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Die letzten ihrer Art – Douglas Adams / Mark Carwardine

Douglas Adams kennt man hier in Deutschland eigentlich nur als Autor der erfolgreichen Buchserie „Per Anhalter durch die Galaxis“. In England weiß man vielleicht noch von einer Dirk Gentley Serie und man weiß vielleicht auch, dass er einige Folgen der Serie Doctor Who schrieb. Ein völlig anderes Buch, das er gemeinsam mit Mark Carwardine, einem Fotografen schrieb, ist „Die letzten ihrer Art“.

Es ist ein Reiseroman – dabei geht es aber nicht darum, die Reise an sich zu beschreiben, denn die beiden sind unterwegs, um seltene Tiere zu finden und zu fotografieren und sie reisen dazu in entlegene Gebiete dieser Welt. Zunächst fahren sie nach Madagaskar, wo sie auf einer vorgelagerten Insel einen besonderen Lemuren finden und einige Schwierigkeiten haben, bis dorthin vorzudringen. Auf dem weiteren Weg suchen sie den Komodowaran, bei dem sie zunächst mit einigen Hühnern auf die Insel fahren – die aber dann für die Touristen gedacht sind, statt für den Waran – und erleben dort, dass das Tier zwar wahnsinnig bedroht ist, aber auf dieser Insel trotz Tourismus gut leben kann. Weiter geht es zu Berggorilla und Rhinozeros in Zaire, zum Kakapo, einem flugunfähigen Vogel, der völlig unfähig ist, sich gegen Feinde zu verteidigen und daher unter den Ratten leidet, die die Seefahrer eingeschleppt haben. In China finden sie dann einen seltenen Delfin und beenden ihre Reise auf Mauritius, wo sie einen Flughund suchen, von den Ortsangehörigen aber überredet werden, sich doch die Vögel anzuschauen. Vom Flughund gibt es doch noch hunderte, von den Vögeln mitunter nur einzelne Exemplare. Adams resümiert schließlich über Fluch und Segen des Tourismus, der die Erhaltung dieser Tiere erst finanziert und legitimiert, aber gleichzeitig ihren Lebensraum zerstören könnte.

Adams bezeichnet dieses Buch als das Buch, das ihm selbst am meisten mitgegeben hat – und es ist auch ein wahnsinnig faszinierendes Buch. In einigen Teilen erinnert es an den Schreibstil von Bill Bryson, gerade, wenn es um Unterkunft und die mit einigem bürokratischen und organisatorischem Aufwand verbundenen Reisen geht – man bedenke, dass solche netten Erfindungen wie Smartphones noch nicht erfunden sind – und so kommen sie nach China mit einem Namen und einer Adresse, ohne zu wissen, ob derjenige überhaupt existiert oder ihnen gar hilft. Doch es klappt alles und sie finden den seltenen Delfin. Die Reisen sind dabei enorm abwechslungsreich und es wird offensichtlich, dass es kein weltweites Konzept gibt, die Tiere zu schützen. Manche Tiere werden dank des Engagements von einzelnen geschützt, manchmal gibt es nationale Aktionspläne und beim Delfin in China scheint es überhaupt kein Bewusstsein zu geben, die Tiere überhaupt zu schützen.

Eigentlich war es geplant, noch eine Neuausgabe diese Buches zwanzig Jahre später zu schreiben, doch Adams früher Tod hat diesen Plan leider zunichte gemacht. Mark Carwardine zog dann 2009 in Form einer Fernsehserie mit Stephen Fry nochmal durch die gleichen Stätten und sie konnten die Bilanz ziehen, dass es den Tieren stellenweise besser geht – der intensive Schutz scheint sich ausgezahlt zu haben.

Das Buch ist wundervoll. Es ist witzig geschrieben und macht gleichzeitig nachdenklich. Und Adams reflektiert auch sein eigenes Verhalten und seine eigene Reise als Hoffnung, etwas für die Tiere zu tun, aber auch als zusätzliche Störung der Flora und Fauna. Warum schützen wir die Tiere eigentlich, sie werden ja ohnehin durch natürliche Selektion sterben. Doch nur wir sind dafür verantwortlich, dass es keine natürliche Selektion mehr ist, sondern wir geben der Evolution keine Zeit, sich den neuen Gegebenheiten anzupassen. Doch nur davon, dass wir diese Tiere besichtigen wollen, gibt es überhaupt einen Antrieb, sich um sie zu kümmern. Für Bakteriensorten oder Einzeller interessiert sich niemand – und einen Artenschutzplan gibt es dafür bestimmt auch nicht.

Mich hat das Buch enorm fasziniert und ich würde es jederzeit wieder lesen. Zu seiner Entstehungszeit war es bei weitem kein kommerzieller Erfolg, doch heute ist es immerhin noch immer lieferbar, was dafürspricht, dass es sich doch zu einer Art Longseller etabliert hat. Ganz ohne moralischen Zeigefinger und sehr unterhaltsam geschrieben – und auch mit einigen Fotos von den Reisen versehen – kann ich nicht anders, als volle 5/5 Sternen dafür zu vergeben. Auch in der heutigen Zeit ist das Buch noch wichtig, auch heute gibt es jede Menge Arten, die unsere volle Aufmerksamkeit brauchen.

2 Kommentare

  1. Das Buch steht schon viel zu lange auf meiner “aus der Bibliothek auszuleihen”-Liste – klingt, als würde ich einiges verpassen. Und nachdem ich mit dem Anhalter, Dirk Gently und Doctor Who bereits vertraut bin, fehlt mir dieses Büchlein noch zu meinem Adams-Quartett 😉

  2. Pingback: Statistik für Februar 2017 | Romanfresser.de

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