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Der Vampyr – Wolfgang Hohlbein

Das Bild dieser Rezension kam in diesem Blog schon einmal vor. Das liegt daran, dass ich die ersten vier Bände der Chronik der Unsterblichen in zwei kostengünstigen Doppelbänden besitze. Diese werden zwar aktuell nicht mehr gedruckt, ich habe sie aber recht günstig gebraucht bekommen und wollte diese als Chance nehmen, um zu schauen, ob mir diese Reihe zusagt. Und bisher kann ich sagen: Ja, das tut sie!

Im zweiten Band sind unsere beiden Helden auf dem Schiff des Piraten und Sklavenhändlers Abu Dun, aus dessen Gewalt sie die 100 Sklaven befreien wollen, die aus Frederiks Dorf stammen. Doch gerade als es einen Deal zwischen Abu Dun und Andrej gibt, kommt ein Schiff der Inquisition und versenkt den Piratensegler. Andrej und Abu Dun, die sich retten können, schmieden eine Art Frieden, um nun dem Inquisitor und den schwarzen Männern Herr zu werden. Sie stoßen bald auf den grausamen Fürst Tepesch, der sich den Gegnern aus dem Orient stellt, die gerade in das Land einfallen. Es kommt dann zu einigem Hin und Her, zunächst ist Tepesch eine Art Verbündeter, dann wird er zum Feind und schließlich gibt es einen Pakt mit dem Anführer der Türken, nachdem klar ist, dass Tepesch Andrej und Frederik erst gehen lässt, sobald sie ihm das Geheimnis der Vampire verraten haben – was natürlich nicht möglich ist. Schließlich flieht Andrej nach der Hinrichtung des Inquisitors durch Tepesch – als „Vertrauensbeweis“ – und verbündet sich mehr oder weniger ungewollt, weil er Abu Dun wiedertriftt, mit den Türken, um Tepsch zu besiegen. Das gelingt jedoch nur so halb, zwar stirbt Tepesch, der Draculea, durch die Hand Frederiks, allerdings scheint Tepeschs Geist im Todeskampf mit Frederik diesen besessen zu haben.

Durch den Auftritt von Draculea alias Tepsch sind nun Zeit und Ort der Handlung relativ klar. Wir sind im 15. Jahrhundert in der Walachei, im heutigen Rumänien. Auch was Andrej so alles an Vampirfähigkeiten hat, ist so langsam aber sicher ein wenig abgesteckt. Auch die Episodenstruktur ist relativ gut gelungen. Man hätte die Reihe hier durchaus beenden können, aber es ist auch durchaus genug Raum für eine Fortsetzung da, sodass es auch gerne weitergehen kann – ich freue mich jedenfalls darauf.

Es ist ganz spannend, dass die Hohlbein-Bücher von vor zwanzig Jahren ähnliche Schwachstellen wie die heutigen aufweisen, allerdings fallen diese hier noch nicht so sehr ins Gewicht. Es gehört einfach zu Hohlbein, dass alle paar Seiten eine Kampfszene kommen muss, dass die Helden teilweise enorm heftig verletzt werden und dass die Seiten sich häufig und manchmal durchaus nicht völlig nachvollziehbar wechseln. Es gehört aber auch zu Hohlbein, dass die Geschichte spannend und fast schon etwas atemlos erzählt werden. Und auf der kurzen Strecke von knapp 350 Seiten weist das Buch auch meiner Ansicht nach keine Längen auf, man hätte sich sogar gewünscht, dass es noch ein wenig langsamer geht. Ich hätte mir beispielsweise etwas mehr ‚historischen‘ Anteil gewünscht, wir sind in Südrumänien, aber eigentlich könnte der Schauplatz auch überall sein; ich finde, die Besonderheiten genau dieses Ortes und dieser Zeit kommen nicht so richtig durch.

Das trübte aber meinen Lesespaß nur ein wenig, insgesamt fand ich auch diesen zweiten Band sehr gelungen und finde es sehr angenehm, mal wieder etwas länger in eine etwas komplexere Welt einzutauchen. Worldbuilding, wie es andere High-Fantasy-Autoren machen, sucht man in diesem Band eher vergeblich suchen, es geht wirklich nur um die drei protagonisten, der Rest der Charaktere ist im Prinzip austauschbar – das führt aber auch dazu, dass sich zumindest dieser Band recht gut weglesen lässt, ohne dass zu viel Zurückblättern und ‚Wer war denn das jetzt wieder‘ nötig ist. Für weniger anspruchsvolle Fantasyleser also gefundenes Fressen. Dafür vergebe ich gerne 4/5 Sternen.

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