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#dbp18: Sülzrather – Josef Oberhoellenzer

Der Autor: Josef Oberhoellenzer sieht nicht aus, wie ein typischer Autor dieser Longlist. Auch sein Oeuvre passt nicht ganz zur restlichen Besetzung. Fünf Bücher in fünfundzwanzig Jahren bei einem kleinen Verlag aus Südtirol. Die Longlist-Nominierung scheint auch seine erste Auszeichnung zu sein

Das Buch: Es geht um Schuhe. Beziehungsweise um einen Mann, der Schuhe trägt. Oder trug, der Mann ist verstorben und es ist unklar, was mit seiner Schuhsammlung passiert. Mehr passiert in der Leseprobe nicht. Jener Mann war nach einem Sturz vom Baugerüst querschnittsgelähmt, fing dann an zu schreiben und um ihn dreht sich das Buch scheinbar auch.

Die Sprache: Konsequente Kleinschreibung. Von Zitaten unterbrochen. Endlose Aufzählungen von Montags- bis Sonntagsschuhen, auf fünf Seiten Leseprobe insgesamt 13 Fußnoten, die zwischen Erläuterungen, Verweisen auf andere Bücher, Zitatbelegen und Hinweise auf die fiktiven Werke des fiktiven Protagonisten mäandern. Kalkulierte Unlesbarkeit

Meine Einschätzung: Ich mag experimentelle Literatur. Der Autor vergleicht sich mit Ernst Jandl, was mir einerseits etwas hoch gegriffen scheint, andererseits mag ich Jandl grundsätzlich ganz gerne. Wenn ich mal etwas mehr Zeit und Muße für solche Bücher hätte, würde ich gerne mal mehr davon lesen. Klar, dass das Buch nicht auf die Shortlist kam, dazu ist es zu experimentell, man mag es postmodern nennen. Spannend, aber nicht preisverdächtig. Aber ich erinnere mich an Reinhard Jirgls ‚Nichts von Euch auf Erden‘ vor einigen Jahren und freue mich immer, wenn auch solche Literatur mal an die Öffentlichkeit kommt.

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