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Eine Gefährliche Gabe – Monica M. Vaughan

Cover von Eine gefährliche Gabe

 


Von den sechs Leserattenbüchern war dieses das Buch, dass mich direkt am meisten angesprochen hat – einfach weil es mit über 300 Seiten das Längste war und schon der Titel der Reihe „Die Spione von Myers Holt“ versprach ein klasse Jugendbuch.

Nun, es geht um den 11-jährigen Chris Lane, ein Typ, dessen Mutter nach dem Tod ihres Mannes total verwahrlost ist, worunter Chris ziemlich leidet und weshalb auch er ziemlich runtergekommen ist, und obwohl er versucht, das Elend seiner Mutter aufzufangen, immer wieder scheitert. Bis er eines Tages im Rahmen landesweiter Tests ausgewählt wird, im Internat Myers Holt ein ganz besonderes Jahr zu verbringen. Denn in Myers Holt geht es darum, eine ganz besondere Gabe, die nur Kinder zwischen 11 und 12 haben, zu lehren zu trainieren. In einem futuristisch anmutenden Internat lernt Chris mit fünf anderen Elfährigen nun neben Fähigkeiten wie dem schnellen Lesen von Büchern und der Telekinese auch, wie er in den Verstand von anderen Leuten eindringen, sich dort zurechtfinden und Zugriff auf die Erinnerungen von diesen bekommen kann. Mit diesen sechs Kindern soll das Rätsel gelöst werden, wer im Moment alle, die beim ersten Testlauf dieses Projekts vor 40 Jahren, tötet – denn der Premierminister ist ebenfalls bedroht.

Wie es hier weitergeht, möchte ich mal nicht verraten, nur so viel: Das Ende ist durchaus gelungen. Und nicht nur das. Chris Lane ist ein absolut sympathischer Charakter, dem man seinen Aufenthalt gönnt, über dessen jugendliche Naivität man lachen kann, mit dem man mitfühlen kann, eben eine klasse Identifikationsfigur. Die anderen Kinder sind schon deutlich stereotyper. Der Nerd, das Prinzesschen, Der Ausländer, der Klassenclown – so lassen sich vier der sechs Schüler dort ganz gut charakterisieren. Das ist nicht mal unbedingt böse gemeint, auf 330 Seiten können sich nicht so viele komplexe Charaktere entfalten und man muss Monica Vaughan zu Gute halten, dass sie sich Mühe gibt, die Charaktere, sofern möglich, auch mal differenzierter darzustellen – was allerdings eben nur bei Chris wirklich überzeugt.

Die Story selbst ist eine Mischung aus Science Fiction und Urban Fantasy und meiner Meinung nach für Jungen und Mädchen gleichermaßen ansprechend, was ich ziemlich gut finde, denn oft sind Kinder- (bzw. Jugend-)bücher immer so ein bisschen auf ein bestimmtes Geschlecht geschrieben, was mir immer etwas missfällt. Was so passiert, ist eine wilde Mischung aus Internatsleben, futuristischem Unterricht und Detektivarbeit mit unlauteren Mitteln, alles in allem ein netter Genremix, der mir durchaus gefällt, wenn auch nicht restlos überzeugt.

Ich bin mir etwas unsicher, ob es noch ein Kinder- oder schon ein Jugendbuch ist – ich denke, ab 8-9 ist es mit etwas Ehrgeiz lesbar, aber sicherlich auch für ältere Kinder und Jugendliche zu empfehlen. Was den Schreibstil anging, fühlte ich mich ein bisschen an Artemis Fowl erinnert, es ist eine leicht verständliche Sprache, ohne jetzt unnötigerweise wie Jugendsprache oder irgendwie beschnitten zu wirken. Dafür ein großes Lob an die Übersetzung! Insgesamt ist das Buch eines, das ich gerne weiterempfehle und an dem ich auch selber viel Spaß hatte. Manchmal habe ich mit Kinder- und Jugendbüchern so meine Probleme, wenn sie zu sehr auf den jugendlichen Leser fokussiert sind – das war hier nicht so und dafür bekommt Eine gefährliche Gabe gerne 4/5 Sterne von mir. Da sehe ich dann auch über den relativ hohen Preis von 14,95€ hinwegsehen.

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