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Filmfresser: Im Rausch der Sterne

Machen wir heute mal weiter in der Reihe mit einem Film, der keineswegs ein Weihnachtsfilm ist und mit Weihnachten auch eigentlich nichts zu tun hat. Wobei man auch an Weihnachten immer etwas Besonderes isst und um besonderes Essen geht es auch im folgenden Film. Und so passt es doch irgendwie in die Reihe.

Dieser Film war ein klassischer Videothekenfund. In Ermangelung von Videotheken musste die DVD-Abteilung der örtlichen Stadtbibliothek herhalten, in der wir diesen Film fanden und ihn einfach anhand des ‚Klappentextes‘ (wie nennt man das bei Filmen?) mitnahmen. Und als wir ihn dann sahen, waren wir durchaus angetan:

Adam Jones ist ein brillianter Koch. Aber sein enormer Ehrgeiz führt auch zu einem exzessiven Lebensstil, weshalb er seine Anstellung in einem Restaurant in Paris verliert. Er besucht einen alten Freund in London und bietet ihm an, sein Hotelrestaurant zu übernehmen und es zu Weltruhm zu bringen. Tony, sein Freund ist mehr als skeptisch, willigt aber ein – unter der Bedingung, dass sich Adam einem wöchentlichen Drogentest unterzieht. Er versammelt alte Gesichter, aber auch einige Neuzugänge in seiner Küche, um in den Kreis der Drei-Sterne-Restaurants, der höchsten Klasse des Guide Michelin aufgenommen zu werden. Dabei ist er enorm perfektionistisch, was nicht perfekt ist, muss weggeworfen werden. Das führt zu einer ziemlich ambivalenten Beziehung zu seiner Köchin Helene, die ebenfalls eine enorm gute Köchin ist und die die Eskapaden ihres Chefs nur damit aushält, dass sie stetig droht, zu verschwinden. In den Gesprächen mit der Therapeutin, die die Drogentests macht, in der Beziehung zu Helene und bei einem scheinbaren Besuch der Kritiker, bei dem alles schiefläuft, erkenne Adam, dass er nur im Team erfolgreich sein kann. Gemeinsam mit seiner Therapeutin beginnt er, sich zu reflektieren und führt nach und nach eine Form von Teamgeist in sein Team ein – von Helene unterstützt. Schließlich endet alles bestmöglich. Die beiden kommen zu kommen und werden gemeinsam mit einem dritten Stern ausgezeichnet.

In den zahlreichen Online-Kritiken – es gibt Filmkritiken ja im Gegensatz zu Bücherkritiken zu Hauf an zentralen Orten im Internet – kommt der Film nicht besonders gut weg. Bei IMDB kommt der Film auf 6,6/10, der Metascore liegt bei gerademal 42/100 – also insgesamt ein Film, den man sich nicht unbedingt anschauen müsste. Dennoch hat mich dieser Film mit seiner sehr faszinierenden Ästhetik durchaus gefesselt.

Da ist zunächst mal der Ablauf in einer Sterneküche. Das ist ja eine Welt, die dem normalen Hobbykoch wahnsinnig fremd ist – und auch in diesem Film – so wird es berichtet – sehr authentisch dargestellt wird und auch so wirkt. Tatsächlich ist es ein schwieriges Terrain, solche Situationen realitätsnah und doch spannungsgeladen darzustellen. Und gerade die Küchenszenen sind das absolute Highlight des Films, unglaublich schnell, spannungsgeladen und auf eine bizarr-befremdliche Art unglaublich ästhetisch. Der Gastraum insgesamt hat mit seiner sterilen Ästhetik einen ganz eigenen Charme, der mich fasziniert und gleichzeitig befremdet hat. Etwas Ruhe zwischendurch bilden die Szenen, die der Charakterbildung dienen. Gerade diese Nebenhandlungen und Nebenstränge wird – zusammen mit der plumpen Botschaft – stark kritisiert.

Eine Kritik, die ich nicht so ganz nachvollziehen kann. Ja, die Figuren sind etwas eindimensional angelegt und die moralische Komponente ist natürlich nicht so besonders tiefgründig angelegt – aber das muss auch gar nicht sein. Manchmal lebt ein Film mehr von den Bildern und dem Weg zu seinem Ziel. Und der Weg ist meiner Ansicht nach durchaus vielschichtig und wird in den verschiedenen Nebenhandlungen abgehandelt. Natürlich ist klar, worauf das hinläuft, aber die einzelnen Szenen stehen in einem Spannungsverhältnis und greifen gut ineinander. Ich muss sagen, der Film hat mich auch in irgendeiner Form bewegt zurückgelassen, sodass ich die ganzen Schwächen der Kritiker zwar durchaus anerkenne, dennoch aber dieser Form auf jeden Fall mindestens 3,5/5 Sternen geben würde – das entspricht 70/100 Punkten, wenn man es in die übliche Filmskala umrechnet.

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