lassen, selbst Politik zu machen kann man nicht unbedingt auf zwei oder drei Seiten darlegen. So würde ich sagen, sagt Bosbach eigentlich nicht viel mehr als ein paar Allgemeinplätze, die zwar nicht sonderlich stören – und, das muss man ihm zugestehen, auch vom fachlichen Teil gut getrennt sind – aber eben auch nicht sonderlich weiterhelfen.

Insgesamt ist Lügen mit Zahlen sicherlich ein empfehlenswertes Buch, wenn man sich noch nie mit der Macht der Statistiken beschäftigt hat und mal mitbekommen möchte, wie man eine erstmal neutrale Statistik für seine eigenen Zwecke aufpolieren kann – und wie gezielt das auch manipulativ eingesetzt wird. Den politischen Teil fand ich weniger ergiebig – und weil ich mir auch fachlich etwas mehr erwartet habe, bleibt mein Zähler bei 3/5 Sternen stehen. Sicherlich ein hübsches Buch, aber gekauft hätte ich es mir wahrscheinlich nicht.

 

 

[1] Fußnoten… Naja. Kapitel-Endnoten. Ich finde das ja immer ätzend, wenn da eine [1] im Text steht und man erstmal 20 Seiten weiter blättern muss… Warum kann das nicht auf der Seite direkt stehen?

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