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Lesefutter (3): Die inhabergeführte Buchhandlung

Nachdem wir letztes Mal festgestellt haben, dass die großen Filialbuchhandlungen ein großes Angebot bringen, aber den faden Beigeschmack von internationalen Großkonzernen nicht zuwenden, now to something completely different. Kleine Buchhandlungen. Mit inhabergeführten Buchhandlungen meine ich alle Buchhandlungen, die eben zu keinem großen Konzern gehören, die mögen auch mal zwei oder drei Fillialen haben, aber es sind eben die klassischen Buchhandlungen, die man mit dieser Buy-Local-Kampagne unterstützt werden. Es sind in den letzten Jahren und Jahrzehnten immer weniger geworden – und warum das so ist, werden wir in einigen hundert Wörtern vielleicht auch wissen.

Unabhängige Buchhandlungen sind häufig deutlich kleiner als die Filialen der großen Ketten. Das fängt bei ein paar Dutzend Quadratmetern Verkaufsfläche an und geht selten über die 200m² heraus, es sind kleine Ladengeschäfte, die man heutzutage kaum noch in den sogenannten A-Lagen, also in den großen Innenstädten findet, sondern eher am Rande der Stadt, in einem Stadtviertel, in Kleinstädten – aber inzwischen kaum noch in Dörfern, dort rechnet sich der Betrieb kaum noch. In der Filiale arbeiten Buchhändler(-innen), meistens mit wenigen Mitarbeitern, vielleicht sogar nur ein paar Aushilfen. Der Buchhändler ist meistens ein redseliger Zeitgenosse, der sich freut, mit den Kunden etwas ins Gespräch zu kommen, sich Zeit nimmt, mit dem man auch mal über Bücher plaudern kann, sich Büchertipps holen kann oder der auch zu Büchergeschenken berät. Geschenkgutscheine, ein Postkartensortiment und ein bisschen Non-Books gehören häufig zum Sortiment, hin und wieder übernimmt ein solcher Laden auch die Funktion des Schreibwarenladens des Dorfes, aber häufiger ist eigentlich ein reines Buchsortiment – die Verkaufsfläche ist ja ohnehin schon klein. Das heißt für alle, die sich gerne inspirieren lassen: Besonders viel stöbern kann man hier nicht. Man muss sich schon darauf verlassen, dass der Buchhändler eine gute Auswahl beim Sortiment trifft und sich nicht allzu sehr von den Verlagsvertretern bequatschen lässt. Dann findet man dort nämlich auch gerne echte Perlen, die eben nicht zu den A-Titeln gehören, die auch ein Thalia im Sortiment hat. Ansonsten braucht man Glück, um an einen Buchhändler zu geraten, der weiß, was man gerne liest und auch in den ganzen Genres auskennt. Denn die Stöberfläche ist eben naturgemäß deutlich kleiner.

Das erlaubt es aber auch, Themenbuchhandlungen zu schaffen. Während ein Thalia immer alle Leser mitnehmen möchte, können sich kleine Buchhandlungen auch spezialisieren. Meine eigene Buchhandlung ist eine universitäre Campusbuchhandlung, es gibt christliche Buchhandlungen, spezielle Fachbuchhandlungen, Buchhandlungen mit Krimi-Schwerpunkt und jede erdenkliche Kombination, die sich auf dem Markt halten kann.

Wer sich aber schon weiß, was er braucht, der kann einfach zum Buchhändler seiner Wahl gehen und das gewünschte Buch bestellen. Und das ist dann auch in aller Regel am nächsten Werktag schon da. Telefonisch bestellen klappt fast immer, bei der Internetbestellung hapert es bei vielen noch; den digitalen Wandel haben nicht viele geschafft, häufig gibt es maximal eine E-Mail Adresse oder ein Freitext-Bestellfeld. Aber es geht auch anders. Meine Buchhandlung, die zugegeben ‚nur‘ eine Filiale einer (immerhin lokal ansässigen) Firma im Bereich der industriellen Medienbeschaffung ist, hat es aber dennoch geschafft, einen hübschen, einfachen und nicht überladenen Onlineshop auf die Beine zu stellen. So kann man sehr komfortabel Bücher bestellen und sie einfach am nächsten Tag abholen. Und inzwischen kann man sich die Bücher auch von einigen Buchhandlungen kostenlos zustellen lassen. Wozu da noch zu den großen gehen? Möglich macht dies der Büchergroßhandel. Hatte ich letztes Mal von Libri berichtet, einer Firma, die die Infrastruktur für Thalia und Hugendubel liefert, sind die meisten dieser Buchhandlungen entweder über das Barsortiment von Umbreit oder KNV versorgt. Das funktioniert so: Der Buchhandler schließt einen Vertrag mit Umbreit und verpflichtet sich, dort seinen Einkauf (zumindest dessen, was Umbreit führt) zu tätigen. Dafür kann Umbreit über das sogenannte Nachtsprungverfahren die Bücher enorm schnell liefern und hilft auch bei der Sortimentsgestaltung in Bereichen, die dem Buchhändler nicht so sehr liegen. Der Preis ist dafür ein Teil der Handelsspanne. Man munkelt, dass von einem Buch nach Abzug der Steuer c.a. 30% des Verkaufspreises beim Buchhändler, weitere 20% bei Umbreit und Co, den sogenannten Grossisten bleiben. Von einem 20€-Buch bekommt Umbreit also rund 3,70€, der Buchhändler 5,60€ – was im Vergleich für den übrigen Einzelhandel eine recht gute Marge ist. Es macht also wirklich etwas aus, ob man diese 5,60€ einem großen Konzern oder einem sympathischen Einzelhändler überlässt – finde ich.

Ich mag kleine Buchhandlungen ganz gern, vor allem aber weil ich den Gedanken mag, dass mein Geld in der Nähe bleibt. Klar, die Atmosphäre ist eine ganz andere als in den großen Filialen, vielleicht funktioniert das Stöbern nicht so gut, wie dort. Ihr merkt schon, es ist häufig ein vielleicht Ob die Buchhandlung jetzt eine Perle ist oder eher so mittelprächtig ist, hängt immer auch im Buchhändler. Wenn aber die Chemie stimmt und man jahrelang beim gleichen Buchhändler ist, sich kennt und ihm auch vertraut, kann man sicherlich viel neues entdecken und so ein persönlicher Ansprechpartner bei Bücherfragen hat in jedem Fall etwas. Und wenn man mal in einer anderen Stadt ist, ist so eine kleine Buchhandlung vielleicht viel spannender zu entdecken als eine Thalia-Filiale, die ja doch immer irgendwie gleich aussehen.  Wer einfach nur schnell seine Bücher möchte, kann sie aber auch einfach dort abholen. Vorzugsweise sucht man sich eine Buchhandlung in seiner Nähe – dann braucht man nämlich nicht kilometerweise den Büchersendungen nachjagen, die nicht in den Briefkasten passen und zur Hauptpost geliefert wurden. Aber das ist eine andere Geschichte…

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