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Die Könige: Orknacht – Michael Peinkofer

Cover von Der Ruf der Tiefen

 


Michael Peinkofer habe ich auf der Buchmesse im Rahmen der Piper-Fantasy Live Veranstaltung kurz gesehen. Ein wirklich sympathischer Mann mit einer sehr modernen und produktiven Arbeitsweise. Neben zahllosen Kinderbüchern schreibt Peinkofer auch Völker-Fantasy und arbeitet gerade an seinem dritten Zyklus – die wohl alle irgendwie in einer Welt spielen, aber zu unterschiedlichen Zeiten und unterschiedlichen Orten – wenn ich mal viel Zeit habe, lese ich auch mal seine vorigen Zyklen – hier soll es aber um seinen aktuellen Zyklus, „Die Könige“ gehen. Wer mich kennt, weiß, dass ich Völker-Fantasy so ein bisschen kritisch gegenüber stehe, wirkt es mir doch oft zu uninspiriert von Tolkien’schen Entwürfen übernommen und zu konstruiert, oftmals merkt man dem Geschriebenen auch sehr stark an, dass es am Reißbrett konstruiert wurde. Dennoch ist mir dieses Buch mal einen Blick wert – umso mehr noch, weil mir auch dieses Buch vom Piper-Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt wurde. Also eine gute Chance, mal mit den Vorurteilen aufzuräumen. Oder?

In „Die Könige“ geht es, grob gesagt, um zwei Könige, Winmar, König der Zwerge und Vigor, König der Menschen. Winmar herrscht auf fanatische Art und Weise in brutalster Gewaltherrschaft und bereit, alle Traditionen des Volkes zu brechen, dient es seiner Machtsicherung. Er glaubt sich, durch einen Pakt mit einer „Stimme“ unsterblich. Und auch Vigor ist nicht viel besser. Man weiß nicht, welcher der Tyrannen schlimmer ist, klar ist nur: Der echte Thronfolger der Menschen ist blind und hat sich in den Wald verzogen, unwissend, dass die Königin ein Kind von ihn austrägt, unwissend, was in seiner Heimat geschieht. Bis ein alter weiser Mann vorbeikommt und ihn zu seinem Schicksal zwingt. Die Königin befindet sich inzwischen auf der Flucht und gab ihr Kind in die Hand von zwei Orks, während Vigor und Winmar mit diversen Intrigen zu kämpfen haben, die dazu führen, dass die beiden Kontrahenten schließlich aufeinandertreffen. Und so nimmt die Geschichte ihren Lauf.

Ohne das Ende spoilern zu wollen, sollte denke ich jedem klar sein, dass das Ereignis des Endes den Auftakt für die Haupthandlung der Trilogie liegt, die wohl in den folgenden Bänden ausgebaut wird. Und – wie auch von Peinkofer so gesagt – dieser erste Band ist ein ganz typischer erster Band. Die Welt und die Charaktere werden exponiert, der Konflikt wird angerissen und die Grundsteine für den zweiten und dritten Band werden gelegt.

Das ist aber okay so. So funktionieren Trilogien eben. Und Peinkofer schreibt wirklich unterhaltsam. Ein netter Humor zieht sich durch die Charaktere, die Könige sind allesamt herrlich unsympathisch, dass Dag als Held tatsächlich blind ist, gefällt mir ausgesprochen gut, so ist er gleichzeitig handelnde und doch immer ein bisschen der Geführte, der seinen Weg selbst nicht finden kann. Insgesamt greifen die Geschichten schön ineinander über und wirken längst nicht so konstruiert, wie befürchtet – es hat mir sogar richtig gut gefallen, ich hatte viel Spaß mit den sich bekämpfenden und doch so ähnlichen Königen, mit den zahlreichen verpatzten Intrigen und natürlich mit den Orks, die versuchen, ein Kind aufzuziehen und sich zu Recht ein bisschen um sich selbst wundern, also ein bisschen selbstironisch ihre klassische Rolle in der Fantasy reflektieren. Sehr cool gemacht!

Dass Peinkofer in 3×500 Seiten keine Welten im Stile eines Robert Jordan kreiert, ist logisch. Und dass will der Roman gar nicht. Er will ein unterhaltsamer Fantasyroman sein. Und das ist er. Er ist nicht zu komplex, man kommt gut die Geschichte rein, er ist aber auch bestimmt nicht banal oder langweilig, sondern bietet durchaus genug Charaktere und Orte zum Erkunden. Wenn man böse wäre, könnte man es als Fantasy für „Leute, denen Tolkien zu anspruchsvoll ist“ bezeichnen. Das wäre aber sicherlich ungerechtfertigt und zu oberflächlich, denn es handelt sich hier um ein eigenständiges Genre.

Ich mochte den Roman sehr gerne, weil Peinkofer es geschafft hat, das theoretische Gerüst mit Humor, spannenden Worten und gekonnten Beschreibungen so zu verbergen, dass der Lesefluss einfach interessant und unterhaltsam bleibt.

Also, sind die Vorurteile aufgeräumt? Mitunter, ja. Klar, Die Könige ist ein Völker-Fantasy Roman und gibt sich auch keine Mühe, das zu verstecken. Aber durch das eloquente Schreiben und die ganz wichtige Qualifikation sich und sein Genre nicht immer ernst zu nehmen und auch mal im Roman selbst ironisch zu thematisieren, hat sich Peinkofer in mein Herz geschlossen, sodass ich mich nun voller Freude auf den gerade erschienen zweiten Band stürzen werde und hier noch schnell verdiente 4/5 Sternen dalasse.

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