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1Q84–Kapitel 5: A Profession Requiring Specialized Techniques And Training

Murakami hält in diesem Kapitel an gleich zwei Trends fest: Erstens, seine Kapitelnamen sind ein aussagekräftiges Zitat aus dem jeweiligen Kapitel und sprengen meine Titelzeile und zweitens, er wechselt jedes Kapitel zwischen Aomame und Tengo.

Nach ihrem Mord besucht Aomame eine Hotelbar, trinkt dort etwas, liest dabei ein Buch, kommt mit einem Mann ins Gespräch, der ihr gefällt und fordert ihn recht indiskret und direkt zum Sex mit ihr auf. Sie haben Sex und das wirklich interessante passiert erst in den letzten Zeilen, als sie im Radio von Ereignissen erfährt, die sie überhaupt nicht einordnen kann und die auch überhaupt nicht zu ihrer Welt passen, beispielsweise die Kolonisation des Mondes. Auch über die merkwürdigen Polizisten aus dem letzten Kapitel wurde hier noch einmal gesprochen, laut den anderen Personen laufen die Polizisten schon seit über 2 Jahren mit den neuen Schusswaffen und Uniformen herum, die Aomame erst heute bemerkt hat. Es bahnt sich also so langsam der Gedanke an, dass sich Aomame in einer anderen Welt befindet – möglicherweise seit sie die Highway-Treppe herabgestiegen ist?

Murakami verwebt hier die Handlungsfäden ziemlich geschickt. Er beschreibt in einem Kapitel ein abgeschlossenes Ereignis (den Sex mit dem Kerl), baut Rückbezüge (die Uniformen) und Ausblicke (die Mondkolonisation) mit ein und am Ende ist die Handlung eine Winzigkeit weitergeschritten, ohne dass ich irgendetwas davon gemerkt habe. Auch in diesem Kapitel muss ich wieder Murakamis Feingefühl beim Beschreiben von Aktionen unterhalb der Gürtellinie bewundern. Murakami nimmt beim schreiben kein Blatt vor den Mund und geht durchaus recht weit im Beschreiben des Geschlechtsverkehrs, aber schafft dabei die Gradwanderung zwischen detailreich und pornografisch. Es wirkt nicht ekelhaft oder abstoßend und es erregt auch nicht, es ist eine ziemlich nüchterne aber ausführliche Beschreibung, was mir gut gefällt, Beschreibungen von Sex driften meiner Meinung nach zu häufig ins Abstoßende ab oder verlieren sich in endlosen Schwärmereien, was Murakami geschickt umgeht.

Wieder bin ich von einem Kapitel ziemlich angetan und auch wenn sich in der Handlung nur mit kleinen Schritten etwas tut – wir sind ja noch ganz am Anfang des Buches. Mit diesen Sätzen verbleibe ich dann bis übermorgen.

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