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Inside Wikileaks–Daniel Domscheit-Berg

Cover von Inside Wikileaks

 

Es steht eine Rezensionswelle ins Haus. Irgendwie müssen ja die Bücher der 7 Days 7 Books Aktion auch mal besprochen werden.

In Inside Wikileaks beschreibt Domscheit-Berg quasi seine Autobiographie. Er ist Netzwerktechniker und lernt Julian Assange quasi per Zufall kennen. Er hat in dieser Zeit Wikileaks mitgeleitet und sich irgendwie mit dem schwierigen Charakter Julian arrangieren können und in Teilen seinen Lebensstil sogar übernommen. Es war eine ziemlich verrückte Gruppe.

Irgendwann, in Island, fangen die Probleme an. Julian schaut, dass er immer mehr Aufmerksamkeit bekommt als Daniel – womit dieser an sich auch leben kann – als Daniel jedoch aus dem stinkenden vermüllten Hotelzimmer flieht, weil Julian jegliches Lüften verhindert, wird die Beziehung zwischen den beiden nie wieder so gut. Dass eine neue Bekannte, die Daniel bald heiraten wird, über ihn twittert und ihn dabei als Founder bezeichnet, gerät Julian auf die Palme, als er Einsicht in die Finanzen von Wikileaks geben soll bezichtigt er Daniel kriminellen Verhaltens und suspendiert ihn. Als dieser in dieser Zeit den maroden Mailserver repariert, will er ihn anzeigen. Es kommt zu einer Auseinandersetzung, in der das gesamt alte Team geschlossen hinter Daniel steht und Wikileaks dann verlässt, um einen besseren Fork, OpenLeaks zu gründen. An dieser Stelle endet das Buch.

Ich stand diesem Buch recht skeptisch gegenüber. Ich habe es als Mängelexemplar entdeckt und günstig mitgenommen – hatte aber befürchtet, dass es eine unsachliche und persönliche Abrechnung mit Assange wird – was zum Glück nicht der Fall war. Natürlich berichtet Domscheit-Berg nicht objektiv, aber er begründet seinen Standpunkt gut, er wirkt durch seine ausführliche Einführung sehr glaubwürdig, alles wird mit Zitaten oder Chatauszügen belegt und man bekommt das Gefühl, dass Domscheit-Berg irgendwie Recht hat.

Und selbst wenn er nicht in allen Punkten Recht haben sollte, schafft es dieses Buch trotzdem, dem Leser einen ziemlich detaillierten Einbruch in die Welt von Wikileaks zu geben. Man sieht, welcher Wahnsinn dahinter steht, wie die Beiden behaupten, sie seien unantastbar, aber mit maroder Technik und größtenteils alleine dahinterstehen.

Dabei ist das Buch jedoch nicht unbedingt für Einsteiger verständlich. Zumindest in Grundlagen sollte man wissen, wie das Internet und seine Strukturen funktionieren, man sollte wissen, was ein Server und was eine IP-Adresse ist und man sollte schon mal gehört haben, was Wikileaks überhaupt macht. Englischkenntnisse sind jedoch nicht notwendig, alles Nötige wird im Anhang recht angemessen (aber nicht unbedingt dem Stil entsprechend) übersetzt.

Insgesamt fand ich das Buch jedoch recht gelungen. Ich weiß nicht, ob ich es mir auch zum Vollpreis gekauft hätte, aber es wäre kein Fehlkauf gewesen. Wer sich ein wenig für die Thematik Wikileaks interessiert und Julian Assange nicht nur als den “Retter der Welt” stilisiert sehen möchte, ist dies sicherlich ein interessantes Buch. Es ist inzwischen sogar als Taschenbuch für 9,99€ erhältlich und bekommt von mir 4/5 Sternen.

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