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Brandmal – Florian Hilleberg und Mark Benecke

Im Rahmen des John Sinclair Jubiläums vor einigen Jahren erschienen im Lübbe-Verlag eine Reihe von Romanen, die John Sinclair als Protagonisten haben, aber auf voller Romanlänge einen komplexeren Fall darstellen. Zwei dieser Romane, einen Doppelband von Wolfgang Hohlbein habe ich bereits hier auf diesem Blog besprochen. Ich bin kein ausgewiesener John Sinclair Fan und wenn ich den vierten Band noch lesen sollte, dann vermutlich nur aus dem Anspruch der Vollständigkeit heraus.

Dennoch, den dritten Band musste ich allein aus dem Grund lesen, dass der von und mit Mark Benecke ist. Benecke ist Kriminalbiologe und eine durchaus prominente Figur, der sich auch häufig mit scheinbar übersinnlichen Ereignissen auseinandersetzt. Und so auch in diesem Buch:

Gleichzeitig passieren in London und in Berlin seltsame Todesfälle. Menschen beginnen scheinbar aus dem Nichts in Flammen aufzugehen. Manchmal ist nachvollziehbar, dass sie einem hellen Licht ausgesetzt waren. John Sinclair in London und Harry Stahl in Berlin sind verhältnismäßig ratlos. Auch der in Deutschland dazugerufene Mark Benecke kann sich noch keinen wirklichen Reim auf die Verhältnisse machen. Er kennt das Phänomen der spontanen menschlichen Selbstentzündung zwar, aber meistens lässt sich das durch irgendwelche Feuerquellen im Raum erklären. Nachdem sich Stahl und Sinclair vernetzt haben, wird klar, dass die Opfer sämtlich Urlaub in der Slowakei gemacht haben und zwar an einem See in der Nähe der ungarischen Grenze. Ich will an dieser Stelle gar nicht so viel spoilern, wie die Geschichte weitergeht, aber ich lasse mal den Namen Bathory fallen, der im Verlauf des Romans noch eine Rolle spielt.

Bleiben wir am Boden: John Sinclair ist Trivialliteratur. Und auch der Roman ist trotz historischer Anleihen sicherlich kein Titel für das Feuilleton. Aber es macht Spaß, ihn zu lesen. Mark Benecke ist als Romanfigur unglaublich sympathisch umgesetzt und die Idee, sich selbst in eine Geschichte hineinzuschreiben, fand ich sehr amüsant. Da nervt Sinclair mit seinem übersinnlichen Silberkreuzgependel fast ein wenig, ich will mehr über Mark lesen! Es ist durch und durch ein spannender Roman, es gibt alle paar Seiten spannende Szenen und wenn in der Haupthandlung gerade wenig passiert, gibt es Zwischenblenden, die auf die Lösung des Falls hinweisen. Das Motiv des Vampirismus passt natürlich zu Mark, der sich damit hobbymäßig beschäftigt und ist auch für John Sinclair ein guter Fall. Ein bisschen blass bleiben die Frauenfiguren in dem Roman, die über weite Strecken nur als Sidekick fungieren – gerade Ines‘ Rolle hätte man sicher noch über den gesamten Verlauf ausbauen können.

Eine Sache am Roman fand ich etwas schwierig: John Sinclair ist der Ich-Erzähler des Romans. Alle anderen Szenen, in denen er nicht auftaucht, sind auktorial erzählt – so etwa der ganze Beginn des Romans, bis sich beide Teams in der Slowakei treffen und auch später sind meistens zwei Teams unterwegs, in denen ständig die Erzählinstanz wechselt. Es wäre meines Erachtens für den Lesefluss angenehmer gewesen, hätte man durchgängig die auktoriale Erzählinstanz gewählt.

Insgesamt kann ich aber die Lektüre auf jeden Fall empfehlen. Mit knapp 450 Seiten hat die Geschichte genug Zeit, sich auszubreiten und obwohl man vielleicht im hinteren Teil die Kampfszenen etwas überzogen dargestellt hat, sind mir keine wesentlichen Längen aufgefallen. Vielleicht könnte man argumentieren, dass sich der Anfang etwas zieht, aber es ist sicherlich nötig, die Konstellation in der Slowakei schlüssig zu erklären – es gibt ja schon etwas räumliche und… sagen wir… wissenschaftstheoretische Distanz zwischen John und Mark. Diese verschiedenen Überzeugungen machen den Roman aber zu einer nicht nur spannenden, sondern auch sehr amüsanten Lektüre, die vielleicht nicht zu meinen Lieblingsbüchern zählt, aber nicht nur für Sinclair- oder Benecke-Fans empfehlenswert ist, sondern grundsätzlich jedem, der Spaß an etwas übersinnlichen Geschichten, Vampiren und guter Unterhaltung hat, zu empfehlen ist. Dafür gebe ich 4/5 Sternen.

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