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Kalter Schmerz–Hanna Jameson

Cover von Kalter Schmerz

 

Dieses Buch habe ich bei Vorablesen als Rezensionsexemplar gewonnen – vielen Dank dafür an den Suhrkamp Verlag, der dieses Exemplar zur Verfügung gestellt hat.

Nic Carunana hat als Jugendlicher aus Notwehr jemanden umgebracht und wurde dafür verurteilt – mit diesem Lebenslauf war er für den Weg des Privatermittlers wie prädestiniert. Er soll ein junges Mädchen aus einer reichen Familie suchen, sie wird kurze Zeit später brutal verstümmelt und vergewaltigt aufgefunden – Nic soll den Täter finden.

Dazu begibt er sich in die untersten Viertel Londons. Er kommt mit Drogenabhängigen und Dealern in Kontakt und deckt auch dunkle Geheimnisse innerhalb der Familie auf, unter Anderem, dass das Mädchen durch ihren neuen Freund ziemlich in die Drogenszene eingebunden war, ohne dass die Eltern es mitbekamen. Wie bei einem Krimi üblich, will ich hier kein Ende verraten, nur soviel: Es ist nicht überraschend, aber brutal.

Beworben wird das Buch mit dem Spruch “Hanne Jameson schreibt wie ein Engel – ein Engel auf Speed” – eine Behauptung, die ich unterstreichen möchte. In diesem Buch hat wirklich jeder Dreck am Stecken. Wer noch keinen Mord begangen hat, ist Waffenhändler oder nimmt Drogen. Die Schwester des Ermittlers, die total runtergekommen ist, tritt auch auf, spielt aber nur eine untergeordnete Rolle. Emotionen gibt es fast gar keine, Sex wird zwar praktiziert, aber die damit verbundene Lust nicht dargestellt – weil der Sex nicht aus purer Lust stattfindet?

Generell ist das Milieu im Buch sehr gewaltbereit. Es werden Leichen versteckt und fleißig Selbstjustiz geübt, Spitzel sind in der Polizei eingeschleust und Bestechungsgelder werden bereitwillig gezahlt. Nic, der Hauptcharakter, verdient zwar sehr gut, aber ist nicht wirklich zufrieden mit seinem Job.

Ich weiß nicht genau, ob mir das gefallen hat. Es war definitiv mal etwas anderes, es wirkte teilweise sehr surreal, obwohl es wahrscheinlich realer ist, als ich vermute. Diese durchweg dreckige Umgebung hat jedenfalls etwas und macht das Buch nicht zu einem Klischee-Oberschichten-Krimi, sondern zu einer ziemlich dreckigen, brutalen und rauen Story. Die wichtigsten Charaktere sind auch recht differenziert gezeichnet, das Ende ist mir persönlich etwas zu offen gehalten.

Was ich in jedem Fall mochte, war Nic. Nic war mir auf Anhieb sympathisch, auch wenn er einige Züge in sich trägt, die ziemlich böse sind, gerade der Umgang mit seiner Familie wirkte auf mich… wirklich sympathisch, obwohl seine Situation einfach abstoßend ist. Jameson schafft es, dem Ganzen eine gewisse Ästhetik zu geben, eine Ästhetik, die über die Charakterzeichnung die Situation der Charaktere in den Hintergrund drängt und sie ziemlich differenziert und tiefsinnig macht.

Ich glaube, die Charaktere waren das Stärkste an der Geschichte, das Ende war etwas mau, irgendwie konnte mich die Lösung des Falls nicht so wirklich zufrieden stellen, wobei ich vermute, dass es auch genau darum ging – dieses unbefriedigende Ende passt einfach super zum Rest des Buches.

Der erst kürzlich im Suhrkamp Verlag erschienene Roman kostet 14,99€ und ist beispielsweise bei Amazon erhältlich.

Ich finde ihn eigentlich etwas teuer, aber er ist definitiv lesenswert und auch etwas für den anspruchsvolleren Leser, der eine ziemlich kranke und kaputte Welt vorfindet, aber in dieser wieder eine gewisse Ordnung entdecken kann. Ich gebe dem Buch 4/5 Sternen, mir hat es gut gefallen und ich freue mich, mehr von Hanna Jameson zu lesen.

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