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Clockwork Orange – Anthony Burgess

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Und weiter geht es mit Klassikern zwischen Science-Fiction. Heute mit einem Buch, an dem ich besonders viel zu knabbern hatte – und zwar nicht aufgrund seiner Länge.

Wir treffen Alex, ein ziemlich cleverer Teenager, der uns seine Geschichte erzählt. Er verbringt seine Freizeit hauptsächlich mit klassischer Musik und exzessiver Gewalt. Vergewaltigungen, brutales Zusammenschlagen, Ausrauben, Schlägereien mit anderen Banden, Drogen und Alkohol. Die Polizei steht all dem machtlos gegenüber. Nachdem seine Freunde ihn nicht mehr als ihren Anführer akzeptieren, landet er im Gefängnis, wo er aber nach zwei Jahren wegen guter Führung für ein Experiment vorgeschlagen wird: Er soll mit einer Form von Gehirnwäsche darauf konditioniert werden, Gewalt mit Übelkeit zu assoziieren. Tatsächlich schlägt das Experiment an – allerdings wird Alex, sobald er auf freiem Fuß ist selbst angegriffen und zusammengeschlagen. Eine Interessensgruppe will ihn dann zum Selbstmord drängen, um davon politisch profitieren.

Alex überlebt seinen Versuch und wird im Krankenhaus tatsächlich wieder geheilt und ist wieder zur Gewalt fähig. Er bekommt einen gut bezahlten Job und neue Freunde. Schließlich merkt er aber, dass sich die Welt um ihn herum weiter dreht und ihm seine Gewaltexzesse keinen Spaß mehr bringen.

Clockwork Orange ist ein bemerkenswerter Roman. Einerseits aufgrund seiner Handlung, diese sich ganz typisch für eine Dystopie mit einem für uns erschreckenden Gesellschaftsbild und einem Charakter in dieser Welt beschäftigt. Was ein wenig anders ist, ist die Frage, ob Alex scheitert. Denn dazu ist der Roman viel zu ambivalent. Ob der extremen Gewaltexzesse ist man der Möglichkeit, Alex davon abzubringen und somit die Welt zu retten, gar nicht so abgeneigt. Aber natürlich ist die Freiheit und der freie Wille damit unvereinbar. Alex wird dann sogar Opfer seines eigenen Systems, kann dann den Ausgangszustand wiederherstellen und merkt, dass dieser ihm gar keinen Spaß mehr macht. Was ist also mit ihm? Irgendwie wird nicht so wirklich klar, wer er ist, ob er handelnder oder gehandelter ist?

Vor allem stellt das Buch auch irgendwie die moralische Frage, ob der Mensch besser gut gemacht werden soll oder die Freiheit haben soll, böse zu bleiben. Zumal mit Alex, dem bösen Charakter durchaus ein Mensch ausgewählt wird, der jetzt nicht unbedingt das typische Verhaltensklischee eines Gewaltverbrechers zeigt, er genießt klassische – als hochkultiviert angesehene – Musik, er scheint auch in vielen Situationen durchaus ziemlich normal zu agieren und sich auch vormittags wie ein normaler Jugendlicher zu verhalten – aber er scheint keinerlei Moral oder Empathie aufzuweisen.

Was diesen Roman besonders ‚schwierig‘ macht, war die Sprache. Ich habe das Buch auf Englisch gelesen, also schon mal nicht in meiner Muttersprache. Viele Stellen in dem Buch sind in einer Form von Jugendsprache geschrieben, wie sie Burgess sich ausgedacht hat, um die zahlreichen Gewaltverbrechen weniger explizit darzustellen – dadurch muss man sich selbst vorstellen, was genau denn da eigentlich passiert und wofür die Ausdrücke – die wohl teilweise dem Russischen entlehnt sind – die Alex benutzt, denn stehen. Einige werden mal erklärt, andere muss man sich erschließen – und von anderen habe ich auch nach der Lektüre nur ein vages Gefühl davon, was sie heißen könnten.

Clockwork Orange umfasst nur rund 150 Seiten, baut aber in dieser kurzen Zeit eine ziemlich ausgefeilte Welt auf, in der die Freiheit in Gefahr ist, weil sie zu Anarchie und Gewalt führte. Dieser moralischer Konflikt bestimmt das Buch, das sich nicht ganz einfach lesen lässt, dessen Lektüre aber sicherlich lohnenswert ist. Ich würde Clockwork Orange durchaus weiterempfehlen, aber zu meinen Lieblingsbüchern in diesem Genre zählt das Buch sicherlich nicht – auch wenn der Roman sicherlich einige faszinierende Aspekte thematisiert – er hat es aber nicht so sehr wie andere Romane geschafft, mich in seinen Bann zu ziehen. Ich gebe daher gut und gerne 3,5/5 Sternen.

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