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Fahrenheit 451 – Ray Bradbury

k-WP_20150727_002Und weiter geht es mit der Reihe: Klassiker der SF/Dystopien. Fahrenheit 451 entdeckte ich zufällig in der Stadtbibliothek, aber ich konnte mir wenig darunter vorstellen – um ehrlich zu sein, ich hatte nur im Hinterkopf davon gehört und wusste, es ist irgendwie ein Klassiker. Also lieh ich es aus und las es.

In einer Zukunft sind Bücher verboten. Sie zu verbrennen und damit unwiderruflich zu vernichten, ist die Aufgabe der Feuerwehr geworden – zu der auch Guy Montag zählt. Statt der Bücher gibt es ein breites Unterhaltungsangebot, das immer im Interesse des politischen Systems funktioniert. Videowände, Drogen und sinnloses Rasen auf Highways lassen keine Langeweile aufkommen und sorgen damit dafür, dass sich niemand mehr mündig und selbstständig denkt.

Guy jedoch begegnet einem Mädchen, welches noch frei denken kann und er wird von ihm völlig in den Bann gezogen. Tags darauf, als das Mädchen verschwindet, kann er seine Trauer kaum halten. Zusammen mit einem traumatischen Ergebnis, bei dem eine Frau den Freitod mit ihren Büchern wählt, reift in ihm der Gedanke, dem System zu entfliehen. Er besucht einen alten Universitätsprofessor, der in seinen vier Wänden den Widerstand lebt. Beide planen sie, dem System zu schaden – doch Guy wird schnell verfolgt – er versteckt Bücher bei sich zuhause. Auf der Flucht gelingt es ihm, zu den Landstreichern zu stoßen, Menschen, die aus der Gesellschaft rausfielen, weil sie die Worte der Bücher in sich tragen. Kurze Zeit darauf bricht der Krieg aus und die Stadt wird vernichtet.

Bradburys schmales Bändchen bringt eine ziemlich detaillierte Zukunftsvision auf weniger als 200 Seiten unter, recht klar ist der Prozess beschrieben, wie sich die Menschen von den Büchern und dem Nachdenken aus eigenen Stücken abwendeten und die Menschheit so immer mehr verkam, auf einmal wurde dann auch Politik völlig unwichtig, einzig die Unterhaltung zählt noch. Eine ziemlich bedrohliche Vision, die ob des heutigen Fernsehprogramms gar nicht mal so undenkbar erscheint – was mich ziemlich erschrocken hat. Gottseidank sind wir noch weit von einer solchen Welt entfernt, aber in Ansätzen scheint sich das durchaus verwirklicht zu haben, teilweise hatte ich ganz konkrete Ausschnitte aus der heutigen Welt im Kopf, als ich das Buch las.

Das Vorwort beschreibt in ziemlich vollmundiger Form, welch ein Wunder dieses Buch sei und dass der aufmerksame Leser ein Buch nicht nur wegen der Handlung lese, sondern sich auch auf die Sprach konzentriere. Ich weiß nicht, wie die Originalsprache ist, aber ich fand die Übersetzung durchaus überdurchschnittlich ansprechend. Es wird durchaus deutlich, dass die Sprache hier nicht nur das Mittel zum Zweck des Erzählens ist, sondern dass Bradbury (bzw. der Übersetzer) sehr bewusst schreibt und seine Wörter weise wählt.

Mir gefiel Fahrenheit 451 wirklich gut. Ich will jetzt nicht sagen, dass mich der Inhalt total überrascht hat – ich habe inzwischen durchaus schon einige Dystopien gelesen – aber gerade das Ende fand ich in dieser äußerst gelungen. Ich hätte mich zwar auch über ein ganz normales Scheitern des Widerstandes ‚gefreut‘, aber die hiesige Umsetzung mit der Vernichtung der Stadt und einem sehr nachdenklichen Ende fand ich außerordentlich gelungen.

Insgesamt kann ich für Fahrenheit 451 eine absolute und uneingeschränkte Leseempfehlung aussprechen. Es ist ein wunderbarer Vertreter der Dystopie – und wer sich auch nur ein bisschen für dieses Genre begeistern kann, sollte sich Fahrenheit 451 einmal genauer ansehen. Ich vergebe an dieser Stelle sehr gerne volle 5/5 Sternen.

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