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Als ich in meinem Alter war – Torsten Sträter

k-2016-03-04 12.24.51Torsten Sträter ist ein Kabarettist und Poetry-Slammer, den ich unter Anderem aus einigen Satiresendungen kenne. Ich habe auch eine CD von ihm und sah dann kürzlich in der örtlichen Stadtbibliothek das neuste Buch von ihm und nahm es kurzentschlossen mit.

Ich tue mir mit der Inhaltsangabe ziemlich schwer, denn, wie das bei solchen Künstlern immer ist, es gibt natürlich nicht wirklich eine Handlung. Nach einem Vorwort erzählt Sträter einige seiner Geschichten. Klassiker, die man schon aus einigen Sendungen kennt, neue Geschichten und generell einfach einige seiner Slam-Texte. Anschließend enthält das Buch noch eine Art Best-Of seiner Fernsehtexte unter anderem für extra3, einige Geschichten, die er für den Kicker geschrieben hat sowie eine Auswahl unveröffentlichter Texte, quasi die Texte, die ansonsten nicht verwertet werden können.

Sträters Stil ist schwer zu beschreiben. Normalerweise sind Poetry-Slammer immer junge, aufstrebende Künstler, die wortreich und in umschlungenen Versen über das Leben und die Welt erzählen. Sträter ist eher so die Mettwurst unter den Poetry-Slammern – gut abgehangen, etwas trocken und ohne Schnörkel. Er erzählt Geschichten, die nicht unbedingt mitten aus dem Leben stammen, sondern in aller Regel völlig absurd sind. Beispielsweise erzählt er eine Geschichte, in der er mit seinem Sohn zusammen alle Metzger der Stadt abklappert, um jeweils ein Stück Fleischwurst zu schnorren. Das ganze muss er deswegen machen, weil er seiner Mutter einen Kringel Fleischwurst weggeessen hat und nach einem Unfall mit einem Zirkuspferd und einer Rolltreppe nun sehr pleite ist. Was das Ganze mit Cognac und gekochten Kohlrabi zu tun hat, müsst ihr allerdings selbst nachlesen.

Ihr merkt schon, der Humor ist sehr schräg und ich hatte schon Angst, dass sein sehr trockener Humor, der oftmals einfach zu absurd ist, um realistisch zu sein im Buch nicht gut rüberkommt, weil natürlich bei ihm auch der Vortrag der Geschichten viel des Witzes ausmacht. Das ist mir glücklicherweise nicht passiert, weil ich seine Stimme und sein charakteristisches Vorlesen immer im Hinterkopf hatte, wer ihn allerdings nicht kennt, ist vielleicht gut damit beraten, sich zunächst einige Youtube-Videos von und mit ihm anzusehen, um ihn und seinen Humor kennenzulernen. In den freien Geschichten kommt das noch etwas besser durch, als in den eher themenbezogenen Geschichten für extra3 oder den kicker, die natürlich Bezug zum Tagesgeschehen nehmen, aber dennoch auch jetzt noch mit Gewinn zu lesen sind. In extra3 über nimmt Sträter die Rolle von Ersatz-Pressesprechern für bekannte Persönlichkeiten und erzählt eine Begebenheit der fiktiven Perspektive der berühmten Person, so kommentiert er beispielsweise die Krim-Annexion aus Sicht Putins und führt diesen damit geschickt vor.

Mir gefiel das Buch relativ gut, ich fand, man konnte es gut und zügig durchlesen. Einige Geschichten kannte ich zwar schon, aber allein für die ‚unveröffentlichten‘ Geschichten lohnt sich das Buch durchaus. Ob ich es mir zum Vollpreis gekauft hätte, bezweifele ich allerdings, dafür war der Lesespaß mit gut zwei Stunden doch etwas sehr kurz und mir hat natürlich die Vortragsweise gefehlt. Klar, man kann das Buch auch mehrmals lesen, aber ich würde mir von Kabarettisten und Poetry-Slammern immer eine – vom Autor selbst eingelesene – Hörbuchfassung kaufen, um dabei den ganzen Künstler zu erleben. Man sagt ihm nach, er sei das fleischgewordene Ruhrgebiet – und auch wenn diese Rezension jetzt alles andere als vegan war, finde ich Sträter einfach unglaublich witzig, höre ihm gerne zu und gebe somit, womöglich mehr aus Sympathie für ihn und sein Schaffen gerne 4/5 Sternen. Wenn euch die Auftritte von ihm gefallen, macht ihr mit dem Buch definitiv nichts falsch, wenn ihr ihn noch nicht kennt, könnt ihr ja mal in ein paar Texte reinhören, um zu schauen, ob es euch zusagt. Und wenn ihr in der Bibliothek oder irgendwo mal über das Buch stolpern solltet – nehmt es ruhig mit, es ist definitiv einen Blick wert.

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