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Der Schrecksenmeister – Walter Moers

Cover von Der Schrecksenmeister

 


Eigentlich käme vorm Schrecksenmeister noch die Stadt der träumenden Bücher, aber da ich die Buchhain-Trilogie gerne am Stück lesen würde, lese ich erst den Schrecksenmeister.

Eine kleine Kratze, Echo, überlebt seine Besitzerin und findet sich alleine in der kränksten Stadt Zamoniens wieder. Da er kurz vorm Verhungern steht, geht er einen furchtbaren Pakt mit dem Schrecksenmeister ein. Er wird für einen Monat gemästet, dann bekommt dieser sein Fett – indem er ihn tötet.

In seiner Zeit dort lernt Echo vieles über zamonische Kochkunst – immerhin ist es ein kulinarisches Märchen – doch als der Tag seines Todes näher rückt, sucht er nach einem Ausweg und bittet, auf Anraten seines Freundes, die Schreckse um Rat, die beiden kochen einen Liebestrank, da die Schreckse in den Schrecksenmeister verliebt ist will sie ihm seine Liebe gestehen und ihn dann darum bitten, Echo am Leben zu lassen.

Dieses Spiel scheint zunächst zu gelingen, dann jedoch stellt sich heraus, dass der Schreckenmeister ihr Spiel nur mitgespielt hat. Echo soll getötet werden. Doch daraufhin tun sich alle Geschöpfe seines Schlosses, die er je unterdrückt oder versklavt hat, gegen ihn zusammen und schlussendlich steht er der schneeweißen Witwe, dem wohl gefährlichsten Monster seiner Sammlung gegenüber, die ihn aber aus Großherzigkeit leben lässt – auch sie hat sich in ihn verliebt.

Echo soll getötet werden. Da kommen jedoch die Behausungen der vom Schrecksenmeister getöteten Schreckse und ihnen vertriebenen Kollegen an, diese zu rächen. Echo gelingt unterdies die Flucht – auf seltsamem Wege. Er springt aus dem Fenster (folgt damit dem Weg der Schreckse), wird dann von den Ledermäusen aufgefangen und wieder fallengelassen (“Niemand versteht die Ledermäuse”) und wird dann, nachdem der Baum der Erkenntnis sein Schicksal verändert hat, von einem Freund, den er glaubte, in seinem Fresswahn verspeist zu haben, gerettet.

Er verlässt nun die Stadt und will das Wunder der Liebe suchen.

Der Schrecksenmeister ist ein wunderschönes Buch. Moers schafft es, als Hauptfiguren Gestalten zu nehmen, die instinktiv einen Beschützerinstikt wecken. Ein kleines abgemagertes Krätzchen, also eine Verwandte der Hauskatze, die sprechen kann und zwei Lebern hat – wer kann da schon wiederstehen. Die Illustrationen tragen dazu ihr Übriges bei.

Die Geschichte ist spannend erzählt, gerade am Ende, wenn es siebenhundert Wendungen pro Quadratbuchstabe gibt. Das Ende hat mich etwas an Rumo erinnert – es endet mit Liebe.

Die Idee des kulinarischen Märchens ist ganz gut, aber manchmal etwas zu überzogen. Ich weiß, das soll den Reiz des Ganzen ausmachen, aber manchmal geraten die Ausschweifungen ins Langweilige (vor allem, wenn man gerade keinen Hunger hat. Wahrscheinlich würde man wahnsinnig werden, wenn man das Buch hungrig lesen würde…)

Zum Glück sind diese langen Beschreibungen nicht sehr zahlreich und in den allermeisten Fällen tragen sie direkt oder in 200 Seiten zum Handlungsgeschehen bei.

Wieder einmal bin ich begeistert, wie Moers in gerademal knapp 400 Seiten ein riesiges Universum und absolut plausibel und aufwendig gezeichnete Charaktere schafft, andere Autoren kommen in 2000 Seiten nicht so weit mit ihren Charakteren. Wie immer ist Moers Sprache sehr schön gestaltet, strotzt von Neologismen und befindet sich auf einem sprachlich hohen, aber noch gut verständlichem Niveau. Der Schrecksenmeister hat Potenzial, zu meinen Lieblingsbüchern zu werden.

Erhältlich ist der Schrecksenmeister im Taschenbuch für für 10,99€ bei Amazon.

Ich gebe dem Schrecksenmeister daher 4,5/5 Sternen. Es sollte eigentlich jeder mal lesen, der sich mit Moers Stil auch nur halbwegs anfreunden kann.

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