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Glückskekse – Anne Hertz

k-WP_20151204_005Es wird Zeit, sich mal über Genregrenzen hinwegzutrauen und einfach etwas zu lesen, was einen glücklich macht. Lassen wir für einen Moment das ziemlich rosa aussehende Cover (die Blicke in der Bahn sind phänomenal!) und das bezeichnende Pseudonym außer Acht und schauen einfach mal in medias res.

Jana wird an ihrem Geburtstag von ihrem Freund verlassen. In einem feucht-fröhlichen Frustabend kommt ihre Freundin auf die Idee, einfach mal eine unbekannte Nummer zu fragen, wie man glücklich wird. Dieser unbekannte – ein Postbote, der zufälligerweise das Reisebüro von Jana beliefert – wurde gerade ebenfalls verlassen und so sind die beiden, die sich noch nicht kennen, gerade beide in der Situation, in der sie nicht wissen, was sie glücklich macht. Sie finden es dann in vielen SMSen heraus, was glücklich macht. Ballast loswerden, Sachen erledigen, sich Zeit für sich nehmen. Doch gleichzeitig ist Janas neuer Nachbar ziemlich hinter ihr her und sie findet ihn auch ziemlich attraktiv – bis er sich beim Treffen dann als ihr geheimer SMS-Freund vorstellt. Aber irgendetwas stimmt da nicht, merkt Jana schnell und die Trennung lässt nicht lange auf sich warten. Diesen Freund aufgegeben unternimmt sie ihre lange geplante Weltreise – bis sie ihn bei ihrer Rückkehr doch noch auf den Unbekannten trifft und mit ihm glücklich wird.

Wie gesagt, für mich ist das ein völlig neues Genre und deswegen durchstöberte ich mal die Amazon-Kundenrezensionen. Ein häufiger Kritikpunkt scheint zu sein, dass der Anfang ziemlich langatmig ist, der Roman nicht so wirklich romanhaft und mehr ein Ratgeber, als ein Roman ist, aber insgesamt wird das Buch als guter Roman für zwischendurch empfohlen.

Und zumindest dem letzten kann ich mich anschließen. Ich weiß es nicht, natürlich wirkt die Geschichte schon irgendwie konstruiert, die Zufälle häufen sich ganz massiv und gerade am Ende hatte ich das Gefühl, es würde alles doch sehr sehr schnell gehen, aber das Buch macht einfach glücklich. Ich kann auch nicht behaupten, dass der Roman kein Roman ist oder dass der Anfang besonders langatmig war, im Gegenteil habe ich eher das Ende als unglaublich schnell empfunden, denn am Ende musste dann nur noch kurz mit den Fingern geschnipst werden und alles war gelöst.

Besondere Aufmerksamkeit verdient aber das Glückstagebuch. Aufschreiben, was einen glücklich macht, vermeintlich unangenehme Sachen, die aber gerade nach der Erledigung einen einfach befreit und glücklich fühlen lassen, all diese Kleinigkeiten, die man dadurch, dass man darauf achtet, was einen glücklich macht, wahrnimmt. Das sind einfach tolle Möglichkeiten, um sich das Leben angenehmer zu gestalten, diese ganzen Ratschläge, die das Buch aufwirft, gehen so in die Richtung Achtsamkeit, die gerade in der modernen Welt oftmals vernachlässigt wird.

Dazu trägt aber das Buch selbst mit all den wundervollen Einträgen und den schönen Nebengeschichten, die die Protagonisten glücklich machen, bei. Dieses Buch zu lesen könnte glatt ein Eintrag im Glückstagebuch der Protagonisten sein, denn es ist total leicht zu lesen, keine allzu großen Spannungsbögen werden aufgebaut, gegen Ende gibt es noch eine kurze Trübung des Geschehens, die aber nicht lange währt, bis es dann endlich zur Lösung kommt, die alle Beteiligten vermutlich ziemlich glücklich werden lässt. Man lässt sich bereitwillig vom Glück der Protagonistin anstecken und fühlt sich nach der Lektüre durchaus befreit und glücklich. Also. Ich zumindest.

Zu den Charakteren mag ich gar nicht so viel verlieren, es sind so grob drei Beziehungstypen, eine, die sich nicht auf mehr als One-Night-Stands einlassen kann, eine in einer scheinbar glücklichen langen Ehe und die Protagonisten, die sich von monatslanger zu monatslanger Beziehung tastet, ohne dabei wirklich glücklich zu sein. Natürlich sind jetzt hier keine unglaublich vielschichten Charaktere, die ihre siebzehn Facetten nach und nach ausspielen, aber okay, auf 320 Seiten ist das auch utopisch.

In diesem Sinne vergebe ich gerne 4/5 Sternen für ein kurzes Buch, das einfach und unbeschwert glücklich macht. Ganz wie der Titel es verspricht

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