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Die Stadt der Träumenden Bücher–Walter Moers

Cover von Die Stadt der Träumenden Bücher

 

Das Buch ist der vierte Teil der Zamonien-Reihe und wurde mit dem Phantastik-Preis der Stadt Wetzlar im Jahre 2005 ausgezeichnet. Natürlich stand es außer Frage, dass ich auch dieses Buch lesen will. Nachdem sich dann die günstige Gelegenheit bei Ebay ergab, habe ich spontan zugeschlagen und das Buch dann auch ziemlich flott durchgelesen.

Es ist der erste Teil einer Autobiografie von Hildegunst von Mythenmetz. Am Sterbebett übergibt sein Dichtpate ihm ein Manuskript, das so vollkommen ist, dass er den Sinn des Lebens darüber verliert und, um dem Autor des Manuskripts auf den Grund zu gehen, nach Buchhaim, die Stadt der Träumenden Bücher, aufbricht. Dort erlebt er zunächst einiges Interessantes und erfährt einiges über die Stadt, bevor er dann Opfer einer Intrige wird und von Smeik, der die Fäden der Macht in den Händen hat, vergiftet und in die legendären Katakomben von Buchhaim verschleppt. Dort begegnet er allerlei Gefahren, so unter Anderem auf zahlreichen gefährlichen Büchern, lernt viel von den Buchlingen und trifft schlussendlich den Schattenkönig, von dem er alles über das Schreiben lernt und sogar das Orm entdeckt.

Es gelingt ihm am Ende, die Intrige aufzulösen – wie, soll hier noch nicht verraten werden – es ist in jedem Fall gelungen.

Wie von Moers gewöhnt, ist das Buch eine Verknüpfung einer Romangattungen. Im Mittelpunkt steht zunächst der Protagonist, der auf seine große Aufgabe geschickt wird, wie im typischen Fantasyroman, später wird die Suche nach dem Orm allerdings eher zum Bildungsroman, auch Aspekte des Abenteuerromans werden in den Katakomben verarbeitet.

Gleichzeitig ist jedoch dieser Roman eine Liebeserklärung ans Lesen und an alle Arten von Büchern. Die Buchlinge sind als Rasse eine grandiose Erfindung. Eine kleine Zyklopenart, die es sich zur Lebensaufgabe macht, das Gesamtwerk eines Autors, dessen Namen es annimmt auswendig zu lernen und dessen Charakterzüge anzunehmen. Dabei nutzt Moers extrem viele Anagramme zu bekannten Dichtern. Die Stadt selbst hat sich komplett dem Buchhandel verschrieben und zelebriert das Buchwesen in allen erdenklichen Ausdrucksformen. Bücher füllen den kompletten Alltag aus, es gibt sogar Bücherjäger, die lang verschollene Bücher in den Katakomben suchen.

Man kann es sicherlich schon erahnen, die Stadt der Träumenden Bücher hat mir ziemlich gefallen. Mag der Ein oder Andere auch von den Illustrationen genervt oder von den komischen Namen überfordert sein, mir gefällt dieser Stil grundsätzlich ziemlich gut, ich mag die Illustrationen von Moers sehr gerne (und bin heilfroh, dass niemand versucht, dieses Buch zu verfilmen)

Die Charaktere sind grundsätzlich sehr lebhaft gestaltet, aber manchmal vermisst man für meinen Geschmack etwas Glaubwürdigkeit. Smeiks Motive werden in meinen Augen nicht wirklich deutlich und viele Nebencharaktere hätte man noch ausführlicher gestalten können. Natürlich soll der Fokus auf Mythenmetz liegen, auch weil es eine Autobiografie ist, aber die Nebencharaktere sind meines Erachtens nach auch ziemlich wichtig. Aber gerade die Haupthandlung ist wirklich wundervoll ausgestaltet, abwechslungsreich, ohne Längen und detailliert beschrieben und hat mich wirklich überzeugt.

Ich mag es sehr, wie Moers eine ganz eigene Atmosphäre in seinen Romanen schafft. Moers findet, in meinen Augen, besser als jeder andere Autor die richtigen Worte und kreiert eine sehr glaubwürdige Welt.

Für diese sehr gelungene Kreuzung verschiedener meiner Lieblingsgenres bekommt Die Stadt der Träumenden Bücher von mir 4,5/5 Sternen – ein paar kleine Schwächen hat das Buch sicherlich, aber diese fallen kaum auf und einfach die Liebeserklärung ans Lesen ist mir diese Punktzahl wert. Das wunderschän gestaltete Taschenbuch ist für 12,99€ zu erwerben.

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