Permalink

0

Armageddon – Wolfgang Hohlbein

Im Durchschnitt der letzten Jahre schreibt Hohlbein durchschnittlich 1500 Seiten jedes Jahr. Gönnt man ihm einige Tage Wochenende und Urlaub im Jahr, sind das fünf Seiten, die der inzwischen nicht mehr ganz jugendliche Fantasy-Autor jeden Tag zu Papier bringt. Pünktlich zu den Buchmessen in Leipzig und Frankfurt erscheinen so mindestens zwei Bücher pro Jahr. Im Oktober 2017 erschien also Armageddon, ein recht umfangreicher Roman (~600 Seiten), beim Piper-Verlag, der mir auch das Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte – vielen Dank dafür!

Alles dreht sich um Beka, eine junge Frau auf dem Weg nach Tel Aviv. Im Flugzeug noch von kleinen Kindern ziemlich genervt, kommt es bei der Landung zu Schwierigkeiten. Schwierigkeiten in Form einer Atombombe, die unmittelbar neben dem Flugzeug explodiert. Warum Beka nicht gestorben ist, erschließt sich ihr nicht, aber sie wacht in einem seltsamen Tempel ihrer Kleider beraubt auf. Sie trifft auf Lukas, den perfekten Mann, der im Flugzeug hinter ihr saß. Doch kaum verlassen sie den Tempel, wird Lukas schon erschossen und Beka festgenommen und soll verbrannt werden. Ein Engel rettet sie und bestraft diejenigen, die sie verbrennen wollten. Sie findet nach kurzer Zeit heraus, dass sie sieben Jahre in der Zukunft und in Jerusalem ist, wo alles, was früher mal war, zerstört ist und nur der Engel seine schützende Hand über einen kleinen Stamm an Kindern hält, die von ihm mit nicht verstrahlter Nahrung versorgt werden. Doch auch diese Welt droht zu zerbrechen, als ein Ausflug von Beka und einem der Kinder aus dem Flugzeug zu ebenjener Absturzstelle zu einer großen Schlacht führt, die in eine Flucht aus dieser Stadt und vor den Engeln mündet. Hier stellt sich dann die Frage nach Freund und Feind noch einmal völlig neu.

Über das Ende des Buches werde ich mal nicht so viel verraten – wer jedoch darauf hofft, dass am Ende mal alles aufgeklärt hat, wird enttäuscht, denn es endet nicht nur mit einem Cliffhanger, sondern es ist bereits ein zweiter Band für Oktober 2018 angekündigt – der mit knapp 700 Seiten sogar nochmal etwas umfangreicher ist. Also wer einfach nur eine abgeschlossene Geschichte lesen möchte, ist mit diesem Buch vermutlich nicht besonders gut bedient.

Was ist von dem Buch hielt? Yeah, keine Tentakel! Hohlbein hat ja eine Affinität zum Cthullu-Mythos, sodass in vielen seiner Werke geheimnisvolle Wesen mit Tentakeln aus der Tiefsee auftauchen und in irgendeiner Form eine ganze Menge Unheil anrichten. Hier ist das nicht der Fall, sondern er bedient sich vage der christlichen Offenbarungsgeschichte, eben dem Armageddon, was ja vom Titel durchaus nahegelegt wird. Das ist nicht das erste Mal, dass sich Hohlbein dieses Motivs bedient, spontan fällt mir da Krieg der Engel ein, aber ich meine, es gäbe noch weitere Titel, in denen das Motiv wieder auftaucht. Das ist jetzt zunächst auch gar nicht verwerflich, aber es ist eben nicht wirklich eine neue Idee.

Neu ist allerdings das Setting. Eigentlich gab es schon so eine Art Apokalypse und nun haben die Engel sozusagen Schutzzonen im heiligen Land eingerichtet. Beka wird in diese Welt hineingeworfen und erkundet diese Welt zunächst. Scheinbar hat sie aber eine Schlüsselrolle inne, weil sie irgendwie seltsam behandelt wird. Und in dieser Welt ist alles erstmal erklärungsbedürftig, die Folgen der Radioaktivität sind omnipräsent und alles ist anders. Insofern ist es auch zu verzeihen, dass in der Handlung verhältnismäßig wenig passiert. Wie es für Hohlbein typisch ist, gibt es im Durchschnitt alle 20-40 Seiten irgendein Spannungsmoment mit potenziell tödlichen Gefahren für zumindest einen Protagonisten. Der Fokus der Handlung liegt auch nahezu ausschließlich auf Beka, es gibt also keine großen Nebenschauplätze, in denen etwas passiert. Beka ist eine recht interessante Figur, wenngleich sie nicht so wirklich eine Entwicklung durchläuft. Leider sind viele Nebenfiguren sehr statisch – allerdings sterben auch einige, sodass sie auch nur als Statisten, die eine Funktion in der Handlung erfüllen, angelegt waren.

Insgesamt fand ich Armageddon durchaus lesenswert. Es ist nicht der beste Hohlbein, den ich je gelesen habe, gerade die etwas lahme Handlung mit manchen Spannungsmomenten, die ziemlich konstruiert wirken und dann eigentlich auch nur die Handlung stören stieß mir ein wenig sauer auf. Ansonsten hat mich das Thema des Romans absolut positiv überrascht, das Setting ist spannend gestaltet, die Welt ist relativ komplex und eigentlich erst am Ende dieses Bandes halbwegs abschätzbar. Ich hatte ob des Klappentextes kurz Angst, dass Hohlbein sich hier an einem politischen Thriller oder ähnlichem versucht – das hat er tatsächlich nicht, es ist ein phantastisches Werk durch und durch. Ich bin gespannt auf die Fortsetzung und gebe für diesen Band gerne 4/5 Sternen.

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.