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Heftromane – Gestern und Heute

08/2016 – 10/2017: Heftromane Heute

Nach dem Genuss von rund 60 Heftromanen meines Lieblingsautors reifte in mir der Gedanke, mal zu schauen, was dieses Genre, das ja immerhin aus einer langen Tradition herrührt, eigentlich heutzutage so macht. Diese Heftchen haben zwar seit den 70ern deutlich an Bedeutung verloren und sind durch moderne Publikationsformen durchaus bedroht, sind aber noch immer in gut sortierten Kiosken zu bekommen. Die Aufmachung der Heftchen wirkt doch etwas anachronistisch, die erfolgreichen Serien von damals werden fortgesetzt, neue werden begonnen und auch wenn sie nicht mehr am Zeitungskiosk um die Ecke zu bekommen sind – oder nur in geringer Auswahl – gerade an Bahnhöfen wurde ich doch immer fündig. Die Preise haben mit dem vielbesagten ‚Groschen‘ zwar nicht mehr viel zu tun, teilweise zahlt man für ein solches Heftchen mit den immergleichen 65 Seiten über zwei Euro, dennoch scheint es einen gewissen Markt dafür zu geben. Und was sich beim ersten Mal nicht verkauft, wird nach der Remission seines Covers beraubt und in einem Sammelband mit drei Heftchen in einer Klebebindung für knapp vier Euro verkauft – zumindest macht das Bastei Lübbe – der wohl größte Verlag – so. Insgesamt gibt es nur wenige Verlage, die in diesem Bereich aktiv sind, neben Bastei bin ich in meinem Bereich nur noch auf Kelter und Pabel-Moewig (Perry Rhodan) gestoßen.

Inhaltlich bin ich tatsächlich auf einen spannenden Gegensatz gestoßen: Kelter scheint kaum noch neue Heftchen auf den Markt zu bringen, sondern überwiegend alte Geschichten neu aufzulegen, während bei Bastei noch neu geschrieben wird. Und auch qualitativ konnten mich die Lübbe Heftchen allesamt ganz ordentlich überzeugen, ich hatte eigentlich mit jedem Heftchen, das ich gelesen habe, meinen Spaß. Dabei habe ich ganz bewusst so selektiert, dass ich mir nur ‚meine‘ Genres angeschaut habe. Natürlich sind die Geschichten meistens einfach und nicht immer anspruchsvoll, aber sie sind unterhaltsam, actionreich und kurzweilig. Nach einem guten Dutzend Heftchen hatte ich noch nicht das Gefühl, das alles irgendwie schonmal gelesen zu haben – was nach 1000 Heftchen sicherlich nochmal anders aussehen mag. Für einen Gelegenheitsleser, der Unterhaltung auf einer Bahnfahrt sucht, sind solche Heftchen aber sicherlich genau das Richtige.

Doch wie verhält es sich nun eigentlich mit der Geschichte der Heftromane?

Ab 2018: Heftromane gestern

Im Jahr 2015 herum beschloss Winfried Brand, ein in der Phantastik- und Heftromanszene wohl nicht unbekanntes Gesicht, seine Sammlung an Heftromanen aus der Vorkriegszeit zu digitalisieren und der Öffentlichkeit kostenlos bereitzustellen – über seine eigene eBook-Plattform, den Wibra-Verlag. Parallel wurden die eBooks auch über alle gängigen anderen Plattformen, ebenfalls kostenlos, bereitgestellt. Leider verstarb Winfried Brand Ende 2016, sodass dieses Projekt nicht weiter fortgeführt wird. Zwischenzeitlich sind all diese Heftchen wieder aus dem Internet verschwunden, die Verlagsseite existiert nicht mehr und auch bei den anderen Plattformen wurden sie depubliziert.

Dennoch konnte ich mir bereits im vergangenen Jahr einige dieser Heftchen herunterladen – dieses Projekt war schon vor dem Tod des Verlagsleiters geplant – und möchte, so denn die Heftchen selbst schon nicht mehr erhältlich sind, für euch einen Blick dort hineinwerfen. Ich will herausfinden, wie die Geschichten damals konstruiert waren, möchte euch und mir mit einem Blick in die Zeit vor dem zweiten Weltkrieg den Horizont erweitern und werde mir dazu mal einige dieser Romane vorknöpfen. Sie sind teilweise sogar noch kürzer als die Heftromane aus heutiger Zeit, insofern bin ich sehr gespannt darauf – und ich hoffe, ihr ebenso. Die Reihe wird mich das Jahr 2018 unregelmäßig begleiten, ich hoffe jedoch, dass ich zumindest ein Heftchen in jedem Monat schaffe.

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