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Azrael – Wolfgang Hohlbein

Cover von Azrael

 

Nachdem seit dem letzten Hohlbein wieder einige Zeit vergangen ist, dachte ich, ich könnte mich mal wieder an ein Werk des Meisters wagen.

In Berlin geschieht eine Reihe von bizarren Selbstmorden. Das einzige, was sich zu ähneln scheint ist ein Schriftzug, “AZRAEL”, einem (angeblich) biblischen Todesengel.

Einige Indizien führen den Kommissar Bremer unter Leitung seines neuen Chefs Sendig zur Familie Sillmann, dessen Vater früher mit Drogen experimentiert hat, eben mit einer starken, aber nicht süchtig machenden Droge mit dem Akronym AZRAEL.

Mark, der Sohn der Familie, war einer dieser Versuchskaninchen. Er weiß nichts mehr davon und bricht nun, am Tag seiner Volljährigkeit, aus dem Internet, dass er seit 6 Jahren bewohnt aus, er kommt nach Berlin zurück und die Reihe der Selbstmorde beginnt.

Nach ganz viel Blut und Tod und Verderben kommt heraus, dass er damals mit den anderen Versuchskaninchen eine dunkle Macht im Bild des Todesengels beschworen hat, die alle außer ihm tötete. Sein Vater löschte diese Erinnerungen.  Die Droge war ein bioaktiver Stoff, der einer Gruppe von Menschen eine übernatürliche, schwarmartige Macht verlieh, die ausreichte, um ihre Vorstellungen lebendig werden zu lassen – dies kommt im alten Geheimlabor, in dem früher die Experimente stattfanden, heraus.

Am Ende bricht der Engel aus Mark aus und tötet alle Anwesenden.

Ich bin ein wenig zwiegespalten, ob mir dieses Buch gefallen hat. Es war jedenfalls durchgehend spannend und Hohlbein versteht es einfach, über 500 Seiten lang eine konstante Spannung aufrechtzuerhalten. Dazu gehört es dann auch, dass man voraussehen kann, dass der Charakter bald in Schwierigkeiten kommt, dazu gehört auch, das Charaktere eingeführt werden und im selben Kapitel sterben, damit der Tod dramatischer wirkt.  So weit so gut. Auch dass die Charaktere dauernd von Visionen heimgesucht werden, passt super zu der Geschichte.

Aber: Die Geschichte ist zu intransparent. Es ist zwar schön, eine Zeit lang im Dunkeln gelassen zu werden, aber wenn man über 200 Seiten mitlesen muss, wie immer mehr passiert und der eine Charakter scheinbar schon alles weiß, aber man selbst und der eigentliche Hauptcharakter nicht aufgeklärt wird, ist schon recht nervig – vor Allem, da eigentlich an der Stelle immer wieder das Gleiche passiert.

Alles in Allem bleibt eigentlich ein typischer Hohlbein. Ein biblisches (okay, Azrael kommt aus dem Koran) Motiv wird aufgegriffen und als Horrorroman verarbeitet. Das passiert handwerklich auch ziemlich gut, aber nicht vollends überzeugend.

Die Geschichte selbst ist wie schon gesagt spannend und auch in sich relativ plausibel. Die Charaktere sind mitunter ein wenig einseitig gezeichnet, werden aber gegen Ende (zumindest, wenn sie nicht sterben) noch näher beleuchtet und dann auch sinnvoll.

Allerdings bleibt, wie bei Hohlbein üblich, einiges offen. Es ist sicherlich kein schönes Ende, nicht alle Fäden sind zu Ende gesponnen, nicht alles wird erklärt. Das kann man mögen oder hassen, mich hat es hierbei nicht sonderlich gestört.

Als grundsolides Buch mit kleinen Mängeln, das im Doppelband mit seinem Nachfolger für 10€ bei Amazon erhältlich ist, bekommt Azrael von mir 3,5/5 Sternen. Ich empfehle es für alle Liebhaber von Horrorliteratur, die sich ein paar vergnügliche Stündchen machen wollen. Diese bekommen gute Unterhaltung, wenn auch nichts, was einen aus den Socken haut.

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