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Das elfte Buch – Enwor #11

k-WP_20151103_002Es sind dreihundert Jahre vergangen. Gut, bei uns nur zehn Tage, aber in unserer Welt ganze 300 Jahre. Skar ist wieder da. Er weiß nicht, wo er herkommt, erinnert sich auch nicht an seinen Namen oder seine Herkunft, aber wir merken schnell, dass es sich um Skar handelt. Und in einer ziemlich langen Sequenz beginnt er zu merken, wer er ist und dass er zurück ist. Er trifft auf ein Volk von Diggern, die nach Kaol graben, scheinbar ist das so eine Art Droge dieses Volkes. Bei einem Angriff der Quorrl wird ihm der Verrat vorgeworfen, er flieht mit einem jungen Mädchen – scheinbar hat diese eine besondere Rolle.

Auf der Flucht werden die beiden dann von ihrem zur Nacht entfachten Feuer gelockt und begegnen einem Vertreter des Waldvolkes und werden dabei von eben jener schwarzen Protoplasma-Masse angegriffen, die Skar noch in den ersten Bänden bekämpft haben. Und genau diese schwarze Masse ist es, gegen die sie nun erbittert kämpfen. Durch einen Ruf des Waldmenschen rettet sie ein wilder Drache, der sie jedoch auf dem Weg fallen lässt. Der verletzte Waldmensch ruft Skar noch zu, er müsse nach einem elften Buch suchen, in dem sein Schicksal als wiedergeborener Großer Skar geschrieben steht. Dem hohen Satai in die Hände gefallen, stellt er fest, dass ihm das elfte Buch auch nicht mehr helfen kann, er aber dennoch erkannt hat, was sein Ziel war.

Was war denn das? Mit fast 500 Seiten war dieser Band der dickste aller Enwor-Bücher. Generell habe ich gegen diese Länge nichts einzuwenden, aber betrachtet man den Inhalt dieses Buches, hatte ich das Gefühl, dass in diesem Band auffallend wenig passierte – und das, was passierte, war furchtbar durcheinander, ungeordnet und konnte nicht klar aufgelöst werden.

Okay, dass Skar wiedergeboren wird, klingt zunächst nach einer plausiblen Lösung und man hat auch die ganze Zeit das Gefühl, dass das irgendwie eine sinnhafte Entwicklung ist, vor allem dass das am Ende noch einen tollen Sinn ergibt und sich mal einiges aufklärt. Dies ist dieses Mal leider nicht der Fall. Das Ende ist ziemlich vage und sagt nicht wirklich, was hier eigentlich los ist und warum und inwiefern Skar damit eine Prophezeiung erfüllt. Irgendwie scheint dieses Protoplasma eine Rolle zu spielen, es ist der Schlüssel zu allem. Es ist das Kaol, das die Digger am Leben hält, es war der Dronte, es war von Anfang an alles, was Enwor zusammenhält – aber auch vernichtet. Der Kampf gegen das Protoplasma war von Anfang an der Feind, aber gleichzeitig auch der Teil von Enwor, der es zu der Welt machte, die es war. Okay, diese Erkenntnis ist durchaus viel wert – aber dafür wurde Skar wiedergeboren? Witzig ist die Idee ja schon, einen ganzen Band lang nach einem Buch zu suchen, das dann am Ende verbrennt und gar nicht mehr benötigt wird, aber der Gag alleine macht das Buch leider nicht besonders gut.

Ich weiß gar nicht so genau, was ich von dem Buch erwartet habe. Die junge Diggerin, die er rettet, war am Ende dann auch nicht mehr wichtig, dass sie etwas zur Handlung beiträgt und man wird den Eindruck nicht los, dass hier eine Reihe wieder aufgelegt wurde, weil sie erfolgreich war und nicht unbedingt, weil es gute Ideen für eine Fortsetzung gab. Während die ersten zehn Bände stets ein ziemlich gelungenes Ende hatten und in sich gut geschlossen waren, fällt dieses elfte Buch in jeder Hinsicht aus dem Rahmen. Normalerweise stören mich komische Enden bei Hohlbein auch gar nicht so sehr, aber diesmal war einfach die Fallhöhe entsprechend hoch – und der Band schien mir von Anfang an etwas unausgegoren.

Hohlbein sagte einmal in einem Interview, dass er bei Reihen ungerne über neun oder zehn Bände hinausgehe, weil er dann schon merke, dass er sich dann mehr quäle, als noch wirklich gute Geschichten zu schreiben – und er dann lieber seine Protagonisten sterben lasse, als sich weitere Bände aus den Fingern zu saugen. Vielleicht sagte er das in dem Wissen, dass das elfte Buch keines seiner besten Bücher war. Vielleicht auch nicht. In jedem Fall hätte diese Reihe gerne nach dem zehnten Buch enden dürfen, denn dieses Elfte bietet weder eine tolle Ergänzung zu der recht geschlossenen Reihe der ersten zehn Bände noch tritt es eine würdige Nachfolge an.

Weil immerhin die zahlreichen Kampfszenen – wie üblich – bildreich und wortgewaltig daherkommen und man dem Buch eine gewisse Spannung nicht absprechen kann, gebe ich durchaus noch 2/5 Sternen. Wirklich nur ein Buch für Fans von Hohlbein, die sich auch die Tiefen seines Outputs geben möchten.

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