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Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer – Michael Ende

k-2016-06-16 22.36.50Nachdem ich vor einiger Zeit Momo gelesen hatte, hatte ich Lust, mich auch mal wieder mit Jim Knopf zu beschäftigen und da fiel mir auf, dass ich dieses Buch noch gar nicht gelesen hatte – ich hatte damals noch zu Grundschulzeiten die Kassetten auf und ab gehört und die Serie gesehen, aber ich erinnere mich nicht, jemals die Bücher gelesen zu haben. Also bin ich mal rasch zur naheliegenden Stadtbibliothek gegangen und habe mir den ersten Band kurzerhand mitgenommen.

Die Story ist glaube ich recht bekannt. Auf der sehr kleinen Insel Lummerland kommt eines Tages ein Paket an, das mutmaßlich falsch adressiert ist und in dem ein kleiner Junge liegt, der kurzerhand von der Krämerin, Frau Waas, angenommen und aufgezogen wird; man nennt ihn Jim Knopf. Er wird größer und um ihn aufnehmen zu können, soll Lukas Eisenbahn stillgelegt werden. Da er sich nicht von seiner Lokomotive trennen will und Jim sich nicht von Lukas trennen will, brechen die drei in einer Nacht-und-Nebel-Aktion auf und fahren mit der Lokomotive Emma nach Mandala, wo sie erfahren, dass die Tochter des Kaisers entführt wurde – Kurz entschlossen machen sie sich nach einer Audienz auf den Weg, die Tochter aus den Fängen der Drachenstadt zu retten – und als sie Hinweise auf die Herkunft von Jim Knopf erfahren, sind sie umso motivierter. Durch verschiedene Umwege – einen Tunnel mit grausamen Echos, eine Wüste voller Fata Morganen, ein Scheinriese und einen Halbdrachen, gelangen sie tatsächlich zur Drachenstadt – und als Drache verkleidet kommen sie auch dort herein, finden den Drachen, befreien die Kaiserstochter und alle Kinder und nehmen auch noch den Drachen mit, dass er seine gerechte Strafe bekomme. In die Kaiserstadt zurückgekommen, stellt sich heraus, dass aus dem Drachen ein goldener Drache der Weisheit werden soll – aber schon jetzt gibt er Hinweise zur Vergrößerung Lummerlands und am Ende kommt alles zum Guten.

Das Buch ist empfohlen für Kinder ab 8 Jahren und ich muss zugeben, ich hatte mich damals, als ich die Kassetten hörte, ziemlich vor der Szene mit den Echos gefürchtet und ich fand das Buch auch heute noch an einigen Stellen wirklich spannend und etwas gruselig – für empfindliche Achtjährige ist das sicherlich nichts, aber es ist ganz klar ein Kinderbuch, wie man nicht nur an der Sprache und den tollen Illustrationen, sondern auch an den kurzen Spannungsbögen, die oft nur ein paar Seiten reichen – und das ist eigentlich auch das Einzige, was mich wirklich an Kinderbüchern stört, aber das ist sicherlich verständlich.

Ansonsten war Jim Knopf für mich ein absolutes Wohlfühlbuch. Es war einfach unglaublich gut zu lesen, war äußerst kurzweilig und hat absolut Spaß gemacht, diese Geschichte mal wieder zu lesen. Natürlich kann man bei einem Kinderbuch jetzt nicht von differenzierten und komplexen Charakteren ausgehen oder ähnliche Ansprüche wie an einen normalen Phantastik-Roman stellen, aber dennoch sind die Charaktere unglaublich liebevoll ausgestaltet, sie haben ihre ganz eigenen Züge und Eigenschaften, die Handlungsorte sind zwar ein bisschen klischeebeladen, sie idealisieren ein wenig ein fiktives China – wohl deshalb wollte Ende durch den Namen auch den Realitätsbezug etwas kaschieren, aber es wirkt alles schon etwas orientalisch. Offenbar liegt Lummerland irgendwo im Pazifik, dafür ist die Insel doch ziemlich europäisch geprägt – aber über solche Kleinigkeiten sieht man natürlich gerne hinweg, dafür ist die Geschichte einfach zu schön und das Buch überdies wahnsinnig liebevoll illustriert – dafür gebe ich gerne 4,5/5 Sternen. Ich finde, das ist so ein typisches Buch für einen Kinder-Kanon. Und das völlig zu Recht.

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