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Chill mal, Frau Freitag – Frau Freitag

Cover von Chill mal, Frau Freitag

 

Frau Freitags Blog kenne ich schon seit einiger Zeit – und so ist es mir auch nicht entgangen, dass sie bereits zwei Bücher veröffentlicht hat, die Geschichten auf ihrem Blog beinhalten. Ich war zunächst recht skeptisch, nachdem ich dann allerdings das erste Buch in einer Kiste voller Mängelexemplare gesehen habe, dacht ich mir, es könne nicht schaden und habe es spontan mitgenommen.

Frau Freitag ist eine Lehrerin in einer Berliner Brennpunktschule und erlebt dort einige spannende Geschichten. In dem Buch beschreibt sie in loser Folge Geschichten, die chronologisch etwa ein Schuljahr umfassen. Es beginnt mit Schülern, die nach den Sommerferien ohne Zettel und Stift in der Schule ankommen, erzählt die Geschichte von notorischen Schwänzern und ihren vergeblichen Bemühungen, gegen diese anzukommen, es erzählt die Geschichte von Elterngesprächen, bei denen Dolmetscherkousinen mitkommen und beschreibt die Probleme von Schülern, die zweisprachig aufwachsen (müssen) und die sich unter Anderem deshalb nirgendwo wirklich zuhause fühlen. 

Im weiteren Verlauf treiben Schüler Frau Freitag zum Wahnsinn, es wird deutlich, dass das Unterrichten in der Schule Glückssache ist und Frau Freitag beschreibt, wie man ihrer Meinung nach mit den Schülern umgehen muss, um zumindest einen geringen Lernerfolg zu erzielen – schlussendlich kommt dann natürlich auch zum Ende des Schuljahres die obligatorische Frage nach der Benotung solcher Schüler.

Das Wichtigste zuerst, mir gefiel das Buch logischerweise recht gut – ich mag ja auch ihren Blog. Warum das so ist? Frau Freitags Schreibstil ist wunderschön unkompliziert. Sie schreibt sich relativ frei von der Seele weg und das merkt man dem Buch auch an. Manchmal etwas resigniert, manchmal motivierter, manchmal bösartig ironisch, manchmal bitter ernst, schreibt Frau Freitag abwechslungsreich und authentisch.

Dabei ist das Buch Gottseidank kein Buch mit dem Grundtenor “Schaut mal, wie blöd diese Leute sind” – auch wenn man es bestimmt so lesen kann – sondern zeigt eindrucksvoll anhand von Beispielen auf, was in Deutschland schief läuft – das Buch kritisiert dabei auf eine unkomplizierte Art alle Ebenen, es nimmt weder Schüler, noch Eltern, noch den Staat noch die Lehrer aus der Verantwortung – Frau Freitag wird in einigen Stellen auch überraschend selbstkritisch. Die meisten Geschichten werden mit einem gewissen Augenzwinkern erzählt, man muss an einigen Stellen im Buch durchaus laut auflachen – auf der anderen Seite aber, wenn man darüber nachdenkt, bleibt das Lachen oft im Halse stecken.

Was ich an diesem Buch zu kritisieren habe, ist jedoch nicht zu vernachlässigen. Das Buch wirkt ziemlich durcheinander – dies ergibt sich einerseits aus der Natur der Sache, dass das Buch nur eine Anreihung von Blogeinträgen ist, hätte aber meines Erachtens dadurch ausgeglichen werden können, indem man zu den Einträgen das Datum dazuschreibt, dann bekäme man den zeitlichen Zusammenhang vielleicht etwas besser mit – so ist das Buch nur in die vier Quartale unterteilt, was etwas grob ist. Außerdem bietet das Buch, wenn man den Blog kennt und gelesen hat, natürlich wenig neues – es ist im Prinzip ein Best-of des Blogs in Buchform und eignet sich somit im Gegensatz zum Blog super zum Lesen in der Badewanne.

Wem das nicht wichtig ist, dem wird wahrscheinlich der Blog reichen, alle Anderen bekommen jedoch mit Chill mal, Frau Freitag ein kurzweiliges Buch, das gleichzeitig lustig und ernst ist. Für 9,99€ kann das Taschenbuch erworben werden, ich gebe dem Buch, dass sich eigentlich für jeden Leser empfehlen lässt, 4/5 Sternen.

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