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Am Abgrund – Wolfgang Hohlbein

Ich habe mal wieder eine Reihe angefangen. Ich weiß, das sollte ich lieber lassen und es tut meinem SuB auch nicht besonders gut, aber da die ersten fünf Bände ohnehin seit einigen Jahren auf meinem SuB liegen, dachte ich, ich könnte genausogut damit anfangen. Ich muss die Reihe ja nicht unbedingt fertiglesen.

Die Rede ist von der Chronik der Unsterblichen, Hohlbeins größter, längster und mutmaßlich auch komplexester Reihe. Während die Hexer-Reihe in gedruckter Form auch fast 6000 Seiten umfasst, liegt die Chronik der Unsterblichen bei aktuell 10 Bänden und 7700 Seiten (plus >700 Seiten Bonusmaterial) noch drüber. Und abgeschlossen ist die Reihe noch lange nicht. Es gibt Zusatzgeschichten, sogar eine Rockopernadaption und ein zweiteiliges Konzeptalbum einer Progessive-Metal Band. Das zufälligerweise auch zu meinen Lieblingsalben zählt. Kurzum: Als Hohlbeinfan war es unvermeidlich, diese Reihe früher oder später anzugehen.

Andrej Delani möchte sein Heimatdorf besuchen, um nach dem Tod von Frau und Tochter wieder nach seinen Verwandten zu sehen. Doch er findet nur Grauen vor. Ein kleiner Junge – der sogar sein Sohn zu sein scheint – erzählt davon, wie Männer ins Dorf kamen, seinen Bruder (?) qualvoll folterten und den Rest des Dorfes töteten. Nur wenige konnten fliehen und sind inzwischen gefangengenommen worden. Drei goldene Reiter waren die schlimmsten von allen. Also macht ich Andrej mit dem Jungen auf den Weg und sie ziehen in die Großstadt. Auf dem Weg dorthin müssen sie ihren ersten Kampf gegen die Reiter austragen und der Junge lernt, was für ein Kämpfer Andrej ist und dass ihm auch schlimme Wunden kaum etwas ausmachen. Im Gasthaus zur Zwischeneinkehr lernen sie eine Diebesbande kennen und wollen sich ihnen anschließen, als das Gasthaus unter großen Verlusten niedergebrannt wird. Schließlich in der Stadt angekommen, hält dort auch der Inquisitor Einzug, der hinter Delani her ist – er ahnt dies nur, weiß aber nicht, wieso. Nach einem Versteckspiel, Frederics Mord am Inquisitor und einigem Scharaden wird Delani erst in die Burg geschmuggelt, dann gefangen genommen, wird aber – warum auch immer – nicht verbrannt, sondern soll einem Menschenhändler verkauft werden. Im Hafen lernt er dann, was eigentlich mit ihm los ist. Er ist einer der Unsterblichen, also eine Art Vampir. Er ernährt sich von anderen Menschen, um sein eigenes Leben zu verlängern. Das ist der Grund, warum er auch nie ernsthaft verletzt wurde – er kann sich enorm schnell regenerieren.

Ich muss sagen, ich habe schon mal einen Vampirroman von Hohlbein gelesen (Dunkel), aber war von dem nicht so begeistert, dass ich viel Motivation für eine lange Vampirreihe hatte. Dennoch hat mich der Band sehr angenehm überrascht. Das Büchlein ist recht überschaubar, sodass in meiner Ausgabe sogar zwei Bände in einem Buch zusammengefasst wurden, Band 1 umfasst kaum 350 Seiten. Für diese 350 Seiten passiert jedoch enorm viel, ihr seht, wie lange ich für die Inhaltsangabe gebraucht habe. Spannend finde ich es, dass man zunächst nicht weiß, was mit Delani los ist, wieso er solche Kräfte hat – das wird erst in den letzten Seiten deutlich, was dazu führt, dass man das ganze Buch über – man weiß ja, was es für eine Reihe ist – eine Ahnung mit sich trägt, die aber erst sehr spät verifiziert wird. Eigentlich eine recht interessante Idee, wobei dann natürlich deutlich wird, dass es nur ein Reihenauftakt ist. Zwar ist die Geschichte in sich abgeschlossen, es bleibt aber noch so viel offen, dass es klar ist, dass es weitergehen muss – und der Band schafft es, Lust auf mehr zu machen.

Meines Erachtens ist Am Abrgund einer der besten Hohlbein-Romane, die ich in letzter Zeit gelesen habe. Die Geschichte ist spannend erzählt, sie ist überschaubar und dennoch passiert ausreichend viel. Was Hohlbein immer etwas übertreibt, sind meiner Ansicht nach die Actionszenen, die sind mal wieder sehr zahlreich vertreten. Etwas weniger Action und dafür mehr Zeit für die Charakterbildung wäre ganz nett gewesen. Andrej erinnert ein wenig an die Enwor-Saga, auch Andrej möchte eigentlich nicht kämpfen, ist aber gleichzeitig ein exzellenter Krieger. Das Ende des Bandes ist auch gut beschrieben, löst einige Fäden gut auf, lässt andere für die Fortsetzung offen und insgesamt sind die für Hohlbein recht typischen Schwächen in diesem Band so wenig ausgeprägt, dass ich mich gerne zu 4,5/5 Sternen hinreißen lasse – und mich vom zweiten Band erstmal zugunsten eines anderen Hohlbeins losreißen musste.

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