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Über das Lesen: Abseits des Mainstreams

oder: Über die Instrumentalisierung des Lesens und der Lesenden

Ich habe ein wenig überlegt, wie ich diesen Artikel nenne und bin zu keinem eindeutigen Ergebnis gekommen. Auf der Frankfurter Buchmesse habe ich einige Stände gesehen, die mich ziemlich verwirrt haben und irgendwie haben ich das Bedürfnis, dazu mal etwas zu sagen. Wenn man sich mal von den Mainstream Hallen 3.0, 3.1 und 4.0, 4.1 wegbewegt hat, mir ist es besonders in Halle 4.2 aufgefallen, entdeckt man ziemlich große und pompöse Stände von Unternehmen, die einem nichts sagen. Absolut nichts. Und dort saßen immer irgendwelche Leute, die total wichtig aussahen und führten Gespräche mit anderen wichtigen Leuten über mutmaßlich wichtige Dinge. Und das war die Stelle, an der ich mich gefragt habe, was das eigentlich für eine Messe ist, worum es hier geht?

Das ist recht schnell beantwortet: Geld. Promotion, Verkaufszahlen, möglichst hohe Einnahmen. Das liegt in der Natur unseres Wirtschaftssystems und darüber zu urteilen, ist hier auf dieser Plattform sicherlich fehl am Platze. Aber ich möchte eine Frage stellen: Wer entscheidet eigentlich, was ich lese? Bin ich das wirklich selbst? Wenn man immer wieder davon hört, dass Verlage ihre Bücher in den Buchhandlungen strategisch günstig platzieren und dafür viel Geld ausgeben, ist das für den einen ganz normale Werbung, wie für Tütensuppen, aber so ganz richtig finde ich das auch nicht.

Und dann stehen da noch andere Stände herum, bei denen dabei steht “Manuskripte willkommen”. Ich muss ehrlich sagen, wenn ich ein Manuskript hätte, würde so eine Anzeige einen potenziellen Verleger nicht unbedingt in die nähere Auswahl bringen. Denn man muss sich schon die Frage stellen, warum diese Verlage x-beliebige Manuskripte ansehen – wohlgemerkt: Manuskripte, keine Exposés. Oder man stellt sich die Gegenfrage, warum die großen Verlage diese Schilder nicht aushängen. Was bieten diese Verlage den Autoren, die sie mit “Manuskripte willkommen” anwerben wollen. Eine Chance zur Veröffentlichung bieten? Naja, vielleicht. Aber natürlich wollen sie die Starautoren von Morgen anwerben und richtig mit ihnen abkassieren. Genauso, wie alle Stände zum Thema Self-Publishing, die auch nur mitverdienen wollen.

Wenn ich als Schriftsteller erfolgreich werden will, dann geht das nicht unbedingt über literarische Qualität oder eine starke Handlung. Sondern es geht darum, zur richtigen Zeit den richtigen Roman zu veröffentlichen, der gut vermarktet wird. Wie viele unentdeckte Perlen müssen da noch auf uns Blogger warten? Und da bin ich auch schon beim nächsten Thema:

Die Rolle der Blogger. Wir (also… nicht ich, aber wir alle zusammen) haben eine ziemlich hohe Reichweite. Und dadurch, dass wir in der Regel andere Blogger lesen, kann es zu einem Multiplikatoreffekt führen, wenn wir ein Buch empfehlen. Deswegen sind wir für Verlage interessant. Für große, wie auch für kleine. Und jetzt muss jeder Blogger für sich entscheiden, wie er damit umgeht, wie er mit Rezensionsexemplaren umgehen will und für welche Rezensionen er sich bewusst entscheidet oder eben auch nicht bewusst entscheidet. Der Buchmarkt ist hart umkämpft und wir spielen zwar nicht die Hauptrolle, sind aber trotzdem von nicht geringer Bedeutung für die richtige Vermarktung. Also, was ich damit sagen möchte: Achtet ein bisschen darauf, was ihr alles annehmt und seid euch eurer Rolle bewusst, geht mit der Rolle verantwortungsvoll um. Und liebe Verlage: Wer mir eine Einführung in die Machenschaften des Buchhandels geben möchte: Ich bin sehr interessiert! Zwinkerndes Smiley

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