Permalink

1

Kein Spaß ohne Hanni und Nanni (#04)

WhatsApp Image 2016-08-18 at 19.38.11Der heutige Band ist fürs erste der letzte von Enid Blyton geschriebene und auch hier wird Christa Kupfer als Übersetzerin angegeben – und in den neuen Auflagen steht sogar etwas von einer Frauke Heithecker, die die neuere Bearbeitung übernommen hat. Ich kann an dieser Stelle nicht die verschiedenen deutschen Ausgaben miteinander vergleichen, aber ein signifikanter Unterschied ist beispielsweise, dass seit den 90ern nichtmehr von ‚Fräulein‘ Roberts, sondern von ‚Frau‘ Roberts die Rede ist.

Aber kommen wir zum Band. Die Mädchen kommen jetzt in die dritte Klasse (in den neuen Ausgaben: In die achte Klasse!) und wieder gibt es neue Mädchen. Die zwei durchgefallenen Mädchen, Else und Anne. Else ist boshaft und gehässig und Anne ist unendlich faul. Beide werden zusammen zu Klassensprecherinnen ernannt, um einmal zu lernen, Verantwortung zu übernehmen – sie sind ja auch schon ein Jahr älter. Außerdem ist da noch Carla, das Unglücksmädchen, die sehr schweigsam und zurückgezogen ist – und die verbitterte Marianne. Sie kommt mit der Ankündigung, nur einen einzigen Monat zu bleiben – sie wurde quasi von zuhause rausgeworfen, weil man dort nichts mit ihr anfangen konnte. Der Band dreht sich größtenteils um diese vier Neuen. Es geht viel um Else als Klassensprecherin, wie sie von der Klasse abgesetzt wird und wie Anne dann wirklich Verantwortung übernimmt und um Marianne, die die gute Seite an sich entdeckt – und schließlich geht es um Carla, die am Ende ihr schauspielerisches Talent entdeckt. Ihre Lehrerin, die von Else angebetet wird, nutzt Carlas Talent, um sich zu profilieren – und daran schafft es Elli zu reifen, sie erkennt, dass ihr blindes Anbeten anderer Leute alles andere als gut ist.

Wie schon aus der Zusammenfassung zu entnehmen, hat auch dieser Band ein Problem: Hanni und Nanni spielen nur noch Nebenrollen. Es geht viel um Marianne und Carla und die entstehende Freundschaft, Elli ist relativ groß vertreten und erlebt eine persönliche Wandlung und auch das Klassensprecher-Problem wird ziemlich groß ausgebreitet. Am Ende spielt vielleicht noch Carlas Mutter, der Grund für ihre anfängliche Zurückgezogenheit, eine recht wichtige Rolle. Aber Hanni und Nanni? Beim Besuchstag stehen sie mal im Vordergrund, aber wie schon in den letzten Bänden findet bei ihnen keine Entwicklung mehr statt, ihre Charaktere stehen still – während sie die Figuren um sie herum teilweise drastisch verändern. Aber okay, das ist in gewisser Weise auch verständlich, sie haben sich ja in den ersten Bänden recht viel gewandelt, was soll dann jetzt noch passieren?

Ich muss sagen, trotz dieser Schwäche hat mir der Band gut gefallen, die vier neuen Figuren, die nach und nach ins Internatsgeschehen integriert werden, passen gut hinein und vor allem transportiert dieser Band die typische Atmosphäre von Internatsromanen von Enid Blyton, die mir so gut gefällt. Die Figuren erfüllen auch recht typische Funktionen. Eine gehässige Person, eine ablehnende Außenseiterin, ein Mauerblümchen. Und alle blühen auf, alle fügen sich ins Internatsleben, werden zu guten Mädchen. Etwas klischeebeladen, pädagogisch fragwürdig, aber angenehm zu lesen, es macht einfach Spaß und es liest sich recht authentisch, wie vor 50 oder 60 Jahren. Und das ist einfach schön zu lesen. Die Philosophie von Lindenhof, aus jedem Mädchen das herauszuholen, was sie kann, ist einfach – für damalige Verhältnisse – eine gute Idee (die Idee ist noch immer gut, aber die Umsetzung funktioniert heute einfach anders) und ich finde auch recht liebevoll umgesetzt. Ich gebe für die schöne Atmosphäre, den Flair von Lindenhof und die zwar mal wieder recht stereotypen aber doch immer etwas individuellen Charaktere auch bei diesem Band 3,5/5 Sternen.

1 Kommentar

  1. Pingback: Statistik für Juli 2016 | Romanfresser.de

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.