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Hanni und Nanni in neuen Abenteuern (#03)

2016-07-05 22.57.40Der dritte Band von Hanni und Nanni ist noch einer der Originalbände, die von Enid Blyton geschrieben wurden, der dritte der Originalbände, auch hier wird Christa Kupfer als Übersetzerin ausgewiesen. Soweit also keine Veränderung zum zweiten Band. Noch sind es also authentische Originalbände mit Geschichten aus den Vierzigern – und was für Geschichten das in diesem Band sind.

Es kommen mal wieder einige Neue in die Klasse. Darunter auch Carlotta, die Schwierigkeiten hat, sich zu integrieren, deren wilde Natur immer mal wieder durchkommt; Bobby kommt in die Klasse hinzu und wird sofort zur Königin der Streiche, die immer etwas ausheckt. Helene wird schnell zur unbeliebtesten Schülerin, die einfach nur gemein, arrogant und gleichzeitig feige ist, Petra hingegen ist die schüchterne Streberin. Und dann ist da noch Sadie. Die Amerikanerin, die von Elli angehimmelt wird, als wäre sie die größte und großartigste Person im Leben. Mit den fünf neuen passiert eine ganze Menge in den wenigen Seiten. Doch hauptsächlich geht es um Carlotta, die eine seltsame Vergangenheit haben muss. Helene, die Carlotta nicht leiden kann, will herausfinden, was da los ist. Und so spioniert sie ihr bei jeder Gelegenheit nach, sie instrumentalisiert Petra dazu – beide finden heraus, dass Carlotta früher beim Zirkus war! Ein hässliches Zirkusmädchen auf einem feinen Internat – wie scheußlich, denkt Helene. Doch ihre Enthüllungen führen nur dazu, dass Carlotta noch mehr gemocht wird und Helene noch mehr verachtet – Petra hängt mitten mit drinne.

Und am Ende gibt es noch eine Entführung. Sadie wird von einem Mann, der sich heimlich mit ihr treffen will, entführt. Und natürlich ist es Carlotta, die durch ihre Kontakte zum Zirkus Sadie wieder aus den Fängen der Entführer befreien kann. Helene verlässt zum Schuljahresende die Schule – nachdem sie von Fräulein Theobald noch einen ordentlichen Einlauf verpasst bekommen hat. Und auch Bobby bekommt ihr Fett weg. Im Unterschied zu Helene schafft sie allerdings, sich zu ändern.

Wie schon an dieser umfassenden Zusammenfassung zu lesen, passiert in diesem Band jede Menge. Eine Entführung, viel Spionage, vieles findet außerhalb des normalen Unterrichtsgeschehens statt, das reguläre Internatsleben findet kaum noch Platz in diesem Band. Und so spannend und interessant das auch ist, wenn Lindenhof mit immer neuen Charakteren und Geschichten angereichert wird, ist das auch mein größter Kritikpunkt an diesem Band: Es ist eigentlich kein Hanni und Nanni Buch. Nein, ernsthaft, natürlich kommen Hanni und Nanni in diesem Band vor, aber sie spielen bei weitem keine tragenden Rollen mehr. Ich hatte mir beim Lesen häufiger mal gedacht, dass man die beiden auch einfach weglassen könnte, denn alles spielt sich zwischen Bobby, Carlotta und Helene ab. Hanni und Nanni sind da höchstens noch Statisten oder mal jemand zum Probleme besprechen, aber handlungsrelevant oder handlungstragend sind sie keineswegs mehr.

Die Charaktere sind dabei auch etwas stereotyp gehalten, Helene entwickelt sich überhaupt nicht, aber immerhin haben bleiben die Charaktere nicht vollends steif; sie entwickeln sich in einem positiven Sinne hin zu braven und doch nicht immer konformen Mädchen. Auch wenn dieses Erziehungsideal von Lindenhof ein bisschen fragwürdig sein mag – das mag dem Zeitgeist geschuldet sein. Ich bin auch kein Fan davon, das Ganze zu modernisieren und dem einen modernen Anstrich zu geben – es ist glaube ich besser, das Buch in seiner alten, unmodernen Form zu lassen, damit man erkennt, dass das hier kein Buch in der Jetztzeit ist. Denn das pädagogische Ideal, die Erziehung und das Internatsleben sind nichts, was unbedingt den Kindern von heute als moderne Erziehung vermittelt werden soll.

Das tut der Geschichte keinen Abbruch und das ist auch nichts, was ich den Büchern vorwerfen möchte, aber dem modernisierenden Verlag durchaus. Punktabzug gibt es dafür nicht, dennoch bekommt dieser Band nur noch 3/5 Sternen – es ist einfach ein ziemlich vollgepackter Band, bei dem ich nicht verstehe, wieso man die internatstypischen Szenen aus dem Englischen einfach gekürzt hat. Hanni und Nanni treten in Nebenrollen zurück. Aber es wirkt noch authentisch, es ist noch Enid Blyton. Und es macht Spaß zu lesen, es passt irgendwie alles zusammen.

 

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