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Hanni und Nanni sind immer dagegen (#01)

2016-07-05 22.57.40Weiter geht es mit Kinderbüchern auf diesem Blog. Heute mit einer Serie, die zu den ersten Buchreihen zählte, die ich jemals gelesen habe. Klar, normalerweise sind das eher Mädchenbücher, aber damals, mit 7 Jahren war mir das total egal. Und heute stört es mich schon gar nicht mehr, vor allem, weil ich dieses Mal mit einer ganz anderen Brille herangehe.

Die Hanni und Nanni-Serie ist komplex. Eigentlich hat Enid Blyton gerademal 6 Bände geschrieben, aber die deutschen Buchläden sind voll mit dutzenden Büchern. Die englischen Bücher unterscheiden sich auch massiv von den Deutschen, schon die Namen (Pat und Isabel) haben mit den Deutschen nichts gemein. Worin ich mich bei dieser in lockeren Abständen folgenden Blogserie konzentrieren möchte, ist aber nicht der Unterschied zwischen den englischen und den deutschen Bänden, sondern ich will mich ein bisschen auf die Entwicklung zwischen den Bänden konzentrieren, verschiedene Stile herausarbeiten und immer mal wieder einzelne Fakten über die Reihe, sofern sie denn bekannt sind, einstreuen – denn die Reihe ist aus Sicht ihrer Veröffentlichungs- und Bearbeitungsgeschichte (der geneigte Literaturwissenschaftler nennt das die Editionsgeschichte) unglaublich spannend. Weil die Bändchen ziemlich kurz sind, kann es sein, dass auch die Rezensionen etwas kürzer werden – wenn ich aber viel zu sagen habe, kann es auch etwas länger werden, lasst euch einfach überraschen.

Kommen wir also zum ersten Band, eine Übersetzung des Originals aus dem Jahr 1941, zuerst 1965 auf Deutsch übersetzt und mit Christa Kupfer kennen wir sogar die Übersetzerin. Dabei wurde das Geschehen natürlich in die 60er hineinversetzt. Alles dreht sich um die Zwillinge Hanni und Nanni, die in das bescheidene und auf eine Entwicklung zur Bescheidenheit und Selbstständigkeit angelegte Internat Lindenhof sollen, dort aber zunächst gar nicht hinwollen und beschlossen haben, immer dagegen zu sein. Sie legen sich gleich zu Beginn mit ihrer Französischlehrerin an, die aber ein großes Herz hat und sie nach einem Einlauf der Direktorin dann auch gerne fördert. Eine Diebin in der Klasse macht die gute Stimmung zeitweise zunichte, dennoch haben die Mädchen viel Spaß beim Feiern eines Mitternachtsfestes. Für ein zerbrochenes Fenster sollen zunächst alle bestraft werden, was einigen Mädchen nicht passt, weshalb sie sich der Strafe widersetzen – und damit aus der Widergutmachung ausgeschlossen werden, als sich herausstellt, dass niemand aus der Klasse schuldig war. Mit einem Hund auf dem Dachboden und einer Theateraufführung endet dann auch dieses Schulhalbjahr und es wird Zeit für die Ferien – Hanni und Nanni sind inzwischen gut in der Klasse integriert.

In diesem ersten Band soll natürlich erstmal die Internatsstruktur etabliert werden. Es ist ein fürchterliches Internat, denken Hanni und Nanni. Große Schlafsäle, man muss für die älteren Mädchen Schuhe putzen und dann auch noch die ganzen Schularbeiten und die fürchterliche Französischlehrerin. Keine Privatsphäre, sondern ein großer Gemeinschaftsraum für eine ganze Klasse, die Mädchen sollen zur Gemeinschaft erzogen werden – und es ist völlig klar, dass in diesem Band auch jede Menge moralische Bekehrung steckt. Über die aus heutiger Sicht kruden Normen, die das Buch vermittelt, ein anderes Mal mehr, aber natürlich stellt sich heraus, dass ich Fleiß und Ehrlichkeit am Ende auszahlen, auch wenn gelegentlich etwas Spaß nicht schadet. Und daran müssen sich die beiden Mädchen erstmal gewöhnen, aber schließlich werden sie doch Teil der Klasse. Mit der vorlauten und direkten Jenny wird in diesem Band auch schon eine der künftigen Hauptfiguren eingeführt, zum Ende des Bandes wird klar, dass einige Mädchen nach den Ferien nicht mehr zurückkehren – sie machen dann Platz für neue Mädchen, die die Handlung des nächsten Bandes vorantreiben werden. Doch dazu später mehr.

Der erste Band von Hanni und Nanni ist meiner Meinung nach einer der besten. Ich mag für die eigentlich immer recht flachen und moralisierenden Geschichten keine 5 Sterne geben, aber mir gefällt die Atmosphäre des Buches noch heute recht gut und für den Nostalgie-Flash und die gelungenen Charaktere gebe ich für diesen Band doch gut und gerne 4/5 Sternen.

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