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Die verschwundene Braut – Arthur Conan Doyle

Man wird den Eindruck nicht los, dass sich zu Holmes gar nicht die einfachen Menschen aus dem Alltag melden, die ihre ganz alltäglichen Fälle melden, sondern dass der Londoner Hochadel bei ihm ein- und ausgeht. Deutlich wird das hier in dieser Geschichte, in der sich ein hochrangiger Lord ankündigt und, noch als er auf seinen Stand pocht, zurückgewiesen wird, dass Holmes schon höhere Adlige bei sich hatte.

Lord St. Simon erzählt also von seiner Frau, die er geheiratet hat und bei deren Hochzeit, von einem fallengelassenen Brautstrauß abgesehen, auch gänzlich ohne Komplikationen verlief. Dennoch dauerte es beim Hochzeitsessen kaum einige Minuten, bis sie sich kurz entschuldigte und für immer verschwand. Der Lord wird nicht schlau daraus, was mit seiner Frau passiert sein soll, eine reiche Dame, deren Vater in Amerika zu Geld kam. Eine gewisse Flora Miller wird verdächtigt, etwas damit zu tun haben, kurz darauf kommt ein befreundeter Polizist vorbei und zeigt ihnen noch eine handschriftliche Notiz, die auch auf diese Flora Miller hindeutet. Als Holmes jedoch eine gänzlich andere Idee hat und dem Polizisten einige Andeutungen macht, hält dieser das jedoch nur für Unfug und ermittelt weiter in seine Richtung.

Und hier setzt dann mal wieder der klassische Whodunit ein. Es gibt am Ende einen runden Tisch, Holmes präsentiert die Auflösung, jemand wird sauer und es kommt dann auch zu einem (kleinen) Eklat. So, wie man sich einen guten alten Krimi vorstellt, sorgt Holmes hier für eine astreine Auflösung. Und das gefiel mir außerordentlich gut.

Mal wieder war es so ein Beziehungsfall – wenn ich mich recht erinnere, hatten wir schonmal einen ganz ähnlichen Fall, bei dem eine Braut im Kontext der Hochzeit verschwand – ich hatte beim letzten Mal angedeutet, dass ich mit solchen Fällen nicht so viel anfangen kann. So war es auch hier. Die Spannung, die ich beim letzten Fall so gelobt hatte, fehlt mir hier komplett. Der Fall ist nicht besonders fesselnd erzählt, lediglich die letzten Seiten, in denen es dann aufgelöst wird, fand ich spannend geschrieben. Insgesamt bleibt es eine gute Lösung, bei der mir aber auch die innovativen Elemente fehlten, es ist einfach eine ganz normale Geschichte, in der ein kleiner, merkwürdiger Fall aufgerollt wird. Ein Lehrbuchstück für Holmes deduktive Methode, man kann mit etwas Mitraten sicherlich auf die Lösung kommen.

Ich gebe dieses Mal nur 2,5/5 Sternen, denn diese Geschichte hatte im Gegensatz zur letzten leider ziemlich wenig Höhepunkte, mal von Holmes abgesehen, der aber auch sehr intransparent und sehr schnell auf seine Lösung kam. Es folgt dem Schema Erzählung – Intermezzo – Auflösung. Gerade der spannende Zwischenteil fällt jedoch hier leider etwas hinten runter. Ich freue mich jedoch dann in der nächsten Geschichte wieder auf einen spannenden Fall – und sicherlich muss man auch berücksichtigen, dass zu Conan Doyles Lebzeiten gerade solche Fälle von höchstem öffentlichen Interesse gewesen sein dürften und die Geschichte dementsprechend erfolgreich gewesen sein dürfte.

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