Permalink

0

Heftromane Heute: Perry Rohdan #2867: Zeitsturm

k-2016-09-09-22-14-44Weiter geht es heute mit einer Heftromanserie, die wohl die erfolgreichste, eine der ältesten und eine der größten und bekanntesten Serien ihres Genres ist. Perry Rhodan erscheint seit September 1961 jede Woche aufs Neue – also seit über 50 Jahren! Es erscheinen inzwischen mehrere Serien gleichzeitig, alte Heften werden in sogenannten Silberbänden neu aufgelegt – und man munkelt, es gibt Bibliotheken, die sich aus Perry-Rhodan-Büchern ganze Einrichtungsgegenstände gebastelt haben. Man könnte viele Superlative aufzählen, aber ich möchte noch erwähnen, dass die Heftchen in Zyklen von 50-100 Bänden organisiert sind, die sich jeweils um einen inhaltlich geschlossenen Handlungsteil drehen.

Jetzt, mit diesen Informationen ausgestattet, hatte ich die Befürchtung, ich könnte, wenn ich jetzt einfach mal einen Band zwischendurch kaufe, käme ich ja gar nicht in die Handlung rein, weil ich ja mitten in einem Zyklus lese. Aber das ist natürlich doof für alle potenziellen Neueinsteiger, deshalb war ich mir recht sicher, ich würde es da schon reinschaffen. Und das war auch tatsächlich kein Problem.

Einen Planeten bedroht ein seltsamer Zeitsturm mit einem Riss, der die Grenzen von Raum und Zeit außer Kraft setzt. Er droht, den Planeten zu verschlingen. Während eine Chronowissenschaftlerin diesen Riss untersuchen will, kümmert sich der Rest der Protagonisten um die Evakuierung des Planeten. Viele alte Hasen des Planeten weigern sich, ihn zu verlassen, sie glauben nicht an die Bedrohung und so kommt es zu Konflikten unter den Bewohnern, von denen einzelne Schicksale herausgezogen werden. Die Bleiber flüchten in die großen Bunkeranlagen des Planeten und hoffen, dass diese dann einfach aus dem Planeten herausgesprengt werden. Als dann der Zeitriss kommt, taucht aus ihm plötzlich ein Raumschiff auf, eines, dass irgendwie mit Perry Rhodan zusammenhängt. Es nimmt nicht nur die beim Zusammenstoß um ein Haar getötete Chronowissenschaftlerin auf, sondern auch die meisten der Bunkeranlagen, die den Riss überstanden haben. Die gefundenen Daten sollen nun helfen, den Zusammenstoß mit der Erde zu vermeiden – und deswegen tauchte auch das Raumschiff auf.

Das Heftchen hatte nicht – wie John Sinclair – volle 65 Seiten, sondern am Ende noch ein bisschen Werbung, ein Glossar und eine Seite mit Leserbriefen, aber gefühlt habe ich sogar ein bisschen länger an ihm gelesen, als an John Sinclair. Es ist übrigens auch eines der wenigen Heftchen, die nicht von den zwei großen Heftromanverlagen – Bastei-Lübbe und Kelter – sondern aus dem Pabel-Moewig Verlag und ist inzwischen auch dessen Steckenpferd.

Ich muss sagen, mir hat auch dieses Heftchen überraschend gut gefallen. Ich hatte nach dem Heftchen wirklich das Gefühl, dass ich jetzt gerne wissen möchte, wie es weitergeht, wie es mit dem Planeten Erde weitergeht – und ich kann mir wirklich vorstellen, auch mal einen Zyklus zu lesen, um die ganze Geschichte zu erfahren, vor allem, weil ich ja immer noch nicht weiß, wer oder was denn jetzt Perry Rhodan überhaupt ist. Trotzdem hat die Geschichte auch allein gut funktioniert. Klar, die Charaktere und Begriffe waren mir neu, aber mit ein bisschen Basis-Sci-Fi-Wissen versteht man schon gut, worum es geht. Und schließlich wird ein bisschen was auch im Glossar erklärt.

Die Geschichte selbst fand ich auch durchaus hübsch. Es ist kein Motiv, das man noch nie gehört hast, das Motiv eines bedrohten Planeten findet man häufiger mal, aber es war gut durchgeführt, die Idee mit den dichten Bunkern finde ich gelungen und ansonsten war es einfach eine schöne Geschichte. Ich hatte sogar ein bisschen das Gefühl, dass da zwischendrin kritische Töne gegen Konservative und Ewiggestrige mitschwingen, also es im weitesten Sinne auch ein bisschen gesellschaftskritisch gedacht sein könnte. Nicht so, dass es jetzt wirklich auffällt oder gar dominiert, aber es wirkt schon ein bisschen so und das gefällt mir ziemlich gut. Ich habe auch gelesen, dass es diese Bezüge zur Realwelt ganz bewusst gibt und wenn das wirklich häufiger mal vorkommt, bin ich davon wirklich angetan.

Hätte ich Perry Rhodan vor 5-10 Jahren kennengelernt, wäre ich vermutlich inzwischen begeisterter Leser und hätte die Heftchen verschlungen wie nichts. Klar ist das keine hohe Literatur und klar ist das an ein möglichst breites Publikum gerichtet – noch vor einigen Jahren wurden schließlich rund 80.000 Heftchen pro Woche verkauft – das sind mehr Exemplare, als manche Spiegel-Bestseller in ihrem Lebenszyklus erreichen – aber es ist hübsche Trivialliteratur. Und ob man jetzt den neuen Lokalkrimi oder Sci-Fi-Heftechen liest, macht wirklich keinen großen Unterschied. Es ist ein Seelenstreichler, es tut gut und es entspannt. Warum also nicht mal zu einem Perry-Rhodan-Heft greifen? Mich würde natürlich noch interessieren, wie es funktioniert, dass die Geschichten sinnvoll aufeinander aufbauen – dafür müsste ich freilich mal eine größere Anzahl Heftchen lesen. Mal schauen, ob ich das noch mal irgendwann angehe. Ihr werdet es hier mitbekommen. Fürs erste vergebe ich 4/5 Sternen für ein wirklich tolle Romanheftchen, an dem es höchstens eine Klischeehaftigkeit zu bemängeln gibt. Innovativ kann man das nämlich wirklich nicht nennen.

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.